Kompakte Bauten entlang um eine „grüne Mitte“ herum, verbunden durch horizontale Plattformen: So soll das IBA-Vorhaben verwirklicht werden. Foto: IBA’27/Remstalleben

Das Büro Atelier Kaiser Shen Architekten ist der Sieger im Realisierungswettbewerb für das genossenschaftliche IBA-Vorhaben „Leben in der Vorstadt Schorndorf“. Die Jury sagt, warum der Entscheid einstimmig fiel.

Es sei ein „Meilenstein für ein innovatives selbst organisiertes Wohnbauprojekt in der Region Stuttgart“, sagen die Macher des Schorndorfer IBA-Vorhabens „Leben in der Vorstadt Schorndorf“. Anlass ist die Entscheidung im von der Genossenschaft Remstalleben mit der IBA’27 Stadtregion Stuttgart ausgeschriebenen Realisierungswettbewerb. Auf einem Grundstück an der Vorstadtstraße entstehen rund 45 „von starkem Gemeinsinn geprägte, flexibel organisierbare Wohneinheiten in ökologischer und kostenreduzierter Bauweise“. Die fünfköpfige Jury hat sich einstimmig für den Entwurf des Stuttgarter Büros Atelier Kaiser Shen Architekten entschieden.

Am Samstag öffnet ein Pop-up-Infoladen

Ein weiterer Grund zum Feiern für diejenigen, die inzwischen fest auf den Listen für die Bauausstellung in gut vier Jahren eingeplant sind, ist die für Samstag, 19. November, angekündigte Eröffnung eines Info-Ladens zum Vorhaben als Pop-up-Store in der Schorndorfer Innenstadt. Bis Jahresende, so heißt es in einer Mitteilung der Projektbetreiber, können Interessierte dort Kontakt aufnehmen und sich über das Wohnbauprojekt direkt informieren.

Die in der Konstanzer-Hof-Gasse 14 präsentierte Ausstellung umfasst sowohl Informationstafeln zum siegreichen Konzept des gemeinschaftlichen Wohnbauprojekts „Leben in der Vorstadt“ als auch die Modelle und Pläne der anderen Architektenbeiträge des Wettbewerbs.

Der zum Sieger erklärte Entwurf des Stuttgarter Büros ordnet vier kompakte Baukörper entlang der Grundstückskanten um eine „grüne Mitte“ herum an und verbindet diese durch horizontale Plattformen auf allen Geschossen. Versetzte Terrassendecks sind halböffentliche Aussichts- und Begegnungsflächen, laut Laudatio „rationalisierte Gebäudeerschließung und charakteristische Architektur in einem“. Der Marketing-Hinweis zum genossenschaftlichen Schorndorfer IBA-Vorhaben: „Es gibt noch freie Wohnungen, insbesondere Familien-Maisonettes, 3,5 bis 5,5-Zimmer-Wohnungen, Clusterwohnungen und Miniappartements.“ Der Pop-up-Infostore ist bis Silvester dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.

Ein gemeinschaftliches Wohnvorhaben

Die eingetragene Genossenschaft Remstalleben gibt als Ziel des gemeinschaftlichen Wohnvorhabens an, ein zukunftsfähiges Zusammenleben in Zeiten von Klimakrise, steigenden Lebenshaltungskosten und sich häufender Vereinsamung schaffen zu wollen. Das „Leben in der Vorstadt“ soll gemeinschaftlich, sozial, inklusiv und selbstbestimmt sein – die Neubauten werden ressourcenschonend in Holzbauweise erstellt.

Unterschiedliche Lebenswirklichkeiten, so heißt es in der Projektbeschreibung, sollen dort Platz finden und sicheren Lebensraum für alle Genossenschaftsmitglieder in jeder Lebensphase bieten. Ausufernden Besitzansprüchen und kostenintensivem privaten Flächenverbrauch stellt Remstalleben „das Teilen, die Begegnung und ein solidarisches Miteinander“ entgegen.

Neben gemeinsam genutzten Freiflächen und auch geteilten Fahrzeugen wird es Gemeinschaftsorte wie eine Kantine, eine offene Werkstatt oder Kleingewerbe geben. Dieser Part des Projektes residiert in den beiden denkmalgeschützten Bestandsgebäuden an der Schorndorfer Vorstadtstraße.

Die zum Wettbewerb eingeladenen Architekturbüros sollten den Bestand mit den Neubauten zu einem harmonischen Ganzen verbinden und damit ein Sinnbild für das Zusammenleben von jungen und alten Menschen schaffen. Der siegreiche Entwurf von Atelier Kaiser Shen antwortet darauf mit der Anordnung der vier kompakten Neubauten entlang der Grundstückskanten um eine grüne Mitte herum.

Lob für dieses und ähnliche Vorhaben kommt von IBA’27-Intendant Andreas Hofer: „Mich freut, dass die Begegnung mit den akuten gesellschaftlichen Herausforderungen und Krisen jetzt nach und nach zu einem gemeinsamen architektonischen Vokabular der Bauausstellung führt. Es ist eine elegante, reduzierte, leichte und auch ökonomische Architektur, wie sie oft junge Büros als Lösung für die Zukunft vorschlagen.“

Fünf IBA-Projekte und sieben Vorhaben im Rems-Murr-Kreis

Projekte
 Mit der „Quartiersentwicklung Hangweide“ (Kernen), dem „Quartier Backnang West“, dem Projekt „Produktives Stadtquartier Winnenden“ und „Agriculture meets Manufacturing“ (Fellbach) spielen vier der bislang 16 Projekte der Internationalen Bauausstellung 2027 im Rems-Murr-Kreis. Die IBA’27-Projekte sind laut Definition „Bauvorhaben mit besonders großem Potenzial für eine Weiterentwicklung als Ausstellungsorte im Jahr 2027“.

Vorhaben
 Unter den 79 weiteren Vorhaben sind sieben aus dem Rems-Murr-Kreis angemeldet und akzeptiert worden: Das Projekt „Smart Living“ in Weinstadt, „Poetische Räume“ und „Hybridgebäude“ in Remshalden, das „Quartier der Generationen“ und „Leben in der Vorstadt“ in Schorndorf sowie „Neues Wohnen Korber Höhe“ und „Bahnhofsumfeld“, die Waiblingen beisteuert.