Erholungssuchende hören am Rose-Platz vor allem eines: Rauschen. Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.
Herrenberg hat schöne Seiten. Nicht umsonst wird die Stadt mit ihrem von Fachwerkhäusern gesäumten Marktplatz gerne als „Perle im Gäu“ bezeichnet. Neu dürfte vielen jedoch sein, dass sie auch am Meer liegt. Am Meer, wirklich? Nun ja, nicht ganz. Doch den Eindruck könnte bekommen, wer sich am Rose-Platz ausruhen möchte.
Lässt man sich auf einem der als Bank dienenden Sitzblöcke aus Beton nieder, schließt die Augen und konzentriert sich auf die Umgebungsgeräusche, so dominiert vor allem: lautes Rauschen. Öffnet man die Augen wieder, wird man jedoch schnell enttäuscht. Nicht etwa ist das Mittelmeer näher an die Stadt herangerückt. Nein, Autos rollen im Minutentakt über den Reinhold-Schick-Platz, eine der größten Kreuzungen in Herrenberg. Hier kommt der Autoverkehr aus allen Richtungen zusammen.
Keine Rosen weit und breit
Womöglich angelockt vom vielversprechend klingenden Namen des Rose-Platzes? Doch auch hier: weit gefehlt. Der Rose-Platz heißt nicht wegen einer Auge und Nase betörenden Bepflanzung so, sondern weil dort lange ein Gasthaus dieses Namens stand. Auf dem Boden um die Betonblöcke breitet sich schlichter Rasen aus. Drei Bäumchen zur Straße hin gehen im Grau der Wintertage fast unter. Aber, der Wahrheit die Ehre: Mit dem Rücken zur Kreuzung fällt der Blick immerhin auf die imposante Stiftskirche.
Nun ist das alles dem Platz gegenüber natürlich nicht ganz fair. Allein die Jahreszeit lässt ihn nicht im besten Licht erscheinen. Und: Er soll sich ja noch ändern. Die Stadt hat große Pläne für den Bereich am unteren Ende der Bronngasse. Bei einem Planungswettbewerb zur Gestaltung der öffentlichen Räume in Herrenberg belegte das Landschaftsarchitektenbüro faktorgruen den ersten Platz. Es sieht den Rose-Platz als „grünen Auftakt in die historische Altstadt“ – mit Blumenbeet, Holzbänken und Wasserspiel. Der Gemeinderat muss der Beauftragung erst noch zustimmen und Mittel für die Umsetzung wären frühestens im Haushalt 2026 vorgesehen. Bis also echtes Wasser – wenn auch kein Meer – für Rauschen sorgt, dauert es wohl noch.