Der Planungsprozess dauert Bürgermeister Martin Stölzle oft zu lange. Er wünschte sich, dass Projekte in Donzdorf schneller vorankommen. Foto: Staufenpress

Mit zähen Prozessen und wenig Geld muss sich der Bürgermeister Martin Stölzle in Donzdorf herumschlagen. Seine vierte Amtszeit endet im Juli 2026.

Bürokratie und komplizierte Eigentumsverhältnisse nennt Martin Stölzle als Ursachen, wenn die Stadtentwicklung nicht im gewünschten Tempo vorankommt. Der Donzdorfer Bürgermeister sieht dennoch eine gute Entwicklung in der Innenstadt, obgleich derzeit viel an den Randlagen geschieht. Ob er 2026 noch für eine fünfte Amtszeit kandidiert, lässt der dann 65-Jährige vorerst offen.

Herr Stölzle, wie entwickeln sich die Donzdorfer Projekte?

Große Projekte haben wir derzeit fast zu viele. Es ist unheimlich viel in Bewegung. Man merkt aber, dass sich viele Dinge langsamer entwickeln, als man es gerne hätte.

Woher kommt das?

Das hängt mit der Bürokratisierung zusammen. Einen Bebauungsplan in zwei, zweieinhalb Jahren fertigzustellen, ist fast nicht mehr möglich. Durch Gutachten, unterschiedliche Bewertungen oder Nachforderungen zieht sich alles in die Länge.

Welche Bebauungspläne meinen Sie?

Ganz konkret geht es um die Wohnbebauung im Bereich Kirschbäume. Wir fingen vor drei Jahren an, dann kam der Streuobstparagraf dazwischen, der die Streuobstbestände unter besonderen Schutz gestellt hat. Wir mussten umplanen. Wir haben jetzt vor der Sommerpause den Entwurfsbeschluss gefasst und gehen davon aus, Anfang 2026 mit der Erschließung zu beginnen.

Wann startet die Vermarktung?

In der Regel parallel zur Erschließung. Es wird drei Mehrfamilienhäuser mit fünf bis sechs Wohnungen und zwölf bis 15 Einfamilienhäuser geben.

An welchen weiteren Plänen wird gearbeitet?

Fast schon länger im Verfahren ist der Bebauungsplan „Südlich des Bahnhofs II“. Das sogenannte Böger-Areal. Hier soll nach der Sommerpause der Satzungsbeschluss fallen. Dann soll das Grundstück veräußert werden. Es sind Flächen für Doppel- und Reihenhäuser geplant und auf etwa ein Drittel der Fläche soll Geschosswohnungsbau kommen, mit etwa 20 bis 25 Wohnungen. Hinzu kommt noch das Baugebiet „Bühlacker“ in Reichenbach. Da sind wir gerade in der Vorvermarktung der zehn bis zwölf Bauplätze. Interessenten können sich bewerben.

Was passiert in Winzingen?

Da steht derzeit kein Bebauungsplan an. Über die Vermarktung der Fläche neben der Schule gibt es unterschiedliche Ansichten – Einfamilienhäuser oder Geschosswohnungsbau.

Liegt es immer an gesetzlichen Vorgaben oder blockieren sich auch mal Gremien der Stadt oder der beiden Teilorte?

Bei den Bebauungsplänen überhaupt nicht. Da gab es immer einen breiten Konsens.

Zuletzt kam in Donzdorf wieder das Thema Gewerbegebiet auf die Tagesordnung. Es gab eine Bürgerbeteiligung. Folgt bald ein Bürgerentscheid?

Das haben wir offen gelassen. Wir wollten zunächst die dialogische Bürgerbeteiligung machen. Es geht darum, die Frage der gewerblichen Entwicklung weitestgehend zusammen mit den Bürgern zu entscheiden. Wir haben von dem Verfahren ein klares Votum erwartet.

Und wie lief es?

Für mich war die geringe Bereitschaft zur Mitwirkung erschreckend. Insgesamt waren 1200 Personen im Zufallsverfahren angeschrieben worden. Davon waren 32 bereit, mitzumachen. Die Servicestelle Bürgerbeteiligung, die das Verfahren betreut hat, sagt aber, das sei normal.

