Internationale Darbietungen beim Straßenfest in Sindelfingen Foto: Eibner/Drofitsch

Das internationale Straßenfest Sindelfingen lockte am Wochenende trotz heißer Temperaturen über 150 000 Besucher an.

Am Wochenende war es auch in der Daimlerstadt brütend heiß. Auf den Besuch beim internationalen Straßenfest wollten trotzdem viele nicht verzichten.

Immer der Nase nach

Ein großes Problem auf dem internationalen Straßenfest in Sindelfingen: Es fällt schwer, sich für einen Stand zu entscheiden. In jeder Gasse weht einem der Geruch nach gebratenem Fisch oder Fleisch entgegen, Crêpe-Stände reihen sich an Süßigkeiten-Angebote, italienische Cannoli treten in Konkurrenz mit orientalischem Baklava. Wer es ganz exotisch möchte, hat auch die Möglichkeit, afrikanisches Essen zu probieren oder sich durch die indische oder japanische Küche zu kosten. Ein einziges Manko: günstig sind die angebotenen Speisen leider nicht so ganz.

Die Einnahmequelle Nummer eins

Mit einen der größten Stände besitzt die Vereinigung der Portugiesen für Kultur und Sport Sindelfingen. Hier brutzeln die Sardinen und Garnelen auf riesigen Grills in der Sonne. Ein DJ, der extra aus Portugal eingeflogen wurde, sorgt für Partystimmung. Diese könnte kaum fröhlicher sein. „Wir freuen uns riesig, dass das internationale Straßenfest wieder stattfindet“, sagt Kassenwart Francisco Martins.

Für den Verein sei diese Veranstaltung die Haupteinnahmequelle Nummer eins, die ihn jährlich über die Runden bringt. Die letzten beiden Corona-Jahre war es dementsprechend knapp. „Hätte das Fest dieses Jahr wieder nicht stattgefunden, hätte der Verein vielleicht nicht überlebt“, sagt Martins.

Den Nachwuchs einlernen

Der FV Radnik Sindelfingen ist mittlerweile seit über zwölf Jahren auf dem internationalen Straßenfest vertreten. „Früher hatten wir einen Stand auf drei mal drei Metern“, erinnern sich die Mitglieder Selma Topic und Muharem Velic. Heute sei der Radnik-Stand, an dem es unter anderem selbst gemachte Cevapcici zu kaufen gibt, einer der größten auf dem Fest.

In diesem Jahr wird auch die nächste Generation stark in den Ablauf involviert. „Die sollen den Verein und solche Veranstaltungen in vier bis fünf Jahren übernehmen“, erklärt Selma Topic. Dementsprechend gehe es heute ein wenig chaotisch zu, was allerdings auch der Hitze geschuldet sei. „Das ist kein optimales Wetter für ein Straßenfest“, sagt Muharem Velic. Vor allem für die Grillmeister sei es hart, denn an den Feuerstellen herrsche zum Teil über 40 Grad. „Da müssen wir uns regelmäßig abwechseln, sonst geht das nicht.“

Musik aus aller Welt

Musikalisch hat sich Sindelfingen in ein buntes Sammelsurium an Am Klängen verwandelt. Aus jeder Straßenecke schallen andere Melodien, mal serbisch, mal orientalisch, mal poppig. Besonders emotional geht es am Platz der Partnerstädte in der Ziegelstraße zu. Hier zeigt das Ukrainische Atelier Stuttgart die Kultur der Ukraine durch traditionelle Volksmusik und moderne Klassiker. Auch auf die nationale ukrainische Tracht Wyschywanka wird nicht verzichtet, die die Sängerinnen trotz der Hitze mit Stolz zur Schau tragen.

Fotos mit der Queen

Die Partnerstädte Sindelfingens sind auch in diesem Jahr auf dem internationalen Straßenfest vertreten. Besonders sticht der Stand der britischen Stadt Dronfield ins Auge, wo nicht nur Shortbread, Tee und Marmelade verkauft werden, sondern auch ein Pappaufsteller der Queen den Besuchern königlich entgegenwinkt. Klar, dass da das eine oder andere Selfie gemacht werden muss – wann bekommt man schon mal die Möglichkeit, sich mit der Queen abzulichten?

Als wäre nie etwas gewesen

Angesichts der Besucherzahlen, die vor allem in den Abendstunden auf das Straßenfest strömen, hat man das Gefühl, als hätte es eine Pandemie nie gegeben. „Insgesamt werden wir wahrscheinlich auf 150 000 bis 200 000 Besucher kommen“, schätzt Organisatorin Andrea Santana. „Man merkt, dass es den Leuten gefehlt hat, rauszukommen.“ Ansonsten sei der ganze Ablauf friedlich gewesen. Weder die Polizei noch das DRK hätten größere Unruhestifter oder Unfälle zu vermelden gehabt. Und auch der Müll konnte in diesem Jahr durch ein Mehrweggebot für die Standbetreiber stark reduziert werden. „2019 hatten wir noch 25 Tonnen Müll“, so Andrea Santana. Diesmal könne man Stand Sonntagvormittag „nur“ 10 Tonnen verzeichnen. „Das Mehrweggebot hat also durchaus was gebracht.“

Die Hitze sorgt für Kreislaufprobleme

Optimal sind Temperaturen von fast 38 Grad für ein Straßenfest natürlich nicht. Das ist vor allem nachmittags spürbar, denn hier halten sich auch die Besucherzahlen eher in Grenzen. Auch das Rote Kreuz bestätigt, dass das Wetter den Leuten zu schaffen macht. „Wir hatten einige Einsätze wegen Kreislaufproblemen, viele Menschen sind so eine Hitze einfach nicht gewöhnt“, berichtet Birgit Bux vom DRK-Ortsverein Sindelfingen. „Aber das hatten wir schon erahnt und uns entsprechend vorbereitet.“