Seit Jahren klagen Krankenhäuser über einen hohen Bürokratieaufwand. Nach Einführung einer neuen Datenlieferungspflicht kritisiert der Klinikverbund Südwest die Regelungen und fordert eine Aussetzung.
Der tägliche Bürokratieaufwand bringt viele Kliniken an ihre Belastungsgrenze. Der Klinikverbund Südwest, der im Kreis Böblingen unter anderem die Krankenhäuser in Böblingen, Sindelfingen, Leonberg und Herrenberg betreibt, fordert gemeinsam mit 14 weiteren kommunalen Gesundheitshäusern in Baden-Württemberg (QuMiK) deshalb einen raschen Bürokratieabbau. In einer Pressemitteilung heißt es deshalb: „Entgegen aller politischen Bekenntnisse zur Entlastung werden den Kliniken im Monatsrhythmus neue Verpflichtungen zu Dokumentation und Datenlieferung auferlegt.“
Behandlungen und Ärzte in Leistungsgruppen aufteilen
Zu den bereits bestehenden mehr als 100 Datenlieferungen pro Jahr komme jetzt eine weitere hinzu. Für die neuen Leistungsgruppen müssten alle Kliniken zusätzliche Daten an das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus melden. Die Kliniken, darunter auch der Klinikverbund Südwest, seien aufgefordert, alle Behandlungsfälle den neuen Leistungsgruppen zuzuordnen und alle vorhandenen Ärzte, einschließlich ihrer Qualifikationen, ebenfalls nach Leistungsgruppe aufzuteilen.
„Ein nahezu unmögliches Unterfangen, weil derzeit eine eindeutige Zuordnung der Fälle in die Leistungsgruppen noch gar nicht möglich ist. Die dafür notwendige Software – der sogenannte Grouper – wurde mit mehrmonatiger Verspätung und zahlreichen Fehlern ausgeliefert und steht den Kliniken erst seit Januar 2025 zur Verfügung“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Besonders kritisch bewerten die Kliniken, dass bei einer unterlassenen oder fehlerhaften Datenübermittlung Sanktionen in Höhe von bis zu 50 000 Euro drohen. Ein entsprechender Antrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft auf Aussetzung der Datenübermittlungspflicht wurde vom Bundesgesundheitsministerium bislang nicht berücksichtigt. Dabei bestehe nach Meinung des Kliniknetzwerks der Hauptzweck der geforderten Angaben allein in deren Veröffentlichung im Transparenzverzeichnis.
KVSW-Geschäftsführer fordert Bürokratieabbau
„Krankenhäuser stecken aufgrund des Fachkräftemangels und der Unterfinanzierung in der schwersten Krise seit Jahrzehnten und ersticken in mehr Bürokratie. Die Datenlieferverpflichtung muss sofort zurückgenommen werden. Darüber hinaus müssen alle Dokumentations- und Nachweisverpflichtungen, die den Krankenhäusern in den vergangenen Jahren ohne jeglichen Mehrwert auferlegt wurden, konsequent abgeschafft werden“, betont der Geschäftsführer des Klinikverbunds, Alexander Schmidtke.
QuMiK-Klinikverbund
Gründung
Der QuMiK-Klinikverbund (Qualität und Management im Krankenhaus) wurde 2001 durch fünf Krankenhausträger in Baden-Württemberg gegründet.
Zahlen
QuMiK umfasst mittlerweile 15 kommunale Krankenhausträger in Baden-Württemberg mit 45 Kliniken sowie Gesundheitseinrichtungen und 15 000 Betten, die rund 50 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Jährlich werden in den Krankenhäusern des Klinikverbundes circa 560 000 Patienten stationär behandelt. Ziele
Im QuMiK-Verbund findet ein vielfältiger Wissensaustausch statt. Ziel ist dabei die ständige Verbesserung von Qualität und Wirtschaftlichkeit in den Mitgliedskrankenhäusern.