Der CSU-Politiker Manfred Weber gilt als einer der sehr einflussreichen Männer im Europaparlament. Foto: AFP/DAMIR SENCAR

Der CSU-Politiker Manfred Weber ist neuer Vorsitzender der Europäischen Volkspartei und nun einer der mächtigsten Politiker Europas.

Manfred Weber würde nie offen zugeben, dass ihn die Niederlage noch schmerzt. Der sympathische Bayer sollte 2019 eigentlich EU-Kommissionspräsident werden, wurde aber kurz vor dem Ziel brutal abgegrätscht. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und die damalige Kanzlerin Merkel hatten in einem überraschenden Hinterzimmer-Deal Ursula von der Leyen (CDU) durchgedrückt. Nach diesem bitteren Rückschlag griff der 49-Jährige nun erneut nach der Macht. Der CSU-Mann wurde zum Vorsitzenden der einflussreichen konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) gewählt und ist damit als amtierender Fraktionschef der EVP im Europaparlament einer der einflussreichsten Politiker Europas. Auf dem Parteitag in Rotterdam war er der Deutsche am Dienstag haushoher Favorit.

Gerüchte über weitere Ambitionen

In den Brüsseler Fluren stellen sich allerdings viele die Frage, ob Weber diesen Posten nur als Zwischenstation ansieht. Denn in seiner bayerischen Heimat sind die Menschen nicht gerade zufrieden mit der Arbeit von CSU-Ministerpräsident Markus Söder. Befeuert wurden diese Gerüchte, weil Weber jüngst auf den Posten des Brüsseler Parlamentspräsidenten demonstrativ verzichtet hat und dafür die Konservative Malteserin Roberta Metsola in das Amt lobte.

Lange ein Freund von Victor Orban

Der stets freundlich und vermittelnd auftretende Politiker, der seine Karriere in der Landespolitik begann und 2004 ins Europaparlament gewählt wurde, betont immer wieder seine tiefe Verbundenheit zur Heimat. In Brüssel vertritt er klassisch konservative Positionen. Zur EU könnten nach seinen Vorstellungen die Ukraine und Moldau gehören, die Türkei hingegen nicht. Inzwischen äußert er auch eine sehr eindeutige Meinung zu den Einschränkungen der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Ungarn. Eine Läuterung, die ihm allerdings nicht alle abnehmen. Denn über Jahre war Weber einer der Fürsprecher des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und dessen Fidesz-Partei in der EVP-Fraktion. Erst als es zum Bruch der Fidesz mit der EVP-Fraktion kam, wurde die Kritik deutlicher.