Der Landrat zeichnet Angestellte aus, die sich im Team erfolgreich um eine bessere Verständlichkeit bemüht haben Foto: Landratsamt

Mit einfacher Sprache wird auch die Arbeit für die Behörde einfacher. Landrat zeichnet Sieger im zweiten Wettbewerb für einfache Sprache aus.

Wer hat sich nicht schon mal über ein Schreiben einer Behörde geärgert, das den Empfänger auch nach zweimaligem Durchlesen ratlos zurückließ? Das Problem hat man im Landratsamt in Böblingen erkannt. Systematisch will man dort für den Bürger verständlicher werden.

Die Mitarbeiter wurden durch einen Wettbewerb zu verständlicher Sprache motiviert. Jetzt konnte Landrat Roland Bernhard die Sieger des behördeninternen Wettbewerbs auszeichnen. In Rahmen einer kleinen Feier überreichte er die Preise stellvertretend an Kerstin Höchst vom Abfallwirtschaftsbetrieb sowie Katja Sartissohn und Katharina Hornikel, beide vom Jugendamt. Die jeweiligen Arbeitsgruppen bekamen für ihre Mühen Verzehrgutscheine für ein Restaurant ihrer Wahl. Bernhard betonte, dass in der Jury gezielt Menschen aufgenommen wurden, die ein eher einfaches Sprachverständnis haben: eine Person mit Behinderung und ein Mensch mit noch junger Zuwanderungsgeschichte. „Wir müssen vom Kunden her denken“, So der Landrat.

Texte vom Kunden her denken

Gerade für die angesprochenen Gruppen sind Behördenschreiben ein besonderes Problem, deshalb ging die Initiative für einfache Sprache im Landratsamt auch vom Beauftragten für Menschen mit Behinderung, Reinhard Hackl, aus, der sich das Amt für Migration und Flüchtlinge von Katharina Pfister mit an Bord holte. Pfister meint: „Zuwanderung von Menschen mit geringen Deutschkenntnissen gehört zum Alltag im Kreis Böblingen. Mit der einfachen Sprache stellen wir uns dieser Herausforderung“.

Schriftstücke sind oft unverständlich

Das Verständnisproblem ist aber beileibe nicht auf diese Personengruppen beschränkt. Jeder sechste deutsche Erwachsene hat Schwierigkeiten beim Lesen der Texte, die uns im Alltag begegnen. Behördentexte sind besonders unverständlich. Nach einer Studie der Uni Hamburg werden 74 Prozent der Texte von Behörden und Firmen von weniger als 10 Prozent richtig verstanden. Ein echtes Problem, denn daraus entstehen Reibungsverluste und Konflikte.

Deshalb wurden für die Mitarbeiter bislang zwei Workshops für einfache Sprache durchgeführt. Danach in den verschiedenen Dezernaten und Ämtern Qualitätszirkel gegründet, die sich die Amtstexte vornehmen. Neun Qualitätszirkel haben ihre Arbeit aufgenommen. „Wenn die Bürger wissen, was wir von ihnen wollen, entstehen viele Spannungen erst gar nicht,“ ist Hackl überzeugt.