Die erste Kandidatenvorstellung zur Wahl in Steinheim an der Murr zeigte ein ungleiches Duell um den Posten als Bürgermeister. Das Publikum hat darauf entsprechend reagiert.
Natürlich sind die Würfel noch nicht gefallen. Aber nach der ersten Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl am 10. November in Steinheim müsste schon viel passieren, damit sich der Wind noch dreht und Herausforderer Hans-Peter Igl Amtsinhaber Thomas Winterhalter ablösen kann. Während sich Winterhalter am Montag in der Blankensteinhalle vor rund 300 Zuhörern nach einer nervösen Einstiegsphase souverän präsentierte und auch teils kritischere Fragen smart und abgeklärt meisterte, wirkte Igl den ganzen Abend über fahrig und unvorbereitet. Viele Besucher verdrehten ob seiner Einlassungen die Augen und prusteten kurz leise los, einige wenige verließen sogar den Saal.
Mit besonders viel Kopfschütteln wurde der Umstand quittiert, dass der 60-jährige Pensionär recht detaillierte Einblicke in seine Karriere als Hobbykicker gab. „Ich bin eher Straßenfußballer“, sagte Igl. Er sei nach der Schule direkt auf den Bolzplatz gestürmt. „Und in der B- und der A-Jugend bist du dann in die Disco gegangen“, erzählte er weiter. Sein größter Erfolg sei als Aktiver der Sieg im Bezirkspokal gewesen, wo er als Einwechselspieler zum Elfmeterschießen angetreten sei.
Ziemlich kurz angebunden war er indes bei Sachthemen. Als Bürgermeister würde er die Gewerbetreibenden nach ihren Bedürfnissen fragen, Richtung Höpfigheim zwecks Steuereinnahmen neue Firmen ansiedeln. Er sei zudem strikt gegen den geplanten Neubau des Rathauses am Marktplatz, würde das Thema neu aufrollen und mögliche Varianten unter Einbeziehung der Bürger prüfen lassen. Wobei er dann doch einen Vorschlag für einen Neubau an selber Stelle präsentierte, der an ihn herangetragen worden sei: im Erdgeschoss würden dabei ein Bäcker, eine Eisdiele und ein Café angesiedelt, darüber die Verwaltung residieren. Und für die Jugend könnte er sich eine Disco im Gewerbegebiet Kreuzwegäcker vorstellen. Nach neun Minuten inklusive Fragerunde hatte Igl alles gesagt, war er sagen wollte.
Herausforderer nutzt die Redezeit nicht voll aus
Sein Kontrahent Thomas Winterhalter nutzte hingegen die volle ihm zur Verfügung stehende Viertelstunde an Redezeit aus, ging anschließend rund 25 Minuten lang auf die Anliegen aus dem Publikum ein. Er brach dabei eine Lanze für den Neubau des Rathauses. Die Verwaltung sei auf vier Sitze verteilt, die alle saniert werden müssten, was aber nicht wirtschaftlich sei. „Nichts zu tun, ist daher keine Alternative“, betonte der Bürgermeister. Ebenso sinnvoll sei es, die alte Kelter in eine Begegnungsstätte mit Museen, Bücherei, Veranstaltungsraum und Gastronomie umzuwandeln.
Auf die Frage, wie all das und dazu das Wärmenetz rund ums Schulzentrum finanziert werden soll, entgegnete er, dass sich das Netz über Zuschüsse und den Verkauf der Energie am Ende selbst tragen solle. Die Gewinne würden im Idealfall dafür verwendet, die grüne Wärme auch in andere Gebiete zu bringen. Das Rathaus solle über den Kernhaushalt gestemmt werden, für die Kelter und die Betreuung anderer städtischer Liegenschaften ein Eigenbetrieb gegründet werden. Durch Pachteinnahmen, Fremdkapital und Verkäufe leer stehender Immobilien wolle man Modernisierungen stemmen.
Wohl keine Chance auf neues Gewerbegebiet
Keine falschen Hoffungen wollte Winterhalter im Hinblick auf ein neues Gewerbegebiet machen. Hier spiele der Verband Region Stuttgart nicht mit, man müsse also schauen, was sich im Bestand optimieren lasse. Insgesamt zeigte er sich überzeugt, „dass wir auf dem richtigen Weg sind“.