Man muss kein Vater sein: Bollerwagen langt. Foto: IMAGO/Funke Foto Services

Vatertag und Muttertag – das Yin und Yang der deutschen Seele, das sogar den Himmel in Aufruhr versetzt, findet unser Kolumnist.

Dass Männer und Frauen grundsätzlich anders denken, zeigen die Vater- und Muttertage, mit ihren komplett verschiedenen Erwartungen an alle. Während am Muttertag die Kinder ihrer Mama mit Blumen und selbstgemalten Bildern danken, machen sich die Väter am Vatertag ein Bier auf und ziehen um die Häuser.

In Schwaben ein Tag für alle Mannen

Es ist das Yin und Yang der deutschen Seele: Die Sentimentalität des Muttertags und das Bratwurstbrät des Vatertags. Wobei der Vatertag gegenüber dem Muttertag eine Besonderheit aufweist. Man muss nicht Vater sei, um mitzufeiern, es genügt, wenn man eine Bierkiste und einen Bollerwagen hat. Es ist eher ein Tag für alle Männer, und wenn alle Mannen frohgemut durch die schwäbische Heimat ziehen, dann kommt das einer freudigen Völkerwanderung gleich.

Nach so ner Wurst, kriegt man immer gleich Durst. Foto: frankphoto.de

Allen Männern ist dieser Tag jedoch nicht zur Freude. Die Leidtragenden sind insbesondere die Flach- und die Ballermänner. Diese ersteren Vertreter der Maskulinität, ummantelt mit einem Panzer aus Eisen, die im Inneren einen hochprozentigen Geist enthalten, fühlen sich nach einem anstrengenden Tag auf Wandersfüßen mit Gesprächen über den Job, die Beziehung und die Aufstiegsschancen des MSV Duisburg einfach nur entsetzlich leer.

Während die Ballermänner nach eben diesem anstrengenden Tag auf Wandersfüßen mit Gesprächen über den Job, die Beziehung und die Aufstiegsschancen des MSV Duisburg ganz einfach nur entsetzlich voll sind.

Weil der deutsche Vatertag gewöhnlich an Christi Himmelfahrt begangen wird, gibt es in Kirchenkreisen durchaus die These, dass damit auch der himmlische Vater geehrt werden solle, was ich nicht recht glauben kann. Viel einleuchtender ist doch, dass Jesus Christus, nachdem er 40 Tage nach seiner Passion auf Erden wandelte, schleunigst in den Himmel auffuhr und sich dort deswegen zur Rechten Gottes setzte, weil der Vatertag drohte. Diese endlose Armada von Schutzengeln, die seine volltrunkene Gemeinde hienieden benötigte, hätte der himmlische Vater alleine womöglich nicht mehr befehligen können.