Starkes Konzert der Truppe um Gitarrist Christoph Neuhaus (rechts) und Sängerin Caro Trischler Foto: Epple

Beim Festival „ Jazzin’ Herrenberg“ gibt es wieder einmal bunt schillernde Musik zu hören. Gitarrist Christoph Neuhaus und seine Band etwa begeisterten mit einem vielseitigen Programm. Drumherum traten die Herrenberg Bigband und das „Alvin Mills Project“ auf.

Mit dem Barbara Jungfer Trio begann der diesjährige Jazzherbst in der Gäustadt zwar bereits am 14. Oktober, doch so richtig was auf die Ohren gab es dann am gesamten vergangenen Jazzfestival-Wochenende. Den Auftakt machte am Freitag die Herrenberg Bigband unter der Leitung von Volker Mall. Da waren unter anderem Stücke von Jazzgranden wie Count Basie, Benny Goodman oder auch George Gershwin zu hören, wogegen am Samstag- und Sonntagabend Jazzgrooves aus eigener Feder präsentiert wurden. Sowohl die Mitglieder des „Alvin Mills Project“ wie auch die Band um Gitarrist Christoph Neuhaus darf man getrost als funkelnde Juwelen der Region bezeichnen.

Alvin Mills, der Funk-Bassist aus Böblingen, Saxofon-Ass Arno Haas aus Herrenberg und der Stuttgarter Landesjazzpreisträger 2021, Christoph Neuhaus, sind längst über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus gefragte Musiker. Sie lockten schließlich auch an jedem Konzertabend rund 80 Besucher in die Alte Turnhalle, was in diesen schwierigen Zeiten bei lokalen Kultur- und Jazzveranstaltungen als das neue „voll“ betrachtet werden darf. So war Martin Hering, der Vorsitzende des Jazzin-Herrenberg-Vereins, am Ende recht zufrieden. Obwohl im Vorverkauf jeweils nur 20 bis 30 Karten verkauft wurden, schälten sich doch noch einige Besucher aus den bequemen heimischen Sesseln und lösten ihre Tickets an der Abendkasse. Und sie sollten es nicht bereuen.

Christoph Neuhaus, Stammgitarrist der Ernst-Mantel-Reihe „Talk & Tones“ im Mauerwerk, ist in Herrenberg bestens eingeführt und hat mit dem Landesjazzpreis und seiner CD „Ramblin Bird“ Duftmarken gesetzt, die nun auch frischen Wind in die Alte Turnhalle brachten. Unter „Ramblin Bird“ versteht man einen Herumtreiber und ein ebensolcher ist Neuhaus zweifelsohne. Nicht nur, dass er seit der CD-Veröffentlichung bei seinen Streifzügen mit Caro Trischler (Gesang) und Daniel Mudrack (Schlagzeug) neue Mitspieler entdeckt hat, sondern auch, weil er sich musikalisch in unterschiedlichsten Genres tummelt. Begann das Konzert eher verhalten und klangmalerisch, zeigte Neuhaus im letzten Stück vor der Pause, wo der (Gitarren-) Barthel den Most holt. Seine großartigen Gitarrenriffs erinnerten an die Rockvirtuosen der 1970er Jahre wie Peter Green, Carlos Santana oder Eric Clapton. Das befand auch Besucher Michael Eipper, der selbst bei EMT Herrenberg mit Konzerten zu tun hat und die „Kultur im Freien“-Reihe organisiert: „Ich kenne Christoph aus verschiedensten Formationen. Seine Vielseitigkeit und Klasse reißt mich vom Hocker. Nicht umsonst hat er den Landesjazzpreis bekommen.“

Erstes Album „The Underground Raconteur“ soll 2023 erscheinen

Bluesig-soulig begann die zweite Hälfte des Abends, Caro Trischler machte einmal mehr mit ihrer facettenreichen Stimme auf sich aufmerksam. Schwierigste Passagen, teilweise unisono mit Gitarre oder E-Piano, meisterte sie mit unaufgeregter Leichtigkeit. „Wir haben richtig Bock zu spielen“, ließ sie das Publikum wissen. Das war in jeder Sekunde des Abends zu spüren. Die niveauvolle Kommunikation innerhalb der Combo fand nicht nur musikalisch statt, sondern auch durch lächelnde Blickkontakte, und das übertrug sich sichtlich auf die Besucher. Immer wieder gab es Szenenapplaus und spontane Begeisterungsrufe. Am Ende konnte das Publikum gar nicht genug kriegen und bekam mit „Patience For The Unaquainted“ eine wunderbare Zugaben-Ballade auf den Nachhauseweg. Allerdings gaben sich die Gäste noch nicht zufrieden, sodass die Band nochmals auf die Bühne musste.

Wer dann immer noch nicht genug hatte, konnte am Ausgang eine CD erwerben. Ende 2023 ist dann schließlich das erste Album der Formation mit dem Titel „The Underground Raconteur“ zu erwarten. Wem das zu lange dauert, sollte mal auf Youtube „Jazzin Herrenberg“ eingeben. Dort wird in absehbarer Zeit der Mitschnitt dieses Konzertes zu sehen sein.

Jazzin’ Herrenberg

Verein
Jazzin’ Herrenberg wurde im November 1992 gegründet. Keimzelle war die Bigband des Andreae-Gymnasiums, die 1978 von Volker Mall ins Leben gerufen wurde und seit 1998 Herrenberg Bigband heißt.

Festival
Im Zentrum der Vereinsaktivitäten steht von Anfang das jährliche Festival, das von 1993 bis 1995 noch „Herrenberger Sommerjazz“ hieß. Seit 1996 findet es als „Jazzin’ Herrenberg“ statt. Seit 2013 wird mit dem Mauerwerk kooperiert.

Versammlung
 Am Donnerstag, 17. November, um 19 Uhr findet im Jugendhaus an der Schießmauer in Herrenberg die Mitgliederversammlung des Vereins statt.

Konzert
Am Sonntag, 4. Dezember, um 18 Uhr sind im Mauerwerk (Hindenburgstraße 22) Daniel Kahn & The Painted Bird zu Gast. Die Musiker bezeichnen ihren Stil als „Verfremdungsklezmer, eine Mischung aus Klezmer, Punk und Folk.