Die halbe Bundesliga kämpft um den Klassenverbleib. Einige Vereine haben sich in der Winterpause personell verstärkt, andere dagegen müssen den Ausfall mehrerer verletzter Spieler kompensieren. Ein Überblick.
Deutscher Meister? Dürfte auch in dieser Saison der FC Bayern werden, sofern es zu keiner mittelgroßen Überraschung kommt. Als Kontrastprogramm zum erwartbaren Titelrennen hat sich dagegen längst der Abstiegskampf etabliert, in dem es Jahr für Jahr eng zugeht. Auch jetzt wieder: Gerade einmal fünf Punkte trennen den Zehnten Mainz 05 vom VfB Stuttgart auf dem Relegationsrang, die halbe Liga kämpft um den Klassenverbleib. Entsprechend intensiv haben die Teams in der Winterpause gearbeitet. An ihrer Form – aber auch an Transfers, vor allem in der Offensive. Ein Blick auf die Lage bei der VfB-Konkurrenz vor dem Re-Start am Wochenende.
1. FC Köln (Platz 13, 17 Punkte). Der FC tut sich nach einer starken Vorsaison (Platz sieben) bislang schwer – und hat sich nun in der Winterpause prominent verstärkt mit Davie Selke. Der Stürmer kam zuletzt bei Hertha BSC nicht mehr regelmäßig zum Zug, hat aber immerhin schon 35 Bundesliga-Tore auf dem Konto. Und: Mit seinen 1,94 Metern könnte er der Zielspieler in dem auf Flanken ausgerichteten Angriffsspiel von Trainer Steffen Baumgart sein.
Defensiv dagegen klemmt es: Die beiden Verteidiger Kristian Pedersen und Luca Kilian fallen mit Muskelverletzungen jeweils wochenlang aus. In den Testspielen siegten die Kölner 4:0 gegen den Hamburger SV und 5:0 gegen den belgischen Zweitligisten Lommel SK. Der Trainer aber mahnt. „Das war keine Bundesliga“, sagt Baumgart, „gegen Werder Bremen kommt etwas anderes auf uns zu.“ Dennoch scheinen die Kölner gut gerüstet.
FC Augsburg (Platz 14, 15 Punkte). Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter wurde auf der Suche nach Verstärkungen in Kroatien fündig: Von NK Osijek kam für geschätzte drei Millionen Euro Mittelstürmer Dion Beljo (20), an dem auch Borussia Mönchengladbach Interesse gehabt haben soll. Von Hajduk Split wechselte Außenverteidiger David Colina (22) nach Augsburg. Ob sie das Team sofort verstärken? Offen.
Bei den Testspiel-Ergebnissen war jedenfalls noch Luft nach oben – sowohl bei den Doppelpacks über zweimal 90 Minuten gegen Union Berlin (0:1, 1:4) und den VfL Wolfsburg (0:4, 1:0) als auch gegen Ferencváros Budapest (0:2). In dieser Woche kam in den Angriff nochmals personelle Bewegung: Florian Niederlechner (vier Saisontore) ging zu Hertha BSC, als Ersatz kam vom FC Genau Kelvin Yeboah (22) – der Neffe von Anthony Yeboah. Ob die jungen Stürmer im Kader Niederlechners Präsenz ersetzen können, muss sich zeigen.
Hertha BSC (Platz 15, 14 Punkte). Die Berliner verzeichneten im Winter namhafte Abgänge wie Davie Selke (zum 1. FC Köln) oder Vladimir Darida (zu Aris Thessaloniki) – Stammspieler aber waren sie beide schon länger nicht mehr. Vom Liga-Konkurrenten FC Augsburg kam dagegen für den Sturm der erfahrene Florian Niederlechner (44 Bundesliga-Tore in 181 Spielen), der allerdings wegen Oberschenkelproblemen vorerst ausfallen wird.
Die Testspiele im Trainingslager im US-amerikanischen Orlando verliefen meist erfolgreich. Aber: Ein europäischer Erstligist war nicht unter den Gegnern, die Aussagekraft bleibt entsprechend begrenzt.
VfL Bochum (Platz 17, 13 Punkte). Leihen statt Kaufen: Der Vorletzte hat in der Winterpause mehrere Spieler für einen vorerst begrenzten Zeitraum bis Saisonende geholt: von Olympaikos Piräus den bundesligaerfahrenen Mittelfeldspieler Pierre Kunde Malong (FSV Mainz 05), vom SC Freiburg Innenverteidiger Keven Schlotterbeck – den Bruder von Nationalspieler Nico Schlotterbeck.
Die Testspiele verliefen durchwachsen: Gegen die Schweizer Erstligisten Grasshoppers Zürich und FC Luzern spielte das Team von Thomas Letsch jeweils 1:1, gegen den ungarischen Zweitliga-Tabellenführer Diósgyöri VTK gab es ein unschmeichelhaftes 0:3. Zum Auftakt empfangen die Bochumer an diesem Samstag gleich Hertha BSC zum direkten Duell im Tabellenkeller.
FC Schalke (Platz 18, 9 Punkte). Die zentrale Baustelle heißt Sturmzentrum: Die Königsblauen suchen derzeit intensiv nach einem Ersatz für Sebastian Polter, der sich im Test gegen den FC Zürich (2:2) Anfang Januar eine Kreuzband-Verletzung im rechten Knie zugezogen hatte und laut Trainer Thomas Reis wohl bis Saisonende ausfallen wird. Michael Frey von Royal Antwerpen gilt als Kandidat.
Geld für einen neuen Angreifer ist vorhanden, da der zuletzt formstarke Standardspezialist Florent Mollet in der Winterpause für geschätzte 1,5 Millionen Euro in seine französische Heimat zum FC Nantes wechselte. Für die linke Abwehrseite ist Sportvorstand Peter Knäbel indessen schon fündig geworden: Der 61-malige finnische Nationalspieler Jere Uronen kommt per Leihe von Stade Brest aus der französischen Ligue 1.