Das war’s dann. Marco Walz hört mit dem Wettbewerbssport auf. Foto: Günter Bergmann

Nach der coronabedingten Verlegung des erhofften finalen Höhepunkts beendet Marco Walz seine Karriere. Die nächste große Aufgabe hat er bereits abseits des Sports übernommen.

Steinenbronn - Streng genommen ist die Entscheidung, die Karriere zu beenden, bei Marco Walz schon vor eineinhalb Jahren gefallen. Bereits bei der Fahrt zum Saisonfinale der Inline-Alpinisten 2019 im tschechischen Turnov wusste der Steinenbronner, dass „dies vermutlich mein letzter großer Wettkampf sein wird“. Doch hatte er sich zumindest ein kleines Hintertürchen offen gelassen, wären doch im Herbst 2021 in Argentinien die „World Roller Games“ angestanden, für die sich als dann perfekter Abschluss eine intensive Vorbereitung vielleicht noch einmal gelohnt hätte.

Nun kommt es anders. Der Gedanke an ein kurzes Comeback hat sich für Walz erledigt, seit die Großveranstaltung wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr auf 2022 verlegt worden ist. Der Beschluss des 30-Jährigen steht somit: Es ist Schluss. „Ich hatte 15 tolle Jahre in meiner Sportart und habe alles erreicht, was man erreichen kann. Wenn ich etwas mache, dann will ich es richtig machen – und jetzt ist es einfach gut so, wie es ist“, sagt Walz, den andauernde Rückenprobleme in den vergangenen Jahren sowie ein Bandscheibenvorfall in seinem aktuellen Weg bestärkt haben.

Umfangreiche Titelsammlung

So reizvoll ein Flug nach Südamerika auch gewesen wäre, sportlich betrachtet hätte Walz ohnehin keinen Titel mehr holen können, den er nicht schon in seiner umfangreichen Sammlung hat: Insgesamt achtmal war er seit dem Premierensieg 2012 im bayerischen Cham Weltmeister. Dazu kommen vier Europameistertitel, vier Weltcup-Gesamtsiege und „etwa 20 bis 25“ nationale Meistertitel in den Disziplinen Slalom, Riesenslalom und Parallelslalom. Die genaue Zahl könne er gar nicht sagen, merkt der Mann aus dem Schönbuch an. Es waren schlicht zu viele Erfolge, um noch den genauen Überblick zu behalten.

Was sich ihm besonders eingeprägt hat? „Die erste ist im Rückblick immer die wichtigste Goldmedaille“, sagt Walz. Als Höhepunkt seiner Laufbahn sieht er derweil die ersten „World Roller Games“ 2017 im chinesischen Nanjing, als der gelernte Heizungsanlagenmechaniker drei goldene Plaketten nach Hause brachte, die in seiner Sportart gleichbedeutend sind mit dem Weltmeistertitel. Weit vorne im Gedächtnis sind aber auch die Duelle über viele Jahre mit dem lettischen Dauerrivalen Kristaps Zvejnieks, laut Walz „außerhalb des Wettkampfs ein sehr guter Freund“. Oder die Rennen vor teils fünfstelligen Zuschauerzahlen. So etwas habe ihn immer besonders motiviert. Oder die von seinem Verein organisierten deutschen Meisterschaften und Weltcuprennen auf den heimischen Strecken in Steinenbronn und Musberg.

Boom in der Sportart

„Unser Sport und die Aktiven sind in den vergangenen Jahren viel professioneller geworden. Früher gab es internationale Wettkämpfe mit maximal vier teilnehmenden Nationen aus Europa, mittlerweile boomt Inline-Alpin sogar in Hongkong, Dubai und Indien“, sagt Walz. Er selbst wird auch nach dem nun offiziellen Karriereende die Rollen regelmäßig unter die Füße nehmen, wenn auch nicht mehr als aktiver Wettkämpfer. Zum einen schweben ihm in den warmen Monaten mehrmals in der Woche abendliche Ausfahrten ins Siebenmühlental, in den Schönbuch oder in Richtung Tübingen vor. Zum anderen bleibt er der Steinenbronner Inline-Abteilung als Trainer erhalten.

Nun zwei andere Aufgaben

Gemeinsam mit Jörn Babinsky kümmert sich Walz um das derzeit achtköpfige Team, das an Weltcuprennen teilnimmt. Das erste hat nach der langen Corona-Pause vor drei Wochen in Slowenien stattgefunden. „Ich muss aber nicht überall mit hin, weil ja auch die Bundestrainer dabei sind, die sich um die Kaderathleten kümmern“, sagt Walz. All zu viel Zeit für den Sport bleibt ihm eh nicht mehr, schließlich hat er vor ein paar Monaten vom Vater die Geschäftsführung des familieneigenen Betriebs übernommen, „Walz Haustechnik“ – und damit die Verantwortung für rund 20 Mitarbeiter, darunter sein Bruder Ricco.

Letzterer war auch mehr als ein Jahrzehnt lang ein erfolgreicher Inline-Alpin-Skater, der mehrere deutsche Meistertitel gewann, bei den ganz großen Veranstaltungen aber immer ein wenig im Schatten des großen Bruders stand. Ricco Walz hat bereits 2018 seine Karriere beendet und ist mittlerweile verheiratet. In dieser Hinsicht ist er dem achtmaligen Weltmeister zeitlich ein Stück voraus.