Markus Katterle lässt es krachen. Foto: privat

Vor 30 Jahren hat die Bielefelder Firma Flashart erstmals das Lichterfest im Blühenden Barock mit einem Musikfeuerwerk bereichert.

Eigentlich hätte es dieses Jahr das 30. Mal sein können – wegen der Coronapause erstrahlt der Himmel über Ludwigsburg erst zum 28. Mal in bunten Farben. Beim Musikfeuerwerk im Blühenden Barock gehen klassische Musik und Pyrotechnik an diesem Samstagabend vor der Südfront des Schlosses eine eindrucksvolle Symbiose ein.

Einmalig ist das Ganze auch insofern, als kein einziges Musikfeuerwerk wiederholt wird. „Ich habe das mal probiert, einzelne Elemente wiederzuverwenden, aber das ist viel zu aufwendig, weil jede Lokalität anders ist“, sagt Markus Katterle, dessen weltweit agierende Firma Flashart für das Spektakel zuständig ist. „Und so schreibe ich jedes Musikfeuerwerk neu.“ Zu verstehen ist das ein bisschen wie eine detaillierte Regieanweisung. „Man denkt in Inszenierungen“, so Katterle. Erst der Auftakt, dann ein retardierendes Element und zum Schluss ein schönes Finale – dann ist die Sache rund.

Tatsächlich kommt Katterle ursprünglich vom Theater. Dass er als Requisiteur einst Attrappen von Maschinenpistolen baute, bescherte ihm nicht nur eine Durchsuchung durch das BKA, sondern auch eine Ausbildung zum Feuerwerker. Die Kenntnis der Gesetzeslage ist notwendig für die vielen Spezialeffekte auf der Bühne.

Vom Klingeldraht zu digitalen Zündsystemen

Später war Katterles eigene Firma Flashart „die erste, die sich mit dem Thema Musikfeuerwerk auseinandergesetzt hat“, berichtet er. Am Anfang habe man noch mit einem DOS-Programm und einer Tonbandmaschine gearbeitet, was Tücken hatte: „Die Tonbandmaschine im Studio hatte 30 Sekunden Unterschied zu der vor Ort“, erinnert er sich. Heißt: Es musste sehr viel Handarbeit aufgewendet werden, bis der gewünschte Feuerwerkskörper genau zum richtigen Zeitpunkt hochgegangen ist. Auch gab es noch keine digitalen Zündsysteme, sodass etwa 20 Kilometer Klingeldraht verlegt werden mussten.

Wie komplex ein solches Musikfeuerwerk ist, verdeutlicht ein weiteres Beispiel: „Jeder Feuerwerkskörper hat eine andere Steigzeit“, sagt der Experte für den Knalleffekt und ergänzt mit einem Schmunzeln: „Als Feuerwerksdesigner muss man eben seine ‚Schauspieler’ kennen – Dynamik, Windempfindlichkeit und andere Dinge.“

Hinten kommt der Schall später an

Dass trotzdem nicht jeder das Musikfeuerwerk vor der Südfront des Schlosses gleich erlebt, liegt an den verschiedenen Geschwindigkeiten von Licht und Schall. „Da muss man sich auf eines davon konzentrieren“, verrät er. Dennoch lässt es sich nicht vermeiden, dass bei den Zuschauern, die vorne stehen, der Schall etwas zu früh ankommt, bei den hinteren etwas zu spät. „Das sind immerhin 0,4 Sekunden Unterschied“, sagt Katterle. Eine Generalprobe gibt es übrigens auch – aber nur als digitale Simulation.

Lasershows sind nicht umweltfreundlicher

An seiner Arbeit reizt ihn besonders, dass er damit bei den Menschen Emotionen wecken kann. So wie auch mit den leuchtenden Traumpfaden, die er in den letzten beiden Jahren als Ersatz fürs Feuerwerk inszeniert hat. Beides könne man übrigens nicht miteinander vergleichen, findet er. „Das Feuerwerk zieht einen direkt rein, bei den Traumpfaden hat man nicht so eine Kontrolle.“ Dafür waren letztere coronakonform, weil die Besucher zu verschiedenen Zeiten kamen. Eine Lasershow wie die Traumpfade sei übrigens nicht umweltfreundlicher als ein Feuerwerk, macht Markus Katterle deutlich – im Gegenteil. Denn der Stromverbrauch für eine Lasershow sei enorm, und erzeugt werde dieser meistens mit Dieselaggregaten. Ein mittleres Feuerwerk für ein Stadtfest entspreche dagegen der Verbrennung von vier bis acht Sack Holzkohle à zehn Kilogramm.

Auch die Deutsche Umwelthilfe hat mit einem professionellen Pyrotechnik-Feuerwerk weniger Probleme als mit privaten. „Je nach Technik kann die Luftverschmutzung geringer ausfallen“, erklärt Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Dennoch zieht er beleuchtete Drohnenschwärme und Effekte ohne Knall- und Zischgeräusche vor.