Frankfurter Jubel – die Eintracht bleibt auf Champions-League-Kurs. Foto: AFP/Kai Pfaffenbach

Borussia Dortmund will wieder in die Champions League. Doch macht sich der BVB das Leben selbst schwer – und zwei andere Teams vergrößern die Dortmunder Sorgen auch noch.

Stuttgart - Der Kampf um Platz drei und vier in der Fußball-Bundesliga hinter dem FC Bayern und RB Leipzig ist anstrengend, er kostet enorm viel Kraft, Willensstärke, Substanz. Und er geht an die Nerven. Sogar bei Erling Haaland (20).

Der Norweger gilt als Mentalitätsmonster, er hat in 21 Spielen 21 Tore erzielt, liefert Rekord auf Rekord – den letzten am Samstag in Köln: Schon 14 Sekunden nach dem Abpfiff war er in den Katakomben verschwunden. Zuvor hatte der Stürmerstar von Borussia Dortmund im Vorbeigehen dem Kölner Jorge Meré sein Trikot zugeworfen und so laut vor sich hingeschimpft, dass Journalisten einen vielsagenden Fluch notierten („I hate this fucking bullshit“). Keine Frage: Da war einer mächtig angefressen.

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Hinterher hat sich Haaland bei Twitter zwar etwas sachlicher geäußert („Kein tolles Ergebnis. Wir werden dies als Motivation nutzen, um stärker zurückzukommen“), was allerdings nichts daran ändert, dass der BVB aktuell drei große Probleme hat: die eigene Schludrigkeit. Die Ansprüche von Haaland. Und die Leistung der beiden Überraschungsteams der Saison.

Der BVB lässt viel vermissen

Von vorne: Was ein Großteil des Dortmunder Teams beim 2:2 in Köln ablieferte, war eines Champions-League-Viertelfinalisten, der auch nächste Saison in der Königsklasse mitmischen will, nicht würdig. Es fehlte an Einstellung, Zweikampfstärke, spielerischer Klasse, Stabilität, Aktivität. „Zwischendurch“, sagte Keeper Marwin Hitz, „haben wir uns komplett verabschiedet.“ Mit einer Ausnahme.

Erling Haaland (3./90.) rettete dem Favoriten einen Punkt, zeigte aber wenig Verständnis für die Lustlosigkeit der Kollegen. Der Norweger hat für diesen Sommer zwar keine Ausstiegsklausel in seinem bis 2024 laufenden Vertrag, als Alleinunterhalter in der Europa League sieht er seine Zukunft aber ganz sicher nicht. Er will auf die ganz große Bühne, wozu passt, dass Medien in Spanien berichten, er habe sich bereits für ein Engagement bei Real Madrid entschieden. Das muss nicht stimmen, klar aber ist: Ohne Perspektive wird Haaland, eine der am höchsten gehandelten Aktien im Weltfußball, von Borussia Dortmund (5./43 Punkte) nicht zu halten sein. Umso bedeutender ist, dass die Konkurrenten Eintracht Frankfurt (4./47) und VfL Wolfsburg (3./51) voll auf Kurs liegen.

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Natürlich gibt es in der Bundesliga einige Teams, die weitaus besser platziert sind als erwartet. Was Konstanz, Defensivstärke und Körperlichkeit angeht, überrascht der VfL Wolfsburg aber sicher am meisten. Der laufintensive Fußball, den Trainer Oliver Glasner spielen lässt, fordert die Spieler zwar voll, noch aber hält das Team das Pensum durch – wobei sicher hilft, dass die Wölfe in der Europa League bereits in den Play-offs gescheitert sind. Und auch Länderspiele belasten die VfL-Profis weniger als andere. Die beiden Schlüsselfiguren Maximilian Arnold („Ich bin schon enttäuscht, ich spiele ja ganz gut, aber es ist, wie es ist“) und der niederländische Siegtorschütze Wout Weghorst („Das ganze Thema ist sehr enttäuschend“) wurden von Bundestrainer Joachim Löw und Bondscoach Frank de Boer wieder nicht berufen.

Bei der Eintracht glänzt die Abteilung Attacke

Obwohl sich Glasner über die Anerkennung für sein Topduo gefreut hätte, ist er nicht traurig darüber, sich nun mit den beiden Stars auf das nächste Bundesligaduell gegen den 1. FC Köln am Karsamstag (15.30 Uhr) vorbereiten zu können. „Ich bin sehr, sehr zufrieden, auch weil wir kaum eine klare Torchance zugelassen haben“, sagte der VfL-Coach nach dem 2:1-Sieg bei Werder Bremen, der deutlicher war, als es das Ergebnis aussagt. Um danach auf die Frage, was er zu den unerwarteten Punktverlusten von Borussia Dortmund in der Domstadt meine, mit einem Lächeln zu antworten: „Es zeigt nur, dass der 1. FC Köln als unser nächster Gegner richtig gut ist.“

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Ähnlich entspannt gaben sich die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt im Anschluss an den 5:2-Erfolg gegen Union Berlin. Nach drei Spielen ohne Sieg überzeugte vor allem die Abteilung Attacke um Andre Silva (2 Tore) und Filip Kostic (1), was vor dem Monat der Wahrheit viel Zuversicht bescherte. Im April trifft die Eintracht auf Borussia Dortmund, den VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen. „Wir haben unsere Ambitionen gezeigt“, meinte Mittelfeldmann Djibril Sow nach dem Dreier gegen Union Berlin. Und Sportvorstand Fredi Bobic erklärte: „Es war ein Sieg für Europa.“

Direktes Duell zwischen BVB und SGE

Noch allerdings ist der Weg in die Champions League weit, und dieser führt zunächst nach Dortmund. Am Karsamstag (15.30 Uhr) hätte der BVB liebend gerne die Chance gehabt, durch einen Sieg im direkten Duell an Eintracht Frankfurt vorbeiziehen. Das ist nach dem Rückschritt von Köln nicht möglich. Umso wichtiger ist es für die Dortmunder nun, den Abstand auf den Konkurrenten zu verkürzen. „Wir sind richtig enttäuscht“, meinte BVB-Coach Edin Terzic nach dem Remis, „wir müssen uns mit diesem Tabellenstand ja nun zwei Wochen beschäftigen.“ Und dazu mit dem Frust Erling Haalands.