Zwischen zwei Menschen macht es klick, wenn das Gespräch im Fluss ist. Foto: imago/Westend61

Eine Studie zeigt: Menschen fühlen sich umso mehr verbunden, je schneller sie aufeinander reagieren.

Es macht klick, und es ist ein schönes Gefühl: Wir lernen jemanden kennen, etwa in einer Warteschlange oder einem Zugabteil – und es entwickelt sich ein Gespräch, als wären wir alte Freunde. Doch wie entsteht so ein guter Draht? Offenbar entsteht er laut einer aktuellen US-Studie vor allem daraus, dass wir nicht richtig zuhören.

Ein Forscherteam vom Dartmouth College in New Hampshire lud 66 Männer und Frauen zu zehn Gesprächen, in denen sie sich jeweils mit einem fremden Gegenüber gleichen Geschlechts unterhalten sollten. Für jedes Gespräch wurden zehn Minuten anberaumt, ein Thema wurde nicht vorgegeben. Es wurde per Video aufgezeichnet und danach den Gesprächsteilnehmern vorgespielt.

Ein „besonders“ guter Draht

Es zeigte sich: Je kürzer die Pausen zwischen den Redebeiträgen, umso mehr hatten die Probanden das Gefühl, eine Verbindung zu ihrem Gegenüber zu haben. Und diese Einschätzung bestätigte sich, als man die Gespräche außenstehenden Betrachtern vorspielte: Auch sie sprachen von einem besonders guten Draht, wenn das Gespräch im Fluss war und die Beteiligten ohne Verzögerung aufeinander reagierten.

„Enge, warmherzige Gespräche weisen offenbar kürzere Pausen auf“, resümiert Studienleiterin Emma Templeton. Wobei die Psychologin betont, dass es eigentlich ohnehin fast ein neurologisches Wunder ist, dass wir in einer Kommunikation so schnell reagieren können. „Wir schaffen das in durchschnittlich 250 Millisekunden, also einer Viertelsekunde“, erläutert Templeton. „Jeder nimmt auf, was der andere sagt, und formuliert innerhalb eines Wimpernschlags eine Antwort.“ Aber durch einen guten Draht zwischen den Gesprächspartnern lässt sich diese Zeit noch einmal kürzen, sozusagen auf den Wimpernschlag eines Wimpernschlages. Wie schaffen wir das?

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Die Antwort ist desillusionierend: Viele von uns schaffen es nämlich nicht. Denn wie die Forscher herausfanden, gibt es sogenannte Super-Connecter, die – egal, mit wem sie kommunizieren – generell nur wenig Zeit brauchen, um auf den Gesprächspartner zu reagieren. Es gelingt ihnen dadurch, dass sie kurz vor Ende des Redebeitrags bereits wissen, worauf er hinausläuft. Sie müssen also gar nicht bis zu dessen Ende zuhören und können sich stattdessen schon mal eine Antwort darauf überlegen, so dass keine abkühlende Gesprächspause entsteht.

Ist es eine natürliche Fähigkeit?

Die US-Forscher betonen, dass es sich dabei um eine „natürliche Fähigkeit“ handelt. Ob jemand mit ihr auf die Welt kommt oder sie sich im Verlauf seiner Kindheit erwirbt, ist schwer zu sagen. In jedem Falle aber sollten sich die langsamen Kommunizierer unter uns davor hüten, im Gespräch nicht mehr das Ende der Redebeiträge abzuwarten, um schon mal innerlich die Antwort darauf zu präparieren.

Denn ihnen fehlt – im Unterschied zum Super-Connecter – die Fähigkeit, das Ende der Redebeiträge richtig vorherzusagen. Wenn sie also vorzeitig das Zuhören abbrechen, besteht ein großes Risiko, dass ihnen etwas entgeht und ihre vorformulierte Antwort schlichtweg nicht passt. Und dann dürfte in dem Gespräch erst recht keine große Wärme mehr aufkommen.