Ob auf Pizzakartons oder auf Dönerpapier – die Bundeswehr erschließt neue Wege, um junge potenzielle Rekruten zu erreichen. In Stuttgart fällt die Werbung vor allem im Fast-Food-Bereich auf.
Wer gerne mal Döner oder Pizza vom Pizzaservice isst, dem könnte in der Vergangenheit vermehrt Werbung der Bundeswehr aufgefallen sein, die auf den Dönertüten oder Pizzakartons prangt. „Hast Du auch viel drauf?“, steht etwa passend zum Belag auf Pizzakartons, oder eben beim Döner: „Durch-Beissen.“ Auch in Stuttgart sind die Werbeplatzierungen zuletzt häufiger gesichtet worden. Hintergrund ist eine gezielte Kampagne des Verteidigungsministeriums, das vor allem junge Leute für eine Ausbildung bei der Bundeswehr gewinnen will. Nicht alle heißen das gut.
„Durch den gezielten Einsatz crossmedialer nachwuchswerblicher Maßnahmen sprechen wir in diesem Wettbewerb Menschen innovativ und zeitgemäß an, um diese auf die vielfältigen Ausbildungswege sowie beruflichen Perspektiven der Arbeitgeberin Bundeswehr aufmerksam zu machen“, sagt eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums auf Nachfrage unserer Zeitung. Man sei überall dort unterwegs, wo sich die Zielgruppen aufhielten – das sei neben Social Media eben auch der Gastrobereich.
Keine Daten über exakte Verteilung
„Die gebrandeten Dönertüten werden bereits seit mehreren Jahren als ein Werbemittel in den Kampagnen der Arbeitgeberin Bundeswehr eingesetzt – ebenso wie beispielsweise Brötchentüten, Popcorntüten und Pizzakartons“, so die Sprecherin weiter. Anzahl und Ausprägung der Sprüche würden je nach Kampagne variieren. „Die aktuelle Kampagne ist bereits beendet und richtete sich an junge Menschen, die sich in der Berufsorientierungsphase befinden und gerade mit der Entscheidung für eine Ausbildung oder einen Beruf auseinandersetzen“, sagt die Sprecherin.
Über die die exakte Verteilung von Werbemitteln der Bundeswehr in Stuttgart macht das Verteidigungsministerium keine Aussagen. „Für die Rahmenvereinbarung über die Arbeitgeberkommunikation der Bundeswehr ist die Firma Castenow GmbH die Auftragnehmerin. Eine Aufschlüsselung von Ausgaben einzelner Werbeformate sowie Auskünfte über die Anzahl und Verortung von teilnehmenden Gastronomiebetrieben für die Rahmenvereinbarung berührt die wirtschaftlichen Interessen Dritter und kann deshalb nicht erfolgen“, heißt es dazu aus dem Verteidigungsministerium.
Stuttgarter Migrantifa stört sich an Bundeswehr-Dönerpapier
Vor allem politisch links einzuordnende Gruppen stören sich an der offensiven Vermarktung der Bundeswehr. So teilte etwa die Organisation Stuttgarter Migrantifa auf Instagram mit folgender Bemerkung: „Wenn die Bundeswehr sich jetzt in Dönerläden schleicht, denn gehen wir noch mehr in die Gespräche mit den Menschen auf der Straße, den Shops und den Betrieben und stellen uns dem entschlossen aber respektvoll entgegen!“
Krieg nütze vor allem den Reichen und Mächtigen, um reicher und mächtiger zu werden. Der Döner im Bundeswehr-Papier soll in Bad Cannstatt entdeckt worden sein.
Bundeswehr-Werbung auf Dönertüten hat schon manche in anderen Städten irritiert. „Einfach Bundeswehr-Werbung auf dem Döner“, wurde ein Reddit-Nutzer von den „Nürnberger Nachrichten“ zitiert. Laut dem Beitrag sind dort auch im Kino zum kürzlich angelaufenen Start des Films des Spiels „Minecraft“, der sich an ein jüngeres Publikum richtet, Camouflage-Popcorntüten mit Bundeswehr-Werbung aufgetaucht.
Auch die „Sächsische Zeitung“ zitierte einen Dresdner Dönerladen-Besitzer in Zusammenhang mit den Dönertüten mit den Worten: „Da kam einer und hat die verteilt. Das waren so 300 oder 400 Stück.“ Viele würden das Geschenk dankend annehmen, da sie sich so das Geld für die Tüten sparen.
Die Bundeswehr ist bereits für andere Werbekampagnen in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik geraten. Auch wenn die Akzeptanz für die Streitkräfte seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine gestiegen sein mag, bleibt Werbung für die Ausbildung an Kriegsgerät doch ein Drahtseilakt. Dies war etwa 2023 zu beobachten, als die Bundeswehr junge Menschen per Post mit lockeren Sprüchen wie „actiongeladene Events aus der ersten Reihe“ zum „Tag der Bundeswehr“, eine Art Tag der offenen Tür, lotsen wollte – was nicht von allen positiv aufgefasst wurde.