„Sie dürfen ihr strategisches Ziel, unsere Gesellschaft durch eine möglichst niedrige Impfquote zu schwächen, nicht erreichen“, warnt Braun angesichts gesteuerter Kampagnen. Foto: Lipicom/Michael H. Ebner

Im Kampf gegen die Delta-Variante des Coronavirus hilft eine hohe Impfquote. Laut Kanzleramtschef Helge Braun gibt es aber Anzeichen dafür, dass auch aus dem Ausland gesteuerte Kampagnen in sozialen Netzwerken dies verhindern wollen.

Berlin - Im Kampf gegen die schnelle Ausbreitung der Coronavirusvariante Delta setzt sich die Bundesregierung bei den EU-Partnern für eine deutliche Verschärfung der Einreiseregeln nach deutschem Muster ein. „Die Gespräche auf europäischer Ebene über einheitlichere Regeln laufen“, sagte Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) in einem Interview mit unserer Zeitung. „Die Bundesregierung setzt sich dabei für ein Beförderungsverbot ein – aus Variantengebieten einreisen dürfte dann nur noch, wer einen außergewöhnlich wichtigen Grund dafür hat, Tourismus zählt nicht dazu.“ Braun räumte allerdings ein, dass gerade südeuropäische Urlaubsländer „aus vermeintlichem Eigeninteresse“ dagegen seien.

Ziel der Bundesregierung ist es, Zeit für die Immunisierung der Bevölkerung zu gewinnen, da die doppelte Impfung einen hohen Schutz gegen die neue ansteckendere Variante bietet. „Je mehr Bürger sich bis zum Herbst vollständig impfen lassen, umso flacher wird die Delta-Welle werden“, sagte Braun. Den Berechnungen der Regierung zufolge „brauchen wir für eine Gemeinschaftsimmunität zwischen 75 und 80 Prozent immune Bevölkerung“.

Neue Impfangebote an Universitäten

Um diesen vergleichsweise hohen Wert zu erreichen – am Mittwoch waren 36,5 Prozent der Bevölkerung vollständig und 54,5 Prozent wenigstens einmal geimpft – planen Bund und Länder nach Angaben des Kanzleramtschefs eine Anpassung der Impfkampagne. Dabei wird nun verstärkt die jüngere Generation in den Blick genommen. So kündigte der Kanzleramtsminister spezielle Impfangebote für Studierende im Herbst an: „Zwischen Bund und Ländern haben wir beispielsweise abgesprochen, zum Semesterstart an den Universitäten leicht zugängliche Impfangebote zu machen.“ Braun setzt zudem darauf, dass die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre bisherige Zurückhaltung bei der Impfempfehlung auch für Jugendliche aufgibt. „Aufgrund der weiteren Erfahrungen mit den Impfkampagnen in anderen Ländern, etwa den USA bei den 12- bis 15-Jährigen, hoffe ich, dass wir vielleicht zu einer breiteren Empfehlung für Kinder ab zwölf Jahren durch die Ständige Impfkommission kommen.“

Ausdrücklich warnte der auch für die Geheimdienste zuständige Kanzleramtsminister vor aus dem Ausland gesteuerten Kampagnen, die hierzulande die Impfskepsis befeuern wollen. „Es ist definitiv so, dass interessierte Kreise gezielte Gerüchte und Falschinformationen über die deutschen Impfstoffe verbreiten“, sagte Braun. Es gebe regelrechte „Kampagnen in den sozialen Netzwerken, die über vermeintliche Nebenwirkungen berichten“. Das gehe „von verschiedenen Quellen aus, darunter auch ausländischen“. Strategisches Ziel sei, „unsere Gesellschaft durch eine möglichst niedrige Impfquote zu schwächen“. Dagegen helfe vor allem „seriöse wissenschaftliche Aufklärung“.