Betreuungsplätze in Kita oder Krippe sind gefragt und knapp. Foto: dpa/Monika Skolimowska

Nicht nur Kommunen und Kirchen engagieren sich in der Kinderbetreuung, vielfach sind es auch Vereine oder gewerbliche Anbieter. Die Zusammenarbeit klappt meistens gut.

Wer für seinen Nachwuchs einen Platz in einer Krippe oder einem Kindergarten ergattert hat, kann sich glücklich schätzen. Denn in den meisten Kommunen im Landkreis gibt es mehr Kinder als Betreuungsplätze. Viele Städte und Gemeinden haben Probleme mit dem Mangel an Erzieherinnen und Erziehern, aber auch an geeigneten Räumlichkeiten. Besonders krass ist die Lage in Ludwigsburg, wo trotz etlicher neu geschaffener Plätze immer noch viele Kinder leer ausgehen und in den kommenden fünf Jahren mindestens 361 Plätze im Krippenbereich und 307 für die älteren Kinder nötig wären, so die Prognose.

Überblick über den Kreis Ludwigsburg Angesichts dessen ist man im Kreis froh darüber, dass auch Kirchen und freie Träger eine Möglichkeit zur Betreuung und Förderung des Nachwuchses anbieten. Ohne sie ginge es nicht. Der Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) Baden-Württemberg teilt auf Anfrage mit, dass es zum Stichtag 1. März 2022 im Kreis Ludwigsburg 72 Einrichtungen in privater Trägerschaft gab. 112 weitere Einrichtungen wurden von Kirchen und 289 von Kommunen getragen. Das heißt, von den insgesamt 473 Kindertageseinrichtungen wird fast jede sechste von einem Verein, einer gemeinnützigen GmbH oder ähnlichen Organisationen unterhalten. Eine Chance auf eine deutliche Erweiterung sieht Thomas Brändle, der in Ludwigsburg im Fachbereich Bildung und Familie arbeitet, allenfalls in diesem Bereich, da auch die Kirchen wegen der rückläufigen Kirchensteuereinnahmen Probleme hätten.

Vollends kritisch kann die Lage werden, wenn ein privater Träger seine Einrichtung schließt. Das stand bis vor kurzem für die Kita des Vereins Itzebitz in Großbottwar im Raum, weil es bei den Finanzen zu Streit zwischen der Stadtverwaltung und dem privaten Träger gekommen war. Dort hat man sich inzwischen geeinigt, und ähnliche Probleme sind bislang in keiner anderen der befragten Kommunen aufgetreten. Alle berichten von einer reibungslosen Zusammenarbeit.

Wie sieht es in der Stadt Ludwigsburg aus? In Ludwigsburg gibt es laut Thomas Brändle 17 verschiedene Träger, unter anderem die AWO, Waldorf und den MTV, aber auch privat-gewerbliche. „Wir schätzen diese Vielfalt und arbeiten mit allen eng zusammen“, betont er. Knapp 1200 Kinder werden in 20 Kitas in freier Trägerschaft betreut. Den Löwenanteil der Betreuung in der Barockstadt übernehmen jedoch die Kirchen mit 34 Kitas, was einem Anteil von 40 Prozent entspricht. Die Stadt fördert die Einrichtungen in Pauschalen, die an den Landesrichtsatz oder an Tarifsteigerungen angepasst sind, denn „wir wollen, dass die Kinderbetreuung für die Träger auskömmlich ist“, so Brändle.

Privat-gewerbliche Anbieter hätten einen anderen Vertrag und setzten in der Regel einen Schwerpunkt auf die Kinderkrippe, also ein Angebot für die ganz Kleinen. Das liege normalerweise an der höheren Förderung, weiß der Experte. Allerdings dürften auch diese nicht nur Krippenplätze anbieten, sondern müssten mindestens die gleiche Zahl für die über Dreijährigen vorhalten, damit ein Übergang von der Krippe in den Bereich der älteren Kinder möglich sei. Ein Rechenschaftsbericht oder etwas Ähnliches werde nicht verlangt. „Wir nehmen die Träger in die Bedarfsplanung auf, dann bekommen sie einen Betriebskostenbescheid und müssen fachlich mitarbeiten“, erklärt Brändle.

Die Situation in Kornwestheim In Kornwestheim sind es 350 Kinder, die in fünf Kitas von vier freien Trägern betreut werden. Das sei ein Anteil von rund 23 Prozent, heißt es aus dem Rathaus.

Freiberg muss ohne Kirchen auskommen Um einiges höher ist der Anteil freier Träger in Freiberg. Hier entfällt fast jeder dritte Betreuungsplatz auf die beiden privaten Träger, den Verein Zwergenstüble mit vier Kitas und den Waldkindergarten – insgesamt 168 Plätze. Der Anteil dürfte auch deshalb so hoch sein, weil sich, anders als andernorts, die Kirchen hier nicht in der Betreuung engagieren. Entsprechend schmerzhaft wäre es, wenn eines der freien Betreuungsangebote schließen müsste. „Aufgrund der gesetzlichen Verpflichtung müsste eine Lösung gefunden werden, was je nach Umfang der Platzzahlen natürlich schwierig wäre“, so Pressesprecherin Tatjana Bremer. Doch auch hier klappt die Zusammenarbeit. Entsprechend den gesetzlichen Vorgaben übernimmt die Stadt 63 Prozent der Betriebsausgaben des Waldkindergartens. Der Verein Zwergenstüble erstellt ein Jahresbudget. Aus der Budgetplanung ermitteln Stadt und Verein zusammen den städtischen Zuschuss für das Folgejahr.

Nur wenige private Träger in Marbach Das geringste Angebot von Kitas in freier Trägerschaft unter den befragten Städten gibt es in Marbach: die „Villa Klitzeklein“ der Arbeitsgemeinschaft Marbacher Frauen mit 15 Krippenplätzen und der Dorothea-Schiller-Kindergarten des Initiativkreises für Waldorfpädagogik mit 25 Plätzen für über Dreijährige. Den Löwenanteil der Betreuung trägt die Stadt mit 425 Plätzen, doch auch die Kirchen engagieren sich mit 318 Plätzen stark. Trotz der geringen Zahl von Plätzen in freier Trägerschaft hätte die Stadt Probleme, die Kinder im Fall einer Schließung anderweitig unterzubringen. „Das wäre kurzfristig nicht möglich“, so Franziska Wunschik, die Erste Beigeordnete der Schillerstadt. Man arbeite mit allen Trägern sehr vertrauensvoll zusammen. Die privaten Träger seien Teil der städtischen Bedarfsplanung und legten regelmäßig einen Finanzplan vor. Die Förderung richte sich nach den Vorgaben, hinzu komme ein Zuschuss zum Abmangel in unterschiedlicher Höhe. Die Stadt bekomme regelmäßig eine Abrechnung über die Einnahmen und Ausgaben der Einrichtungen.