Kartografie kurios: Aus Kreismülldeponie wird Solar Hill, und auf der Shooting Range liegt der Garten Eden. Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der wöchentlichen Humorkolumne unserer Zeitung.
Unter Präsident Donald Trump erwachen in den USA neue Expansionsgelüste. Kanada – würde sich doch prima als 51. Bundesstaat machen, right? Grönland – brauchen wir für unsere Nationale Sicherheit, you understand? Der Gazastreifen – wäre doch ein schickes Plätzchen für ein exklusives Immobilienprojekt – so sorry, Palestinians!
Irgendwie überrascht einen nichts mehr von dem, was der Commander in Mischief alias Captain Chaos täglich so von sich gibt. Deswegen nahmen es viele wohl auch schulterzuckend hin, dass der Golf von Mexiko jetzt Golf von Amerika heißen soll.
Google-Maps-Daten stammen aus vielen Quellen
Wie es scheint, macht dieser Trend auch vor Böblingen nicht halt. Auf Google Maps weht nämlich gewissermaßen schon das digitale Sternenbanner über der Kreismülldeponie. Die menschengemachte Erhebung unmittelbar neben US-Highschool und Panzerkaserne wurde offenbar in „Solar Hill“ umbenannt. Wie es dazu kam, ist nicht ganz klar. Laut Unternehmensauskunft stammen die Google-Maps-Daten aus einer Vielzahl von Quellen – „darunter kommerzielle Datenunternehmen, öffentlich zugängliche Quellen und in einigen Fällen von Partnern wie lokalen Verwaltungen“.
„Ich vermute, weil die vielen Amerikaner in der Kaserne in direkter Nachbarschaft diesen Begriff vergeben haben“, meint Benjamin Lutsch, Pressesprecher des Böblinger Landratsamts, dem dies zuletzt aufgefallen war. Das erscheint durchaus plausibel, schließlich ist das von der US-Base gut einsehbare Plateau übersät mit PV-Freiflächenanlagen. „Zu Deutsch wäre es dann der PV-Hügel“, sagt Lutsch. Zugegeben: Im Vergleich dazu oder auch zur schnöden Bezeichnung „Kreismülldeponie im Gewann Kerferhau“ hat „Solar Hill“ schon einen deutlich cooleren Klang.
Garten Eden auf dem Schießstand-Gelände
Bei genauem Hinsehen entdecket man übrigens auf der unweit entfernten Shooting Range noch eine weitere Ortsbezeichnung, die so in keiner gängigen Karte zu finden ist. Dort liegt laut Google Maps der „Garden Eden“. Warum der Garten Eden sich ausgerechnet auf einem Army-Schießstand befinden soll, erschießt, Pardon, erschließt sich einem nicht so ganz. Oder meinen die Amis damit, dass ihre Soldaten den Feind mit gezielten Schüssen eben dorthin schicken – ins Paradies? Wir können nur spekulieren.