Hat die Runde eine Antwort gefunden?

Ja, das Ergebnis war relativ klar. Alle haben sich dafür ausgesprochen, dass es eine gewerbliche Entwicklung geben muss. Bei der Frage nach einem Bürgerentscheid war das Votum nahezu ausgeglichen.

Was passiert nun?

Als Gemeinderat haben wir das offen gelassen. Wir werden uns mit der Frage nach der Sommerpause in einer Klausurtagung befassen. Dann wird es darum gehen, ob es einen Bürgerentscheid gibt oder ob der Gemeinderat auf Basis der dialogischen Bürgerbeteiligung entscheidet.

Dabei ging’s konkret ums Gebiet Stellfelbe im Westen?

Es ging um eine Fläche von sechs bis sieben Hektar im Westen, weil das die Lücke ist, wenn man vom Kreisverkehr nach Süden bis zur dortigen Bebauung blickt.

Kommt der im Bürgerentscheid abgelehnte Gewerbepark nun scheibchenweise?

Der Gewerbepark sollte nie auf einen Schlag bebaut werden. Wir wollten Firmen etwas anbieten können. Die wollen nicht drei Jahre warten, bis ein Bebauungsplan fertig ist. Planungsrecht und Eigentum müssen vorhanden sein, damit man handlungsfähig ist.

Im Osten der Stadt gibt es neue Baugebiete, im Westen kommen womöglich ein Gewerbegebiet und ein großer Supermarkt. Leidet darunter die Innenstadt?

Überhaupt nicht. Wir sind seit 15 Jahren dabei, die Innenstadt attraktiver zu machen. Das ist in Teilen gelungen. Zum Beispiel wird das Haus am Wöhrplatz nächstes Jahr fertig. Leider laufen manche Prozesse deutlich langsamer, als uns lieb ist. Wir sind auch dabei, Grundstücke am Scherbenmarkt zu kaufen. Bisher haben wir etwa die Hälfte der Flächen. Dort könnte ein größeres Wohn- und Geschäftshaus gebaut werden.

Als vor 15 Jahren die Ortsumgehung gebaut wurde, gab es viele Ideen. Die Realisierung lässt auf sich warten.

Ja, die Ideen sind im Wesentlichen immer noch dieselben. Sie brauchen den Grunderwerb. Die Eigentümer müssen mitziehen. Donzdorf ist auch nicht in zehn Jahren gebaut worden. Stadtentwicklung ist ein sehr, sehr langwieriger Prozess.

Wie sehen Sie die Finanzlage der Stadt?

Donzdorf ist von der Struktur her finanzschwach. Wir haben uns aber daran gewöhnt, auch mit kleineren Brötchen gut satt zu werden. Schauen wir auf die Projekte: Neue Wohngebiete bringen normalerweise einen Ertrag. Wir haben das Stauferwerk gegründet, das einen Ertrag bringt. Unser Haushalt ist nahezu ausgeglichen. Wir können aber keine großen Sprünge machen. Auch in die Schulen muss investiert werden.

Wird das Geld reichen?

Ich halte das große Gejammer übers Geld nicht für zielführend. Es ist schon unbefriedigend, dass wir keine den Aufgaben angemessene Finanzausstattung erhalten. Für mich ist es aber mehr eine Frage der Aufgabenerfüllung als der Finanzen. Ich sage unserem Kämmerer Thomas Klein immer: Das Geld folgt den Aufgaben.

Ihre Amtszeit endet am 3. Juli 2026 . . .

. . . also in elf Monaten.

Aber ausgeschrieben wird früher. Werden Sie sich um eine fünfte Amtszeit bewerben?

Ich habe mit dem Gemeinderat vereinbart, dass wir im Oktober das Prozedere festlegen.

Dann werden Sie sich auch zu einer möglichen Bewerbung äußern?

Ja, der Gemeinderat hat das Recht, dies als Erster zu erfahren.

Aber eine fünfte Amtszeit wäre schon ungewöhnlich?

Wenn man nach vier Amtszeiten 65 Jahre alt ist und eins und eins zusammenzählen kann, dann darf man sich durchaus seine Gedanken machen.