Jasmina Hostert in ihrem Wahlkreis Böblingen. Foto: Wahlkreisbüro Jasmina Hostert

Jasmina Hostert (SPD) schaffte im vergangenen Jahr den Einzug in den Bundestag. Ihre Kindheit war geprägt von Schicksalsschlägen. Mit dem Krieg in der Ukraine kommen alte Erinnerungen hoch.

Berlin - Krieg und die Flucht davor – das kennt die SPD-Bundestagsabgeordnete Jasmina Hostert (Wahlkreis Böblingen) aus eigener Erfahrung. Als Kind erlebte sie den Jugoslawien-Krieg, verlor im Alter von neun Jahren durch eine Granate einen Arm und musste schließlich mit ihrem Vater aus der Heimat fliehen.

Die schlimmen Ereignisse in der Kindheit haben sie geprägt

Wenn sie heute die Bilder aus der Ukraine sieht, kommen die alten Erinnerungen wieder hoch: „Ich sehe viele Parallelen. Für mich hat sich damals auch von heute auf morgen alles verändert“, erzählt sie. Ihr Land wurde bombardiert, sie musste sich im Keller verstecken, es gab kein Strom, kein Wasser mehr.

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Diese Ereignisse in ihrer Kindheit haben sie geprägt – und vielleicht ist sie gerade deshalb so erfolgreich in der Politik, seit September vergangenen Jahres sitzt die 39-Jährige für die SPD im Bundestag: „Durch die Schicksalsschläge habe ich mir vielleicht angeeignet, schwierige Situationen zu meistern und daraus gestärkt hervorzugehen“, so Hostert.

Eines ihrer Ziele: Armut von Kindern bekämpfen

Geboren wurde sie 1982 in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina, nach der Flucht vor dem Krieg wuchs sie in Bonn bei einer Pflegemutter auf. Sie studierte Politikwissenschaft, Neuere Geschichte und Kunstgeschichte. Seit 2011 lebt sie in Böblingen. Vier Jahre später übernahm Hostert den Vorsitz der SPD im Kreisverband dort, seit 2019 ist sie Stadträtin in Böblingen und Regionalrätin im Verband Region Stuttgart.

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Der nächste Karriereschritt folgte dann im September vergangenen Jahres: Hostert wurde in den Bundestag gewählt und gehört dort dem Familienausschuss an. Hostert will Armut von Kindern bekämpfen, „auch im reichen Baden-Württemberg gibt es die“, sagt sie. Die Kindergrundsicherung müsse dafür kommen, sagt sie. Außerdem Themen, die ihr am Herzen liegen: die Ganztagsbetreuung an Grundschulen und bezahlbarer Wohnraum.

Damals von der Politik abhängig, heute selbst in der Politik

Aufgrund der aktuellen Ereignisse beschäftigt sie aber auch die Aufnahme der Flüchtlinge aus der Ukraine – auch wenn da erst einmal der Innenausschuss zuständig ist. Aber irgendwann müssten die Kinder aus der Ukraine in Sprachkurse, wieder in die Schule gehen, betreut werden. Diese Aufgaben fallen dann wieder in Hosterts Zuständigkeitsbereich. „Ich werde meine Fraktion da unterstützen, auch in meinem Wahlkreis will ich aktiv mithelfen“, sagt sie.

Während des Jugoslawien-Kriegs in den 90er-Jahren gehörte die SPD-Politikerin selbst zu den Flüchtlingen. Sie sagt: „Ich habe gesehen, dass die Politik darüber entscheidet, ob man die Geflüchteten aufnimmt oder nicht. Heute entscheide ich mit.“