Die Polizei ist bundesweit gegen Schleuser vorgegangen. Es gab Festnahmen. (Symbolbild) Foto: dpa/Paul Zinken

Sie sollen zahlreiche Menschen aus Syrien illegal nach Deutschland gebracht haben. Der mutmaßliche Chef der Schleuserbande wurde bereits in Österreich gefasst – nun nahm die Polizei auch Komplizen fest.

Berlin/Kempten - Mit einer großen Razzia ist die Polizei in Berlin und mehreren anderen Bundesländern gegen eine internationale Schleuserbande vorgegangen. Sieben Verdächtige wurden am Dienstag verhaftet, es gab elf Durchsuchungen. Betroffen waren neben Berlin auch Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Mehr als 400 Bundespolizisten waren im Einsatz, wie die Staatsanwaltschaft in Kempten im Allgäu mitteilte.

Ermittelt wird gegen 19 Verdächtige im Alter zwischen 21 und 44 Jahren. Sie sollen mindestens seit April 2019 Menschen gegen hohe Summen über die sogenannte Balkanroute nach Deutschland eingeschleust haben. Die mutmaßlich 140 eingeschleusten Menschen seien überwiegend aus Syrien.

„Scouts“ meldeten Komplizen Polizeikontrollen

Die Schleuser seien überaus planvoll und sehr professionell vorgegangen, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Sie hätten sogenannte Scouts eingesetzt: Diese fuhren den Schleuserfahrzeugen voraus und meldeten Polizeikontrollen. Die Grenze hätten die Flüchtlinge oft zu Fuß überquert. Der Chef der Bande habe das Ganze über sein Smartphone aus sicherer Entfernung koordiniert.

Auf die Spur der Bande kam die Bundespolizei, als sie im August 2019 einen Schleuserfahrer auf der Autobahn 7 bei Füssen nahe der Grenze zu Österreich festnahm. Zusammen mit Fahndern aus mehreren europäischen Ländern und von Europol konnte die Staatsanwaltschaft Kempten den mutmaßlichen Kopf der Bande in Österreich ausfindig machen und festnehmen lassen. Dessen Auslieferung werde angestrebt, hieß es.

Polizei sichert umfangreiches Beweismaterial

Bei dem Einsatz am Dienstag schlugen die Polizisten in Berlin, Salzgitter, Twistringen bei Bremen, Osnabrück, Hamm, Duisburg, Wuppertal und Marburg zu. Sie stellten umfangreiches Beweismaterial sicher, darunter auch die für die Schleusung genutzten Smartphones.

Die Berliner Gewerkschaft der Polizei (GdP) betonte: „Die heutigen Maßnahmen zeigen, dass wir im Kampf gegen organisierte Kriminalität nur erfolgreich sein können, wenn sich Sicherheitsbehörden nicht von den Barrieren des Föderalismus aufhalten halten, sich vernetzen und international zusammenarbeiten.“ Die organisierte Kriminalität agiere grenzübergreifend. „Wenn wir sie trockenlegen wollen, müssen wir das auch. Das gilt insbesondere beim Kampf gegen Menschenhandel.“