Erweckt die hohe Nietendichte im Verkehr bei anderen übersinnliche Fähigkeiten? Ein Beitrag aus den „Bonbons“, der wöchentlichen Humorkolumne dieser Zeitung.
Ein geschätzter Mitbewerber dieser Zeitung präsentiert in einer kleinen Rubrik namens „Wir freuen uns mit . . .“ die kleinen und großen Gewinner des Alltags. In diese Rubrik würde auch ein Böblinger passen, der unlängst bei der Deutschen Fernsehlotterie in einer Sonderverlosung einen Mini Cooper im Wert von 30 000 Euro gewonnen hat. „Herzlichen Glückwunsch!“, sagen wir an dieser Stelle und freuen uns ganz dolle mit.
Allerdings macht uns die Nachricht auch ein klein bisschen nachdenklich, denn uns beschleicht im Straßenverkehr mitunter das Gefühl, dass es bei solchen Lotterien nicht nur Autos zu gewinnen gibt, sondern auch Führerscheine. Das wäre jedenfalls eine Erklärung dafür, warum wir auf der täglichen Fahrt zur Arbeit die Straße mit derart vielen Nieten zu teilen scheinen.
Fröhlich-flitzendes Fahrspurwechseln wie bei „Mario Kart“
Die Misere beginnt in der Regel schon an der ersten beliebigen Kreuzung oder am allerersten Kreisverkehr: Wer hier brav darauf wartet, dass jemand einen Blinker setzt, damit man weiß, wann eine Lücke frei wird, ist meist der Dumme. Später geht es genauso weiter: Wenn die Straße zweispurig wird, wechseln massige Straßenpanzer mit „Bjarne und Dörte an Bord“-Aufkleber auf der Heckscheibe fröhlich-flitzend die Fahrspuren – gerade so, als würden sie eine Runde „Mario Kart“ zocken. Zum Glück sind im X5, GLE oder Cayenne serienmäßig noch keine Schildkrötenpanzer oder Bananenschalen zum Abwerfen eingebaut.
Vielleicht ist die Erklärung ja auch so eine Art von ansteckender Blink-Schwäche, die offenbar auch schon Führerscheinneulinge zu befallen scheint. Könnte ja sein.
Seltsamerweise sieht man es diesen Blinkasthenikern oft schon von Weitem an, was sie vorhaben. Paraverkehrspsychologen sprechen von einem siebten Sinn (nein, nicht der aus der ollen TV-Sendung), der durch das viele „Irrlichtern statt Blinklichtern“ in uns erweckt und gestärkt wird. In diesem Fall hätte die hohe Nietendichte im Straßenverkehr vielleicht auch etwas Gutes.