Mountainbike-Trails sind für viele Waldnutzer ein Reizthema. Foto: Stefanie Schlecht

Mit illegal angelegten Mountainbike-Trails im Holzgerlinger Wald soll bald Schluss sein: Der Gemeinderat stimmte jetzt mehrheitlich dafür, eine Genehmigung des Forstamts für eine legale Strecke auf der Schillerhöhe einzuholen. Doch das Projekt hat viele Gegner.

Geschwindigkeitsrausch im Grünen: Laubblätter, Lichtstreifen und Baumstämme flirren an den Augen vorbei, während es auf waldigem Untergrund über selbst gebaute Schanzen steil bergab geht. Geländestrecken im Wald üben auf Mountainbiker einen großen Reiz aus. Allerdings sind solche Mountainbike-Trails für viele andere Waldbesucher ein echtes Reizthema – vor allem, wenn sie illegal angelegt sind. Immer wieder kommen sich Radfahrer und Spaziergänger in die Quere.

Genau dieses Problem beschäftigt die Holzgerlinger Stadtverwaltung schon seit einiger Zeit: Auf gleich mehreren illegal angelegten Mountainbike-Trails brettern Radsportler bergab durch den Wald und gehen damit Wildtieren, Spaziergängern und nicht zuletzt Forstrevierleiter Achim Klausner auf die Nerven. Mit diesem „Wildwuchs“, wie Bürgermeister Ioannis Delakos die Situation beschreibt, soll es aber bald vorbei sein. In seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien beschloss der Holzgerlinger Gemeinderat, eine der bereits bestehenden unerlaubt angelegten Pisten mit dem Segen des Forstamts fachgerecht zu einer legalen Rennstrecke für Mountainbiker auszubauen und in der Folge die anderen illegalen Trails auszumerzen.

Forderung nach einem respektvollen Miteinander

Standort der Strecke ist der nördliche Abhang Brockenberg/Schillerhöhe. Eine Gruppe von Mountainbikern um den Holzgerlinger Thomas Schmid war vor einigen Monaten auf die Stadtverwaltung mit dem Vorschlag zugegangen, den dort bereits bestehenden Trail so zu gestalten, dass eine möglichst für alle Seiten annehmbare Lösung herauskommt. Im Frühjahr 2022 startete die Stadt dazu ein Bürgerbeteiligungsprojekt und stieß damit auf breites Interesse. An zwei Terminen im März und April erarbeiteten verschiedene Interessengruppen ein Konzept, das bei der Gemeinderatssitzung am Donnerstag zur Abstimmung kam. Bevor die Stadt gemeinsam mit den Freizeitsportlern die Strecke ausarbeiten kann, braucht es zunächst aber eine forstrechtliche Genehmigung aus dem Landratsamt. Mit seinem Votum beauftragte das Gremium die Verwaltung, sich diese Genehmigung einzuholen.

Das Abstimmungsergebnis mit vier Gegenstimmen (zwei von der BNU, zwei von der CDU-Fraktion) spiegelt dabei das gemischte Meinungsbild der Bürgerschaft wider. „Das Thema schlägt nach wie vor hohe emotionale Wellen“, zitierte Alexander Failenschmid (Freie Wähler) aus einer E-Mail. „Es gibt hier kein vollständiges Richtig oder Falsch“, sagte der Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie, alle Argumente für und wider den Standort hätten ihre Berichtigung. Am Ende überwogen für Failenschmid und seine Fraktion aber die Pro-Argumente. Allerdings knüpften die Freien Wähler eine Bedingung an ihre Zusage: „Wir fordern ein respektvolles Miteinander“, sagte Failenschmid. Sollte dies scheitern, so kündigte er an, mit seiner Fraktion dafür zu stimmen, den Trail wieder zurückzubauen.

Eingriff in die Natur

BNU-Sprecher Jens Uwe Renz sieht ebenfalls, dass es für beide Seiten Argumente gibt, für ihn überwiegen aber die Nachteile. „Es ist ein Eingriff in die Natur“, stellte er fest, kündigte aber an, die Mehrheitsentscheidung mitzutragen und „konstruktiv zu begleiten“. Wie die spätere Abstimmung zeigte, gehen die Meinungen auch innerhalb der BNU auseinander.

Ebenfalls gespalten ist die CDU-Fraktion in dieser Frage. Während Alexander Wanner für den Trail auf der Schillerhöhe die Hand hob, stimmte sein Fraktionskollege Hubert Stribick dagegen – auch wenn er, wie er betonte, die Pro-Argumente zu 100 Prozent unterstütze. Zum einen stellte er in Frage, ob Holzgerlingen wirklich jeden Trend mitmachen und alles haben müsse. Zum anderen forderte er, doch auch an die Menschen zu denken, die im Wald ihre Ruhe suchen.

Für die zweiköpfige SPD-Fraktion begründete Sarah Lorusso ihre Entscheidung für den Trail damit, dass man das Projekt im Landratsamt eher unkritisch sehe. Zudem betonte sie, dass der Eingriff in die Natur ja bereits passiert sei und es auf jeden Fall besser wäre, ein legales Angebot zu haben.