Das Haus von Manfred Steck (rechts), Bauunternehmer in Rente, ist ausgezeichnet worden. Gebaut hat er es mit seinem Sohn Andreas Steck. Foto: Caroline Holowiecki

Manfred Stecks Eigenheim in Plattenhardt produziert keinerlei Abgase, dafür aber deutlich mehr Energie, als es selbst verbraucht. Das extra dichte Passivhaus wurde nun als besonders klimafreundlich ausgezeichnet.

Es blüht hinter Manfred Stecks Haus. Pfirsich-, Aprikosen-, Kirsch-, Quitten-, Apfel- und Mirabellenbäume stehen im Garten. Wäre es an diesem Vormittag wärmer, würden allerhand Insekten herumschwirren. Dafür hopsen und flattern zahlreiche Vögel vor der unverbaubaren Kulisse des Schönbuchs und der Alb dahinter. Der Garten der Stecks ist ein kleines Tier- und Pflanzenparadies. Aber auch im Plattenhardter Haus selbst spielt die Umwelt eine maßgebliche Rolle. Es ist als besonders energieeffizientes und vorbildliches Klimahaus ausgezeichnet worden.

Das Gebäude mit einer Nettonutzfläche von 350 Quadratmetern ist ein zertifiziertes Passivhaus mit einer extra dichten Gebäudehülle. Der gesamte wohnflächenspezifische Primärenergiebedarf für Heizen, Kühlen, Haushaltsstrom und so weiter beträgt nicht mehr als 120 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Beheizt wird das Gebäude über zwei Erdwärmesonden, die rund 85 Meter unter der Einfahrt sitzen, und eine Wärmepumpe mit solarthermischer Unterstützung. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach produziert mehr als dreimal so viel Strom wie das Haus benötigt.

Es geht um Umweltschutz und Sparsamkeit

Der 79-jährige Manfred Steck ist Maurermeister und Bauunternehmer in Rente. Er hat 2015 für sich selbst im damaligen Neubaugebiet gebaut. Geholfen hat sein Sohn Andreas Steck (53), auch er ist als Maurermeister und Bautechniker vom Fach, „wir haben jeden dritten Stein selbst in der Hand gehabt“. Warum das Duo gebaut hat, wie es gebaut hat, beantwortet der Sohn zunächst so: „Meine Eltern waren schon immer sparsam.“ Manfred Steck hebt zudem den Umweltgedanken hervor. Er ist sechsfacher Opa. „Man möchte möglichst sein Bestes gegeben haben“, sagt er. Einen Hausbau müsse man langfristig sehen. „Die Möglichkeit, so etwas einzurichten, hat man nur einmal.“

Die Energie- und Heizzentrale im Keller ist denn auch üppiger bestückt als anderswo. Neben dem 1000-Liter-Warmwasserspeicher hängt der Wechselrichter an der Wand, der anzeigt, dass die Photovoltaikanlage auf dem nach Süden ausgerichteten Dach bereits 90 000 Megawattstunden produziert hat. Die Apparaturen für die Erdwärmesonden und andere Technik sind auch da. Warm ist es im Heizraum dennoch nicht. „Die Leitungen sind super gedämmt“, sagt Andreas Steck.

Keine Abgase, kein Feinstaub

Besonders dichte Fenster, spezielle Rollläden, über deren Kästen möglichst wenig Wärme verlorengeht, und vieles mehr: In Summe habe das 20 bis 25 Prozent mehr gekostet als beim konventionellen Bau. Amortisiert habe sich alles noch nicht. Aber den Stecks geht es um mehr. „Man hat ein gutes Gefühl. Pellets können kosten, was sie wollen“, sagt Andreas Steck. Und überhaupt. „Wir erzeugen keinerlei Abgase, keinen Feinstaub“, sagt Manfred Steck. Weitere Finessen sind beim Hausbau ebenso bedacht worden. Die Erdgeschossebene ist komplett barrierefrei. Unterm Garten versteckt sich eine Elf-Kubikmeter-Regenwasserzisterne mit Versickerung. Das heißt, was zu viel ist, wird wieder dem Grundwasser zugeführt. Andreas Steck betont: „Es ist doch schade, wenn das gute Regenwasser durch die Kläranlage geleitet wird.“

Klimahäuser in Baden-Württemberg

Standorte
Der Landkreis Esslingen hat wieder acht besonders energieeffiziente Wohngebäude als „Klimahaus Baden-Württemberg“ ausgezeichnet. Zwei der neu prämierten Gebäude stehen in Beuren sowie jeweils eines in Deizisau, Hochdorf, Kirchheim, Lenningen und eben in Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt. Es handelt sich um Ein- und Zweifamilienhäuser, von denen eines im Passivhaus-Standard und sechs als Effizienzhaus 40 beziehungsweise 40 plus neu gebaut wurden. Hinzu kommt ein Altbau, der auf den Effizienzhaus-40-plus-Standard saniert wurde. Sie alle benötigen kaum Energie für Heizung und Lüftung und decken den Restbedarf aus erneuerbaren Energien.

Wettbewerb
In Summe tragen nun 24 Gebäude im Kreis Esslingen das Gütesiegel. Auch in diesem Jahr ruft der Landkreis wieder Gebäudeeigentümer, Architekten und Energieberater zur Teilnahme an der Auszeichnung auf. Das Teilnahmeformular und weitere Infos sind in der Kreis-Stabstelle Klimaschutz erhältlich, Mail an klimaschutz@LRA-ES.de oder Telefon 0711/3 90 24 39 62. car