Stehen für einen offenen Landkreis: Die Teilnehmer des Regionalwettbewerbs von Jugend musiziert Foto: Eibner-Pressefoto/Andreas Ulmer

Beim Preisträgerkonzert von Jugend musiziert am Albert-Einstein-Gymnasium zeigten viele Talente ihr Können. Doch es gab auch einen eindringlichen Appell.

Roland Bernhard, der die Schirmherrschaft über den 62. Regionalwettbewerb Jugend musiziert für den Landkreis Böblingen übernommen hatte, zog beim Preisträgerkonzert am Sonntag Parallelen zur gleichzeitig stattfindenden Bundestagswahl. Der Landrat wie auch Michael Fritz, der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse, gaben in ihren kurzen Ansprachen bemerkenswerte kulturpolitische Statements ab.

In der Aula des Albert-Einstein-Gymnasiums betonte Roland Bernhard (parteilos) die internationale Herkunft der Kinder und Jugendlichen, die von Asien über Osteuropa bis nach Westeuropa reichte. „Das ist ein Beweis dafür, dass wir nicht nur wirtschaftlich ein offener Landkreis sind, sondern auch kulturell“, so der Landrat, „Menschen können sich hier mit ihren musischen Neigungen entfalten und in der Sprache der Musik miteinander kommunizieren. Musik kann dazu beitragen, spalterische Tendenzen, wie wir sie derzeit in der Politik lautstark erleben, zu eliminieren“

Mehr als 100 Preisträger

Vor allem lobte Bernhard, dessen Sohn Schlagzeug spielt, die engagierte Arbeit der Pädagoginnen und Pädagogen an den Musikschulen, an den Schulen und in den Vereinen. Auch zeigte er sich begeistert von der Percussion-Solodarbietung von Lewin Vijayarai, der mit dem Stück „Swerve“ von Gene Koshinski beeindruckte.

Immerhin gab es auch bei dieser Wettbewerbs-Ausgabe über 100 Preisträger, von denen 45 Erste Preise gewonnen und eine Weiterleitung zum Landeswettbewerb erhalten haben. Unverständlich für die lokal Engagierten: Angeblich soll die Zahl der Jugend-musiziert-Teilnehmer auf Bundesebene reduziert werden, besonders beschnitten werden soll die Teilnehmerzahl aus Bayern und Baden-Württemberg.

Eine wichtige Stimme bei Jugend musiziert spielt seit vielen Jahren die Kreissparkasse mit ihrer finanziellen Unterstützung. Michael Fritz übergab gemeinsam mit dem Landrat nicht nur die Urkundenpreise, sondern er betonte auch die finanzielle Verpflichtung, die die Kreissparkasse als Hauptsponsor gerne eingehe. Die Verbindung zwischen monetärer und musikalischer Förderung verband Fritz mit dem schönen Satz, dass man früher nicht von D-Mark oder Euro gesprochen habe, sondern von klingender Münze. Fritz: „Ein großer Scheck mit einigen Nullen drauf darf hier als Ausdruck der Wertschätzung verstanden werden.“

Zwei Stunden vergehen wie im Fluge

Stefan Bergdolt moderierte dann die lockere Abfolge der dargebotenen Musikstücke, die von stimmungsvoller, rhythmisch betonter Unterhaltungsmusik über Klassik und Romantik bis in die Gegenwart reichte. Die gut zwei Stunden vergingen wie im Fluge, die Jüngsten der über 20 Instrumentalisten waren sicher noch im Grundschulalter – etwa Kessy Zhu, die als selbstbewusst und sicher aufspielende Geigerin viele Sympathien weckte.

Altersmäßig bereits fortgeschritten und auch in einer erkennbaren künstlerischen Entwicklungsphase angekommen waren unter anderem die Geigerin Angelina Post, der Akkordeonspieler Oleksii Baturin, die Marimbafon-Virtuosin Antonia Emilia Körber, die Cellistin Alisha Funk, die Geigerin Julia Kühn sowie die Flötistin Annina Smekal.