Der 46. Präsident der Vereinigten Staaten: Joe Biden Foto: AFP/TASOS KATOPODIS

Joe Biden ist als 46. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt worden. Hier sind zentrale Auszüge seiner Rede am Mittwoch.

Washington - Die wichtigsten Partien von Joe Bidens Rede am Tag seiner Amtseinführung als 46. US-Präsident:

„Dies ist der Tag Amerikas. Dies ist der Tag der Demokratie, ein Tag der Geschichte und der Hoffnung auf Erneuerung und Entschlossenheit. (...) Heute zelebrieren wir den Sieg - nicht den eines Kandidaten, sondern den der Demokratie. Der Wille der Menschen wurde gehört, und er wurde beachtet. Wir haben erneut gelernt, dass Demokratie kostbar ist, fragil. In dieser Stunde, meine Freunde, hat sich die Demokratie durchgesetzt. (...)

„Viel zu reparieren, viel zu restaurieren, viel zu heilen“

Das ist eine große Nation, wir sind gute Leute. Und in all den Jahrzehnten, bei Sturm und Streit, in Frieden und im Krieg, sind wir schon weit gekommen - aber wir müssen noch weiter gehen. Wir drängen vorwärts mit Tempo und Eile - denn wir haben in diesem Winter voller Gefahren und bedeutender Möglichkeiten viel zu tun. Viel zu reparieren, viel zu restaurieren, viel zu heilen, viel aufzubauen und viel zu gewinnen. Nur wenige Menschen in der Geschichte unserer Nation wurden mehr herausgefordert oder fanden eine Zeit herausfordernder oder schwieriger als die Zeit, in der wir jetzt sind.

Es ist ein Jahrhundert-Virus, das still und leise das Land heimsucht. Es hat in einem Jahr so viele Menschenleben gefordert, wie Amerika im gesamten Zweiten Weltkrieg verloren hat. Millionen von Arbeitsplätzen sind verloren gegangen, Hunderttausende Unternehmen mussten schließen. Ein Ruf nach Rassengerechtigkeit, der 400 Jahre alt ist, bewegt uns. Ein Schrei nach Überleben kommt vom Planeten selbst. Ein Schrei, der verzweifelter und deutlicher nicht sein kann - und nun ein Anstieg des politischen Extremismus, der weißen Vorherrschaft, des inländischen Terrorismus, dem wir entgegentreten müssen. Und den wir besiegen werden. (...)

„Mit Einheit können wir große Dinge tun“

Heute, an diesem Januartag, will meine ganze Seele Amerika zusammen bringen, unser Volk vereinen, unsere Nationen vereinen. Und ich rufe jeden Amerikaner auf, mir dabei zu folgen. Vereint bekämpfen wir die Feinde, denen wir gegenüberstehen: Wut, Ressentiments und Hass, Extremismus, Gesetzlosigkeit, Gewalt, Krankheit, Arbeitslosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Mit Einheit können wir große Dinge tun, wichtige Dinge.

Wir können Unrecht korrigieren. Wir können Menschen in gute Jobs bringen, unsere Kinder in sicheren Schulen unterrichten, wir können das todbringende Virus besiegen. Wir können Arbeit belohnen und den Mittelstand wieder aufbauen und die Gesundheitsversorgung für alle sichern. Wir können Rassengerechtigkeit schaffen, und wir können Amerika wieder zur führenden Kraft für das Gute in der Welt machen. (...)

„Hört einander, seht einander“

Wir sollten uns gegenseitig nicht als Kontrahenten betrachten, sondern als Nachbarn. Wir können jeden von uns mit Würde und Respekt behandeln. Wir können unsere Kräfte bündeln, das Geschrei beenden und die Gemüter beruhigen. Denn ohne Einigkeit gibt es keinen Frieden, nur Bitterkeit und Wut. (...) Lasst uns damit beginnen, uns wieder gegenseitig zuzuhören. Hört einander, seht einander - und zeigt Euch gegenseitig Respekt. Politik muss nicht ein wütendes Feuer sein, das alles auf seinem Weg zerstört. Nicht jede Meinungsverschiedenheit muss ein Grund für totalen Krieg sein. Wir müssen die Kultur ablehnen, in der Fakten manipuliert und sogar fabriziert werden. Meine lieben Amerikaner, wir müssen anders sein als das. Amerika muss besser sein als das. Und ich glaube, Amerika ist so viel besser als das. (...)

Hier stehen wir, wo vor 108 Jahren bei einer anderen Amtseinführung Tausende von Demonstranten versuchten, mutige Frauen zu blockieren, die für das Wahlrecht marschierten. Und heute feiern wir die Vereidigung der ersten Frau in der amerikanischen Geschichte, die zur Vizepräsident gewählt wurde, Kamala Harris. Erzählt mir nicht, die Zeiten könnten sich nicht ändern! (...)

Hier stehen wir, nur wenige Tage, nachdem ein Mob gedacht hat, er könnte Gewalt anwenden, um den Willen der Menschen zum schweigen zu bringen, die Arbeit unserer Demokratie zu beenden und uns von diesem heiligen Boden zu vertreiben. Es ist nicht geschehen. Es wird niemals geschehen. Nicht heute, nicht morgen, niemals. Niemals. (...)

„Ich werde ein Präsident für alle Amerikaner sein“

Ich verspreche Ihnen etwas: Ich werde ein Präsident für alle Amerikaner sein - alle Amerikaner. Ich verspreche Ihnen, ich werde genauso hart für diejenigen kämpfen, die mich nicht unterstützt haben, wie für die, die es taten. (...)

Die vergangenen Wochen haben uns eine schmerzhafte Lektion erteilt. Es gibt Wahrheit, und es gibt Lügen. Lügen, die für die Macht und für den Profit erzählt werden. Jeder von uns hat die Pflicht und die Verantwortung als Bürger, als Amerikaner und vor allem als Anführer - als Anführer, die sich verpflichtet haben, unsere Verfassung zu ehren und unsere Nation zu beschützen -, die Wahrheit zu verteidigen und die Lügen zu besiegen. (...)

Wir kommen nun in die vielleicht härteste und tödlichste Phase dieser Pandemie. Wir müssen die Politik beiseite lassen und uns dieser Pandemie endlich als geeinte Nation stellen. (...) Wir werden das gemeinsam durchstehen. Gemeinsam. (...)

„Wir werden unsere Bündnisse reparieren“

Amerika wurde geprüft - und Amerika ist umso stärker zurückgekommen. Wir werden unsere Bündnisse reparieren und mit der Welt zusammenarbeiten - nicht um den Herausforderungen von gestern zu begegnen, sondern jenen von heute und morgen.

Gemeinsam können wir eine amerikanische Geschichte der Hoffnung, der Einigkeit und des Lichts schreiben - nicht eine der Angst, der Zwietracht, der Dunkelheit. Eine Geschichte des Anstands und der Würde, der Liebe, des Heilens, der Größe und Güte.“