Blick auf das Riesenrad und die Leinwand: Doppeltes Sehvergnügen für die Kinofans in Hof der Karlskaserne Foto: Ralf Poller/Avanti

Hoher Zuschauerzuspruch beim Open-air-Kino: Dank guten Wetters und der neuen Lust der Filmfreunde nach Corona wird in der Karlskaserne erstmals die Marke von 37 000 Zuschauern überboten.

Auch am letzten der 23 Kinoabende sind die Reihen beim Ludwigsburger Open Air Kino gut besetzt. Rund 1800 Besucher wollen die Preview des neuen Doris Dörrie-Films „Freibad“ sehen. Die Stimmung unter den Zuschauern ist gelöst, viele haben sich vorher an einem der Essensstände versorgt, was zu teilweise längeren Warteschlangen geführt hat. Als sich die Lichter verdunkeln und der Film gegen 21.30 Uhr startet, glitzert das Riesenrad über den Dächern des Kunstzentrums Karlskaserne.

Fünf Spieltage mehr

Eine glänzende Bilanz zieht am Ende der 23 Kinoabende auch Rainer Storz, der Geschäftsführer des Vereins Kinokult: „Wir haben unseren Rekord aus dem ebenfalls warmen Sommer 2003, da kamen 36 000 Zuschauer, übertroffen und erstmals die Marke von 37000 Zuschauern überboten“, sagt er. Das habe allerdings auch damit zu tun, dass es in diesem Jahr fünf Spieltage mehr gab als vor knapp 20 Jahren, als noch 18 Filme gezeigt wurden. Storz freut sich über eine neue Lust am Freiluft-Kino der Besucher nach zwei Coronajahren mit teilweise massiven Einschränkungen.

Als einen weiteren Grund für den guten Zuspruch wertet Storz, dass der Online-Vorverkauf sehr gut angenommen worden sei. „90 Prozent unserer Tickets sind auf diesem Weg verkauft worden“, erklärt er.

Größerer Abstand zwischen den Plätzen

Die Besucher hätten es geschätzt, dass sie erstmals sitzplatzgenau buchen konnten. Dies sei eine Konsequenz aus Corona gewesen – ebenso wie die größeren Abstände zwischen den Reihen und der Verzicht auf rund 30 Prozent der Sitzplätze. „Statt 3000 gab es in diesem Jahr nur 2100 Plätze. Aber wahrscheinlich hat auch das dazu beigetragen, dass sich das Publikum wohler gefühlt hat“, glaubt der Kinokult-Geschäftsführer. Als Kassenschlager erwies sich die Verfilmung des neuesten Eberhofer-Krimis „Guglhupfgeschwader“: Nicht nur die Preview am 2. August war ausverkauft, auch zwei weitere Vorstellungen. Und als Storz feststellte, dass die geplante französisch-belgische Tragikomödie „Warten auf Bojangles“ mit nur 60 vorverkauften Tickets eine Woche vor dem Termin zu floppen drohte, zeigte er das „Guglhupfgeschwader“ ein viertes Mal – erneut vor ausverkauften Rängen.

Auf 2100 Besucher kam darüber hinaus nur noch der dritte Teil der französischen Komödien-Serie um die Familie Verneuil „Monsieur Claude und sein großes Fest“. Zufrieden mit den Besucherzahlen war Storz auch bei der Top Gun-Neuauflage „Top Gun – Maverick“, dem Klassiker „Hair“ und dem deutschen Episodenfilm „Wunderschön“.

Die positive Überraschung war für Storz die Tragikomödie „Glück auf einer Skala von 1 bis 10“, schwächer als erwartet kam dagegen die Liebeskomödie „Liebesdings“ mit Elyas M’Barek an. „Da der Film aber auch schon in den Kinos bundesweit schwach besucht war, hat mich das nicht überrascht“, meint Storz. Ohnehin misst er sein Programm nicht nur an Besucherzahlen: „Wenn man die Film-Vielfalt abbilden will, gibt es einfach auch Filme, die nur 400 bis 700 Zuschauer anlocken.“

Positiv bewertet er die Erfahrungen mit dem gastronomischen Angebot, bei dem Food-Trucks zum Einsatz kamen und auch vegane und vegetarische Fladenbrote anboten. Am Ende des Kino-Sommers bleibt ihm aber noch ein großer Herzenswunsch: „Ich hoffe, dass wir bei den Besuchern wieder die Lust auf Indoor-Kino geweckt haben.“