Derzeit besonders im Blickfeld der Polizei: Tuner, Poser und andere PS-Fans. Foto: Unsplash/Dawid Zawiła

Tuning-Schwerpunktkontrolle bei der Rastanlage Sindelfinger Wald: Die Polizei stellt bei fast jedem zweiten kontrollierten Auto bauliche oder technische Veränderungen fest.

Sindelfingen - Die Polizei nimmt seit einiger Zeit verstärkt die Liebhaber von schnellen, lauten oder optisch stark veränderten Autos ins Visier. Das von den Beamten so genannte „Tuner- und Poser-Phänomen“ war deshalb am Donnerstag auch Schwerpunkt bei einer Verkehrskontrolle an der Tank- und Rastanlage Sindelfinger Wald auf der A 8 im Kreis Böblingen.

Unterstützt von Urkundenprüfern der Bundespolizei sowie von Beamten mehrerer Polizeireviere und des Polizeipräsidiums Pforzheim hat die Verkehrspolizeiinspektion des Polizeipräsidiums Ludwigsburg dort eine Kontrollstelle eingerichtet. Rund 50 Einsatzkräfte nahmen dabei insbesondere bauliche- und technische Veränderungen an den Fahrzeugen in den Blick.

Und davon wurden einige entdeckt: An 36 der kontrollierten 76 Fahrzeuge waren nach Polizeiangaben bauliche oder technische Veränderungen vorgenommen worden. In 26 Fällen hatten diese Veränderungen ernsthafte und teure Konsequenzen: „Erlöschen der Betriebserlaubnis und damit Anzeigen und Mängelberichte“ heißt es dazu im Polizeibericht.

Unterschiedlichste Tüfteleien und Bastelarbeiten

Bei ihrer Kontrolle sind den Beamten die unterschiedlichsten Tüfteleien und Bastelarbeiten untergekommen: „Felgen, Bereifung, Beleuchtungen, Gewindefedern oder Motorperipherie“, zählt Polizeipressesprecher Peter Widenhorn vom Polizeipräsidium Ludwigsburg auf, wo an den Autos überall Veränderungen vorgenommen wurden. Insbesondere bei den Tunern sind diese Veränderungen in der Regel nur optischer Natur und haben vergleichsweise wenig Auswirkungen aufs Fahrverhalten – wobei auch das Tieferlegen eines Auto durchaus gefährlich sein kann.

Bei den so genannten Posern sind die Eingriffe da meist schon gravierender: Zum Beispiel, wenn an der Abgasanlage herumgeschraubt wurde und damit ein entsprechender Geräuschpegel erzeugt wird. „Wir haben deshalb auch Phon-Messungen vor Ort gemacht“, erklärt Widenhorn, der bei der Kontrolle selbst vor Ort war.

Viele Autobesitzer versuchen, sich herauszureden

Viele der angehaltenen Fahrzeugbesitzer geben sich laut dem Polizeihauptkommissar ahnungslos. Von nicht eingetragenen Teilen wollen sie nichts gewusst haben, oder sie behaupten, ihnen sei gar nicht klar gewesen, dass man das fragliche Bauteil hätte eintragen müssen. „Klar, die versuchen sich rauszureden“, erzählt er.

In besonders schweren Fällen erlischt die Betriebserlaubnis, wie das im Polizeijargon heißt. Das heißt nicht, dass die Besitzer gleich vor Ort den Autoschlüssel abgeben müssen. Dennoch gehe es hier um „eine bedeutende Ordnungswidrigkeit“, betont Widenhorn. „Das geht ab 90 Euro aufwärts“, sagt der Beamte. Das Auto muss dann in einen ordnungsgemäßen Zustand zurückversetzt werden, ein Besuch beim TÜV ist Pflicht und auch darüber hinaus kann so eine unerlaubte Veränderung recht kostspielig werden.

Dass die Beanstandungsquote bei der Kontrolle so hoch war, lag übrigens auch daran, dass die Beamten auf der Autobahn zuvor eine Vorauswahl getroffen und entsprechende Fahrzeuge gezielt herausgeleitet hatten. „Ja, das ist richtig, wir achten derzeit verstärkt auf dieses Thema“, sagt Widenhorn auf die Frage, ob die Häufung von Zusammenkünften dieser speziellen Szene rund um das Flugfeld (Kreis Böblingen) und in Ludwigsburg der Grund für diese Kontrolle waren.

Dienststellenübergreifende Kompetenz-Teams

Die Beamten selbst brauchen bei diesem Thema einige Fachkenntnisse. „Da sind wir sehr bemüht, einen Teil der Kollegen fortzubilden“, berichtet Widenhorn von dienststellenübergreifenden Kompetenz-Teams, die derzeit im Aufbau begriffen seien. Zudem gebe es eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen, die sich für die Thematik interessieren und eine entsprechende Expertise mitbringen würden.

Fünf Fahrerinnen und Fahrern wurde die Weiterfahrt untersagt. Zwei waren ohne Fahrerlaubnis und einer unter Drogeneinfluss unterwegs. Bei der ganzheitlichen Kontrolle nahmen die Einsatzkräfte aber auch Lastwagen unter die Lupe. Drei Fahrer hatten ihre Ladung unzureichend gesichert und einer hatte überladen. Sieben weitere hatten gegen die Lenk- und Ruhezeiten verstoßen.