Einsatzkräfte der Feuerwehr beim Abpumpen von Wasser aus Gebäuden nach einem schweren Unwetter im Jahr 2022. Aktuell viele Unwettereinsätze im Landkreis Karlsruhe (Archivfoto). Foto: IMAGO/Einsatz-Report24/IMAGO/Fabian Geier

Heftiger Regen treibt Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte zum Dauereinsatz. Straßen sind überflutet, vor allem der Raum Karlsruhe ist betroffen. Die Folgen könnten sich bis in den Mittwoch ziehen.

Heftige Unwetter haben Straßen überflutet, Keller volllaufen und vor allem den Fluss Saalbach im Landkreis Karlsruhe extrem ansteigen lassen. Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte sind im Dauereinsatz. Zunächst gab es keine Hinweise auf Verletzte. Die Hochwasserzentrale warnte am Abend, wegen lokal teils extrem heftigen Starkregens seien in der Nacht und am Mittwoch starke Anstiege der Wasserpegel an manchen Bächen und kleinen Flüssen in Baden-Württemberg möglich.

Hunderte Einsätze im Raum Karlsruhe

„In bebauten Gebieten kann es beim Auftreten von Starkniederschlägen im Einzelfall zu örtlichen Überlastungen der Kanalisation und zu schnellen Überflutungen von Straßen, Kellern, Unterführungen und Tiefgaragen kommen“, hieß es in einem Lagebericht auf der Internetseite. „Auch außerorts sind Überflutungen von Straßen möglich.“ Es bestehe aber keine überregionale Hochwassergefahr an größeren Flüssen.

Nach ersten Informationen des Lagezentrums im baden-württembergischen Innenministerium lag im Südwesten ein Schwerpunkt der abendlichen Unwetter-Einsätze in der Region Karlsruhe. In der Integrierten Leitstelle in Karlsruhe hieß es: „Wir haben hier Tausend Einsätze.“ Bei der Polizei waren es 350 bis 400 nach ersten Angaben. Sprecher von Feuerwehr und Polizei hatten zunächst selbst Mühe, sich einen Überblick zu verschaffen.

Mancherorts stehe Wasser einen halben Meter hoch auf der Straße oder in Unterführungen, sagte ein Polizeisprecher. Besonders betroffen sei der Bereich um Bretten und Bruchsal.

„Absolutes Chaos“

In Gondelsheim, etwa 15 Kilometer westlich von Karlsruhe, würden Autos von Wassermassen weggespült, sagte ein Feuerwehrsprecher. Es herrsche „absolutes Chaos“. Menschen, die in Fahrzeugen vom Wasser umgeben waren, hätten sich gemeldet, sagte ein Polizeisprecher. Weiter erklärte er, nach erster Einschätzung der Feuerwehr seien zunächst aber keine Evakuierungsmaßnahmen nötig. Die Saalbach sei an einigen Stellen über die Ufer gelaufen.

Im sozialen Netzwerk Facebook informierte die Gemeinde, im ganzen Ort herrsche eine Notsituation. Menschen sollten - wenn möglich - Freunde und Nachbarn unterstützen. „Auch werden nach dem Regen viele helfenden Hände und auch Pumpen etc. benötigt.“

Die Feuerwehr Gondelsheim schrieb auf Facebook zum Hochwasser: „Aktuell haben wir sehr viele Meldungen, welche wir priorisieren und abarbeiten.“ Es könne länger dauern.

Fluss überschreitet bisherige Hochwasser-Marken

Eindrucksvoll verdeutlichten Ansichten der Hochwasserzentrale die Lage: Jene für den Pegel Gondelsheim zeigt, dass die Linie in den vergangenen Tagen und bis weit in den Dienstag hinein unter der Marke von zehn Zentimetern verlief. Am Abend dann schnellte die Kurve schlagartig auf über 2,70 Meter hoch - und übertraf den Daten zufolge damit auch Hochwasserereignisse aus den Jahren 2013 (2,23 Meter), 2015 (2,06 Meter) und 1983 (1,95 Meter). Am späten Abend war aber auch zu sehen, dass der Pegelstand wieder sank.

Zu diesem Zeitpunkt wurde für den flussabwärts gelegenen Pegel Bruchsal noch ein Anstieg erwartet. Hier war der Wasserstand von unter 30 Zentimetern tagsüber in Windeseile auf fast 1,90 Meter angewachsen. Beim Hochwasser 2013 hatte der Pegelstand 1,68 Meter betragen. Von einem sogenannten 100-jährlichen Hochwasser gehen Fachleute hier aus, wenn die Marke von 2,10 Metern erreicht wird, von einem 50-jährlichen Hochwasser bei 1,92 Metern. Derartige Angaben nennt die Hochwasserzentrale für den Pegel Gondelsheim nicht.

Heißester Tag des Jahres

In Linkenheim-Hochstetten schlug ein Blitz in das Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses ein, das in Brand geriet. Die Feuerwehr löschte die Flammen. Die Bewohner kommen zwischenzeitlich zum Teil in einer Kirche unter, da das Haus ohne Gas und Strom ist.

Mit einer Höchsttemperatur von 36,3 Grad ist am Dienstag in Waghäusel-Kirrlach im Landkreis Karlsruhe nach vorläufigen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der bundesweit zweithöchste Wert gemessen worden. Auf Platz eins landete Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz mit 36,5 Grad, wie ein Meteorologe des DWD sagte. Damit war der Dienstag nach den vorläufigen Daten der bislang heißeste Tag des Jahres. Der Rekord vom Vortag: 35,7 Grad - ebenfalls noch nach vorläufigen Daten - wurde übertroffen.