Die Industrie ist der Wachstumsmotor im Landkreis. Foto: Kreiszeitung Böblinger Bote/Thomas Bischof

IHK-Umfrage bei der Wirtschaft im Kreis zeigt branchenabhängigen Stimmungsaufschwung.

Kreis Böblingen - Nach der Lockdown-Tristesse keimt bei einem Teil der Unternehmen im Landkreis Böblingen langsam wieder so etwas wie Sommerfreude auf. Dies ist das Fazit des für den Kreis Böblingen zuständigen Bezirks der Industrie- und Handelskammer (IHK). Diese Einschätzung basiert auf einer Umfrage unter den Mitgliedern.

Bereits zu Jahresbeginn meldeten insbesondere die Industrieunternehmen und die Dienstleister eine verbesserte Lage, heißt es in einer Pressemitteilung. Dieser Trend hat sich in den Frühsommer hinein weiter verfestigt. Die positive Entwicklung strahle dabei auch auf die übrigen Branchen aus und ziehe die Konjunktur voran.

40 Prozent der Mitgliedsbetriebe beurteilen die Lage mit "gut"

So geben nun fast 40 Prozent der teilnehmenden IHK-Mitglieder eine gute Lagebeurteilung ab, 18 Prozent bleiben bei einer weiterhin schlechten Beurteilung. Der IHK-Indikator zur Wirtschaftslage schnellte von vier Zählern zu Jahresbeginn auf nunmehr 22 Punkte. „Dies ist in Anbetracht der Situation, in der sich manche Branchen befinden, beachtlich“, schreiben die Verfasser der Umfrage, weisen aber gleichzeitig darauf hin, dass diese guten Erfolge nicht darüber hinwegtäuschen dürften, dass es in manchen Wirtschaftsbereichen noch finster ausschaut.

Für viele Unternehmen kämen die Lockerungen spät, wenn nicht sogar zu spät, urteilt die IHK. Oftmals seien sie mit zu hohen Hürden verbunden. Hier ruhten die Hoffnungen auf weiteren Öffnungsschritten und einer weiterhin starken Industrie, die sich wie auch die Dienstleister und der Bau als Zugpferd aus der Krise bewiesen. Die ersten Anzeichen stimmen der IHK zufolge optimistisch, dass es in den kommenden Monaten zu weiteren Verbesserungen der Lage kommen wird.

Aufwind wirkt sich auch auf den Arbeitsmarkt aus – Zahl der Erwerbslosen geht zurück

Erfreulicherweise mache sich diese Entwicklung auch bereits auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Arbeitslosenquote sank im Mai nochmals etwas und liegt mit 3,7 Prozent deutlich unter den Quoten der Region Stuttgart (4,2) und des Landes (4,0). Wie sehr sich dieser erfreuliche Trend allerdings noch auf wenige Wirtschaftsbereiche beschränkt, zeige ein Blick in die einzelnen Branchen.

Industrie: Annähernd 30 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Betriebe erfreuten sich in diesem Segment einer guten Geschäftslage, 18 Prozent geben noch eine schlechte Beurteilung ab. Angetrieben werde der wirtschaftliche Motor des Landkreises durch einen starken Auftragseingang sowohl aus dem In- als auch aus dem Ausland. 50 Prozent der Industriebetriebe verzeichneten in den letzten Wochen eine größere Auslandsnachfrage. Im Inland sind dies ebenfalls schon 45 Prozent. Diese gute Entwicklung wirke sich auch positiv auf die Bereitschaft aus, neues Personal einzustellen, glaubt die IHK.

Handel: Im Handel zeigt sich, bedingt durch die lange Zeit des Lockdowns, hingegen ein völlig anderes Bild. Hier teile sich Wohl und Weh zwischen dem Großhandel im industriellen Umfeld und den im Lockdown weiterhin geöffneten Einzelhändlern einerseits und den Unternehmen, die lange Zeit geschlossen waren auf der anderen Seite. „Während der Großhandel und ein Teil der geöffneten Betriebe eine gute Lage melden können, ist die Lage für die im Lockdown geschlossenen Betriebe des Einzelhandels weiterhin katastrophal“, heißt es. Die nun erfolgten Öffnungen mit immer noch einschneidenden Beschränkungen seien für viele Händler nur ein erster, sehr kleiner Schritt, hin zu einer Verbesserung der Lage.

Dienstleistung: Die Dienstleister sind mit der Industrie einmal mehr die Zugpferde aus der wirtschaftlichen Talsohle. Wie auch in früheren Krisen komme dieser Sektor schneller als andere Branchen aus der Rezession heraus und knüpfe an das Vorkrisenniveau an. So melden derzeit gut 45 Prozent der Unternehmen eine gute Wirtschaftslage. Hier finden sich jedoch auch die Unternehmen der Hotellerie und Gastronomie, Für diese Betriebe seien die nun erfolgten Öffnungen zwar gut und wichtig - allerdings drückten die Auflagen die Stimmung Dennoch erwarten etwas mehr als 44 Prozent eine weitere Belebung. Ein Viertel der Unternehmen möchte wieder Personal aufbauen.

Bau: Für den Bau hat sich auch im Frühsommer wenig an der guten Lage geändert. Nach wie vor ist die Geschäftslage gut und die Nachfrage auf einem hohen Niveau. Ein erhebliches Risiko für eine weiterhin positive Entwicklung stelle allerdings derzeit die Rohstoffknappheit dar, schreiben die Verfasser der IHK-Umfrage. (red/mis)