Statt aus vollen Lungen „O du fröhliche“ zum Besten zu geben, hangeln wir uns mit letzter Kraft durch selbst verschuldete, apokalyptische Weltverhältnisse in Richtung Weihnachtsfest: Ein Abgesang.
Die Weihnachtszeit steht kurz bevor. Eine Zeit, in der Vorfreude, Liebe und Familienzeit zelebriert werden. Der Weihnachtsmann lacht gutmütig, das goldlockige Christkind bringt die Geschenke, die Glöcklein klingeln verheißungsvoll. Das ist ja alles zu schön, um wahr zu sein. Korrekt.
Statt sich mit der Wahl eines passenden Geschenkpapiers zu beschäftigen, wählen die Deutschen bald eine neue Regierung, während die USA sich bereits für das politische Chaos entschieden hat. Statt Friede, Freude, Eierkuchen bekommen wir Frust, Verbitterung und einen extra stinkigen Roquefort vorgesetzt. O du fröhliche, die Welt geht tatsächlich verloren.
O du fröööööhliche, o du seeeeeeeelige
Lassen wir mal den Blick gen Westen schweifen – da stellt der 47. Präsident der Vereinigten Staaten momentan sein zukünftiges Horrorkabinett zusammen: Als Verteidigungsminister ist Pete Hegseth vorgesehen, ein Moderator des rechtskonservativen Sender Fox News, der prahlt, dass er seit zehn Jahren seine Hände nicht gewaschen habe und außerdem weibliche Soldatinnen überflüssig findet. Der Tech-Milliardär Elon Musk, der so viel Schrecken verbreitet, wie er Geld hat, soll unterdessen eine extra für ihn geschaffene Behörde leiten. Robert F. Kennedy währenddessen wird Gesundheitsminister – er hält nichts vom Impfen und machte zuletzt Schlagzeilen, weil Ärzte in seinem Hirn einen toten Wurm gefunden hätten.
Außerdem soll der Abgeordnete Matt Gaetz aus Florida an der Spitze des Justizministeriums stehen, das vor kurzem noch gegen ihn wegen Sexhandels ermittelt hatte. Den krönenden Abschluss bildet Trump selbst, der (unter anderem) wegen sexuellen Missbrauchs und Finanzbetrug verurteilt wurde.
Vielleicht gibt’s ja Punsch
Wer hier die Englein nicht singen hört, kann ins Bundesgebiet schauen, wo die AfD mit teilweise 30 Prozent gewählt wird, deren Politiker Feminismus (also die Gleichberechtigung von Frauen und Männern) als „Krebs“ bezeichnen. Laut AfD-Mitglied Maximilian Krah sind alle Feministinnen hässlich und grässlich. Im Südwesten gilt die AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall. Im Kreis Böblingen kooperiert ein Ex-AfD-Kreisrat mit Rechtsextremisten.
Die Ampel-Regierung ist zerbrochen und in einer Neuwahl im Februar dürfen wir dann schauen, ob es der Mehrheit der Deutschen genauso egal ist wie der Mehrheit der Amerikaner, welche Werte und welchen Umgang sie in ihrem politischen System repräsentiert sehen wollen. Halleluja. Gesegnet sind wir – womit auch immer. Aber vielleicht gibt’s ja Punsch.