Lautes Auspuffröhren kommt nicht überall so gut an. Foto: dpa

Der Frühling ist die Zeit für lautes Liebesröhren der Hubraum-Hirsche. Was bei geschlechtsreifen Kolbenhirschen das Blut in Wallung bringt, kommt bei anderen nicht so gut an. Ein Beitrag aus unserer Humorkolumne.

Der Frühling lässt in diesen Tagen wieder einmal sein benzindunstblaues Band durch die motorlärmgeschwängerten Lüfte flattern. Man kann es riechen, hören und manchmal auch direkt auf einen zurasen sehen: Es ist wieder Brunftzeit im Asphaltdschungel. Das ist die Zeit, in der hormongetriebene Hubraum-Hirsche sich mit dem lauten Röhren ihrer auf maximalen Schalldruck getrimmten Abgasanlagen auf die Suche nach einem paarungswilligen Weibchen machen.

Ob diese sich von dieser Art von Balzverhalten tatsächlich angezogen fühlen, sei einmal dahingestellt. Geschlechtsreifen Kolbenhirschen ist das jedoch ziemlich egal. Wenn das hochoktanige Testosteron- und Benzingemisch das Blut in Wallung bringt, wandert der Verstand vom Hirn hinunter zur Brunftrute beziehungsweise zum Schaltknüppel. An lauen Frühlingsnächten kann man sie dann beobachten, wie sie zum Beispiel rund um Motorworld oder Böblinger Postplatz mit aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen demonstrieren, wer hier den längsten beziehungsweise lautesten Auspuff hat.

Führerscheine als Jagdtrophäen im Polizeirevier

Wehe, wer sich dann zum Beispiel auf der Alba-Brücke mit dem Rad vor einem solchen Platzhirsch abstrampelt. Dort ist zwar Schrittgeschwindigkeit angesagt, aber das hindert einen jungen PS-Protz nicht daran, den Radler mit penetrantem Drehzahl-Orgelspiel vor sich herzutreiben und bei der erstbesten Gelegenheit das Gaspedal voll durchzudrücken, um dann mit 70 Sachen zwischen aufgeschreckt davon stiebenden Fußgängern hindurchzupreschen (eine Szene, wie sie unlängst bei der Böblinger Polarnacht zu beobachten war).

Gelegentlich kommt es auch vor, dass die triebgesteuerte PS-Meute sich rudelweise zum kollektiven Brunftkampf trifft – zum Beispiel auf dem Marktkauf-Parkplatz auf der Böblinger Hulb. Dort kamen zuletzt an einem Wochenende rund 250 Exemplare für ein illegales Autorennen zusammen, um sich wahlweise ihr Geweih oder ihren Frontspoiler abzustoßen. Damit erregten sie die Aufmerksamkeit der Polizei, weswegen jetzt einige Führerscheine als Jagdtrophäen im Revier an der Wand hängen dürften.