Die Internationale Bauausstellung, kurz IBA, kommt wieder in die Region Stuttgart. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Zwei Projekte, die in Filderstadt für die Internationale Bauausstellung vorgesehen waren, lösen sich in Luft auf. Eines wurde nun eingestampft.

Es soll ein Event von weltweiter Strahlkraft werden. Die Internationale Bauausstellung, kurz IBA, kommt 100 Jahre nach dem Bau der Weissenhofsiedlung wieder in die Region Stuttgart. Sie will beleuchten, wie wir im digitalen und globalen Zeitalter leben, wohnen und arbeiten.

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Aktuell entsteht ein IBA-Netzwerk, eine Sammlung von Projekten, die in fünf Jahren zu besichtigen sein werden. Die interaktive Karte auf www.iba27.de zeigt, dass in Leinfelden-Echterdingen das neuen Stadtquartier Schelmenäcker und das Projekt „KäpseLE“ dabei sind. In Vaihingen gibt es gleich drei Vorhaben, die sich um ein adaptives Demonstrator-Hochhaus an der Uni, den Bahnhof als Mobilitätsdrehscheibe der Zukunft und die Quartiersentwicklung auf dem Eiermann-Areal drehen. Neben einem Nachverdichtungsprojekt namens „Speckgürtel Reloaded“ in Nellingen ist auch das neue inklusive Wohnquartier auf dem einstigen Pallotti-Gelände in Birkach Teil der IBA.

Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Filderregion

Filderstadt ist auf der Karte ein weißer Fleck. Dabei standen 2020 fürs Stadtgebiet sogar zwei Vorhaben im Raum. Nummer eins ist ein Projekt des KAF, des Kommunalen Arbeitskreises Filder, in dem Filderstadt Mitglied ist. Dort wollte man anlässlich der IBA ein „Living Lab – Stadt, Landwirtschaft und Klima“ installieren. Mit visionären Initiativen, Experimenten und ökosystembasierten Ansätzen sollte das Projekt in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim einen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Filderregion leisten und auf einem „Filder-IBA-Rundweg“ zu erleben sein. So liest es sich in einer Vorlage, die Anfang es Jahres 2020 den Gremien in den Mitgliedskommunen präsentiert wurde. Wenig später griff Corona um sich – und es wurde still.

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Ein Gutachten für 30 000 Euro wurde erstellt, allerdings wird das IBA-Projekt nicht weiterverfolgt, sagt Christof Bolay, der Oberbürgermeister von Ostfildern und KAF-Vorsitzende. Zwar könne jede Kommune die in der Analyse vorgestellten Erkenntnisse nutzen, um mit der Uni Hohenheim eigene Projekte zu verwirklichen, das große IBA-KAF-Konzept indes liegt auf Eis. Die Ressourcen fehlten. Seit dem Weggang der Baubürgermeisterin von Leinfelden-Echterdingen, Eva Noller, steht der KAF ohne Geschäftsführung da. „Die Zeit hat keiner. Jeder Kollege ist bis oben ausgelastet“, sagt Christof Bolay über eine mögliche Nachfolge, und solange strukturelle Fragen nicht geklärt seien, werde man keine Großprojekte anstoßen. „Es liegt nicht am Wollen, sondern am Können.“

IBA-Intendant Andreas Hofer übt Kritik

Überhaupt ist die IBA noch nicht in Schwung gekommen. Der Intendant Andreas Hofer beklagte jüngst in einer Sitzung des Verbands Region Stuttgart, dass es etlichen Partnern an Mut, Ideen und Know-how fehle. Viele Projekte seien zwar auf einem guten Weg, es müsse aber noch vieles passieren, und dies schnell. Allerdings: Auch für die zweite Filderstädter IBA-Idee sieht es düster aus.

Sie dreht sich um die Karlstraße in Bernhausen. Im Juni 2020 hat die Verwaltung dem Gemeinderat eine Konzeption vorgelegt, wonach das Gewerbegebiet durch Firmen-Verlagerungen ein Flächenpotenzial für die Wohnraumentwicklung entfalten könnte. Nach einem SPD-Antrag wurde die städtebauliche Entwicklung plus Wettbewerb zum potenziellen IBA-Projekt erhoben. Doch bislang tut sich nichts. Falk-Udo Beck, der Erste Bürgermeister, sagt, die Verwaltung prüfe weiter.

Jedoch: IBA-Projekte müssen 2027 fertig sein

Die Zeit arbeitet aber dagegen. IBA-Projekte müssen 2027 fertig sein, bei Bauvorhaben vergehen allerdings von der Idee bis zur Umsetzung einige Jahre. Zumal: Alle Kommunen haben viele Pflichtaufgaben. Das weiß Falk-Udo Beck. „Man muss drauf achten, dass man solche Projekte in der gebotenen Priorität prüft“, sagt er. Kreative Ansätze, neue Wohnformen, zukunftsfähige Quartiere brauche es. „Grundsätzlich ist innovative Bebauung ein Ziel“, sagt er. „Die Frage ist, ob es ein Ziel im Bezug auf die IBA ist.“

Dass sich an der Karlstraße so schnell nichts tun wird, zeigt schon die Situation der Firma Ecoclean. Das Betriebsgelände platzt aus allen Nähten. Bereits 2019 hat unsere Zeitung berichtet, dass die Firma gern umziehen würde. Der Wegzug wiederum wäre ein zentraler Hebel für die Umgestaltung der Karlstraße. So bald wird es den aber nicht geben. „Aktuell ist kein Umzug der Ecoclean geplant. Wir sind nach wie vor auf der Suche nach einem geeigneten neuen Standort, mit der Pandemie die letzten beiden Jahre trat das Ganze allerdings in den Hintergrund“, teilt eine Sprecherin mit.