Eines der Ausstellungsstücke stammt von Nick Schaber Foto: Martinskirche

Eine Aktion zweier Sindelfinger Kirchengemeinden und der Ökumenischen Sozialstation lässt Junge und Alte künstlerisch zur Coronakrise zu Wort kommen.

Sindelfingen - Die Stimmung ist getrübt, man fühlt sich seelisch erschöpft, ob jung oder alt. Was macht Mut, was gibt Kraft, was lässt hoffen? Und was kann ich als junger Mensch weitergeben? An die Alten? Und umgekehrt: Was können lebenserfahrene Menschen in dieser Situation an die Jungen vermitteln? Wie können sie sich austauschen, aneinander denken und füreinander sorgen? „Das ist die viel wichtigere Frage für uns alle, anstatt darauf zu schauen: Wer hat jetzt am meisten zu leiden, jung oder alt?“ So lautete der Ausgangspunkt für Damaris Braun, „Fachreferentin Wohnen“ bei der Ökumenischen Sozialstation und Pfarrer Manuel Hörger von der Martinskirchengemeinde Ost. Die oftmals alleinlebenden Bewohner in der Seniorenwohnanlage vermissen die Begegnung beim gemeinsamen Mittagessen, beim Spielen oder dem Kaffeenachmittag und der Gymnastikstunde. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden vermissen die gemeinsame Freizeitgestaltung, das Treffen mit Freunden, gemeinsame Unternehmungen. Angeregt und aufgefordert von Damaris Braun, Pfarrer Hörger und Pfarrer Jens Schnabel von der Johanneskirche haben Jung und Alt gemalt und aufgeschrieben, was sie in diesen beschwerlichen Zeiten bewegt, woher sie man Kraft schöpft und was sie einander empfehlen. Entstanden ist daraus eine „Hoffnungsgalerie“ mit Bildern, Foto-Collagen und Kunstwerken von Jugendlichen und recht persönliche Briefe der älteren Menschen.

„Das Joggen gibt mir sehr viel Kraft“, schreibt Frederic, „da kriege den Kopf frei.“ Dazu malte er seine Laufschuhe in kräftigen Farben. Eine Seniorin erzählt von der „Kraft der guten Gespräche“, denn dadurch „wandele sich im Innern etwas“. Eine andere ruft sich wiederholt das Lied „Danke für diesen guten Morgen“ in Erinnerung, erzählt sie. Anna schreibt zu ihren fantastischen Landschaftsbildern: „Weite, Beruhigung, Stille, Leute und Gedanken, das sind Dinge, die mir Kraft geben. Die Texte und Bilder vermitteln eine Hoffnungsbotschaft.“ Pfarrer Hörger unterstrich im Gottesdienst in der Sindelfinger Martinskirche: „Gott ist keinem von uns fern. Durch ihn leben wir, bewegen wir uns und haben wir unser Dasein.“ Viel Ermutigung, Trost und Hoffnung sei hier zu finden. Und es bestätige sich die Erkenntnis des Theologen Dietrich Bonhoeffer: „Der Christ braucht den Christen, der ihm Gottes Wort sagt. Er braucht ihn immer wieder, wenn er ungewiss und verzagt wird.“

Die ganze Aktion lief bislang im Stillen ab. Das mache deutlich: „Kirche ereignet sich in der Coronakrise auf andere, neue, stillere Weise, generationsübergreifend“, hob Pfarrer Jens Junginger vom Pfarramt Nord der Martinskirchengemeinde hervor, der auch zum Vorstand der Ökumenischen Sozialstation gehört. „Sie laden den Betrachter zur Auseinandersetzung mit sich selbst sein. Wir wollen sie noch etwas breiter publizieren“, merkt Junginger an.

Die Kernbotschaft des Projekts bündelt sich im Satz einer 86-jährigen Seniorin, die schreibt: „Gott ist das Leben.“ Die „Hoffnungsgalerie“ ist bis Pfingsten in der Martinskirche ausgestellt und kann auch unter der Woche betrachtet werden.