Die Szenerie am Alten Postplatz in Waiblingen wirkt nicht gerade einladend. Durch einen Umbau will die Stadt das ändern. Foto: /Gottfried Stoppel

In Waiblingen gibt es einige Orte, zum Beispiel den Alten Postplatz, an dem sich viele Bürger unwohl fühlen. Polizei und Verwaltung haben nun eine Strategie für eine sichere Innenstadt entwickelt.

Die gute Nachricht hat Barbara Petersen, die Leiterin des Polizeireviers Waiblingen, gleich vorne weg geschickt: „Es gibt in Waiblingen keinen Kriminalitätsschwerpunkt.“ Doch zwischen der objektiven Sicherheitslage und dem subjektiven Empfinden vieler Menschen besteht oft ein großer Unterschied. Viele Waiblinger fühlen sich beispielsweise am Alten Postplatz nicht wohl. Der Platz vor dem dortigen Supermarkt – bei Polizei und Verwaltung auch als „Affenhügel“ bekannt – ist ein Treffpunkt, an dem gerne mal über den Durst getrunken, geräuschvoll diskutiert und laut Musik gehört wird. Auch rund ums Rathaus und beim Familienzentrum Karo, beides sind Treffpunkte für Jugendliche und junge Erwachsene, fühlen sich manche Passanten insbesondere in den Abendstunden nicht sicher.

„Wir müssen es schaffen, dass der Bürger sich wohlfühlt, wenn er über den Alten Postplatz läuft“ – so hat es Barbara Petersen am Mittwochabend vor Gemeinderäten zusammengefasst. In der Sitzung des Ausschusses für Bildung, Soziales und Verwaltung gab die Kriminaloberrätin einen Überblick über die Polizeikriminalstatistik für das Jahr 2023 – wegen Terminschwierigkeiten einige Monate später, als ursprünglich geplant. Die Daten des aktuellen Jahres dürfen derzeit noch nicht veröffentlicht werden. Die Zahl der Straftaten im öffentlichen Raum ist demnach in Waiblingen im Jahr 2023 zurückgegangen, für das laufende Jahr rechnet Petersen aber wieder mit höheren Zahlen.

Für Verbotszonen gibt es etliche Hürden

Dennoch sind Orte wie der Alte Postplatz weit davon entfernt, als kriminelle Hotspots zu gelten. Das wäre aber die Voraussetzung für Maßnahmen wie eine Videoüberwachung oder die Einführung einer Alkoholkonsumverbotszone. Die Verwaltung habe die Möglichkeit der Videoüberwachung geprüft, sagte Benjamin Schock, der Leiter des Fachbereichs Bürgerdienste. Doch die Vorkommnisse am Alten Postplatz, hauptsächlich handelt es sich um Ordnungsstörungen, reichten nicht dafür aus. Wie auch im Fall einer Alkoholkonsumverbotszone müssten erst mildere Mittel erprobt werden, um das Problem in den Griff zu bekommen.

Um das Sicherheitsgefühl am Alten Postplatz trotzdem zu verbessern, setzt die Verwaltung zum einen auf eine bauliche Umgestaltung. Ziel sei es, den Platz attraktiver zu machen, sodass sich dort mehr Menschen gerne aufhalten und ein Verdrängungseffekt auftrete, erläuterte der Erste Bürgermeister Peter Schäfer. „Wir müssen aber frühzeitig einen Platz finden, wo die durch die Maßnahme verdrängten Menschen sich wohlfühlen, aber nicht so viele andere stören.“

Eine bessere Beleuchtung für die Innenstadt

Als weitere Maßnahme wolle die Verwaltung die Beleuchtung vor allem in der Innenstadt verbessern, berichtete Benjamin Schock: „Je heller es ist, desto sicherer fühlt man sich.“ Präventiv vor Ort zu sein, sei für die Polizei aufgrund der Personallage nicht möglich, bedauerte Barbara Petersen: „Wir sind in der Lage zu reagieren, wenn wir etwas erfahren. Den Luxus, durchs Städtle zu laufen und zu suchen, können wir uns nicht leisten.“ Zum Glück gebe es aber als Unterstützung die städtische Polizeibehörde, den Kommunalen Ordnungsdienst (KOD).

Phasenweise mehr Präsenz zu zeigen, ist laut Petersen für die Polizei das Rezept, „wenn wir merken, da läuft was in die falsche Richtung“. So registrierte man in der Stadt zum Jahreswechsel eine Gruppe Jugendlicher, die regelmäßig in der Stadt unterwegs war. Gemeinsam mit dem Kommunalen Ordnungsdienst habe die Polizei für eine gewisse Zeit täglich zwischen 18 und 23 Uhr Präsenz gezeigt. Dabei sei es gelungen, mit der Gruppe ins Gespräch zu kommen. Das Fazit der Revierleiterin: „Wir haben keine Bandenstruktur festgestellt.“ Die Zahl der Ordnungswidrigkeiten sei auch zurückgegangen, sagte Peter Schäfer, der die Bestreifung ausweiten will. Er betonte aber, dass diese personalintensiv sei und andere Aufgaben liegenblieben. Als weitere Maßnahme soll die Jugendsozialarbeit ausgebaut werden.

Zweifel an fehlenden Hotspots

Schäfers Fazit, Waiblingen stehe in Sachen Sicherheit gut da, fand nicht bei allen Räten Zustimmung. Insbesondere aus der CDU-Fraktion kamen Redebeiträge, in denen die Aussage, Waiblingen habe keine kriminellen Hotspots, bezweifelt und gefordert wurde, es brauche auch an den Bahnhöfen mehr Präsenz. Dort ist allerdings die Bundespolizei zuständig.

Hermann Schöllkopf (CDU) schlug vor, an Orten wie dem Alten Postplatz eine Videoüberwachung zu installieren, selbst wenn das Gesetz dies nicht erlaube: „Wenn einer dagegen klagt, kann man sie ja abbauen.“

Die Sicherheitslage in Waiblingen

Kriminalität
 In der Waiblinger Kernstadt und den Ortschaften hat die Polizei 2023 insgesamt 2726 Straftaten registriert. Die Aufklärungsrate lag in Waiblingen bei 57,4 Prozent im Vergleich zur landesweiten Quote von 63,5 Prozent. Die deutlich niedrigere Zahl begründet die Polizei damit, dass es sehr viele Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen und Diebstähle gab – Delikte, die meist ungeklärt bleiben. Während die Zahl der Diebstähle stetig ansteigt, ging die der Rohheitsdelikte, zu denen Raub und Körperverletzungen gehören, entgegen dem Landestrend in Waiblingen zurück.

Unfälle
 In Waiblingen gibt es laut Barbara Petersen keinen Unfallschwerpunkt. Die Unfallzahlen für das Jahr 2023 bezeichnet sie als sehr gut. Hauptunfallursache ist die Geschwindigkeit. Stark zugenommen haben allerdings Unfälle mit Pedelecs.