Auch wenn es Mut und Überwindung kostet: Janka Kluge vertritt ihre Meinung. Foto: Lichtgut/A/chim Zweygarth

Janka Kluge hat Mut, und sie beackert Felder, auf denen Erfolge nur langsam reifen. Sie kämpft gegen Rechts und in der Transgender Community. Und das seit 40 Jahren.

Stuttgart - Janka Kluge ist 62 Jahre alt, in Stuttgart geboren und sie engagiert sich seit mehr als 40 Jahren aktiv gegen rechts. Damals kandidierte Franz Josef Strauß als Bundeskanzler. Sie war viele Jahre Landessprecherin der VVN-BdA , der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, Bund der Antifaschisten. „Ich war praktisch das öffentliche Gesicht der VVN-BdA in Baden-Württemberg“, sagt sie über sich selbst. Sie hatte mal „gehofft, ich könnte auf dem Balkon sitzen und ein Buch lesen und müsste nicht immer weiter und immer wieder gegen rechte Strukturen kämpfen“.

Kontinuität zeichnet sie aus

Das hat nicht geklappt. Es kam der NSU mit seinen Morden, es kam der Anschlag von Hanau. Janka Kluge treibt die Utopie einer Welt an, in der Hautfarbe und Herkunft keine Rolle spielen, „eine Welt, in der Nationalismus und Rassismus keinen Platz haben“. Viele gehen mal auf eine Kundgebung der Friedensbewegung oder eine Demo gegen die AfD. Janka Kluge kämpft seit den 80er Jahren. Das macht sie zu einem Vorbild der Jungen in der antifaschistischen Bewegung. „Sie sehen in mir jemanden, der die Kontinuität des antifaschistischen Engagements lebt und weitergeben kann.“

Nicht wegschauen

Kluge stellt sich vor die Querdenker, auch auf deren eigener Kundgebung, auch wenn sie ganz allein ist. Das kostet Kraft und Überwindung, aber: „Ich will mir das nicht anhören, ohne zumindest eine Gegenmeinung gesagt zu haben.“ Das erfordert Mut. Es ist eine Überwindung. „Ich habe da viel Kraft gebraucht. Aber es war mir wichtig, dass ich nicht klein beigebe, dass ich nicht wegschaue.“

Denen, die sich neu im Kampf gegen Rechts engagieren, gibt sie mit: „Nationalismus ist wie ein Drache, der immer wieder aufsteht und es braucht immer wieder Menschen, die diesen Drachen bekämpfen.“ Der Kampf ist kein Kurzstreckenlauf, „das ist ein extremer Marathonlauf, der wahrscheinlich – wenn man ihn ernst nimmt – ein Leben lang dauern wird und immer wieder neu angegangen werden muss“.

Pionierin der Selbsthilfe für Transsexuelle

Dieser Lebenskampf ist nur der eine Teil von Janka Kluge. Der andere ist das Engagement in der Transgender Community. Sie war sehr jung, als sie entdeckte, dass sie transsexuell ist – und sie war allein. Schnell hat sie begriffen, „wie wichtig es ist, den Austausch mit anderen zu führen“, sagt sie im Rückblick. Schon Mitte der Achtzigerjahre gründete sie mit zwei anderen Frauen zusammen in Stuttgart eine der ersten Selbsthilfegruppen für Transsexuelle in Deutschland und begleitete Hunderte von transgeschlechtlichen Menschen auf ihren neuen Weg.

Längst dachte sie, „dass diese Transgeschichte für mich erledigt ist“, dann brauchte sie einen Hormonspezialisten, ging wieder in die Selbsthilfegruppe und macht seit sechseinhalb Jahren wieder aktiv in der Transbewegung mit. Auch da spürt sie, „dass ich für Jüngere ein Vorbild sein kann“. Sie geht auch diesen Weg seit über 40 Jahren, „das ist doppelt so lange, wie manche von ihnen auf der Welt sind“.

Auch dieser Kampf ist mühsam, doch es gibt Erfolge. Janka Kluge freut es, „wie die Jüngeren gegen dieses sexistische normative System aufbegehren“, sagt sie. „Sie sind auf dem Weg eine bessere Zukunft zu gestalten.“

Kampf für die Akzeptanz hat sich gelohnt

Vor einiger Zeit hat die Stuttgarterin eine Selbsthilfegruppe für Eltern mit transsexuellen Kindern mitbegründet. Es berührt sie zutiefst, „wie diese Eltern ihre Kinder akzeptieren und ernst nehmen“. Dann weiß sie, dass sich ihr Kampf für die Akzeptanz von Transmenschen gelohnt hat. „Er war verzweifelt und oft einsam, aber er hat dazu geführt, dass diese Kiddies heute eine einigermaßen normale Kindheit haben.“ Dann ist Janka Kluge sicher: „Diese Kinder werden nicht das durchmachen, was ich erlitten habe.“

Zur Zeit wird politisch zäh um das Selbstbestimmungsgesetz zur geschlechtlichen Identität gerungen. Und auch am 8. März ist Janka Kluge wieder auf der Straße. Sie streitet für das diesjährige Motto „Break the Bias“, durchbrecht die Vorurteile. So wie sie es immer tut.