Nach neuesten Angaben des Statistischen Bundesamts ist die Zahl der Hochzeiten um 33.000 auf 391.000 gestiegen. Das sind deutlich mehr als im Jahr des Tiefstands 2021.
In Deutschland gab es 2022 mehr Hochzeiten und weniger Scheidungen. Insgesamt stieg die Zahl der Eheschließungen um rund 33.000 (9,2 Prozent) auf 391.000, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch in Wiesbaden mit. Allerdings war die Zahl 2021 auf einen Tiefststand gefallen. Beim Anstieg sei „von einer Normalisierung nach den coronabedingten Einschränkungen in den beiden Vorjahren und zum Teil auch von einem Nachholeffekt auszugehen“. Viele Heiratswillige hätten ihre Hochzeit auf die Zeit nach der Pandemie verschoben.
2022 wurden in Deutschland durch richterlichen Beschluss rund 137.400 Ehen geschieden. Damit sank die Zahl der Scheidungen gegenüber 2021 um knapp 5.400 (3,8 Prozent). Generell sei die Zahl der Scheidungen seit 2012 - mit Ausnahme von 2019 - kontinuierlich gesunken, hieß es. „Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Zahl der Scheidungen sind auch im Jahr 2022 weiterhin nicht erkennbar“, sagte Bettina Sommer, Expertin für Demografie beim Statistikamt, bei der Bekanntgabe der Zahlen.
Meiste Scheidungen betreffen minderjährige Kinder
Auf die Zahl der Eheschließungen wirkte sich das allmähliche Ende der weltweiten Erkrankungswelle allerdings aus: „Bei der Zahl der Eheschließungen ist von einer Normalisierung nach den coronabedingten Einschränkungen in den beiden Vorjahren und zum Teil auch von einem Nachholeffekt auszugehen“, erläuterte die Demografie-Fachfrau.
Zu den Scheidungen hieß es, in mehr als der Hälfte der Fälle (69.600 oder 50,7 Prozent) seien minderjährige Kinder betroffen gewesen. Knapp die Hälfte (49,1 Prozent) der frisch Geschiedenen hatte ein Kind, knapp vier von zehn (39,7 Prozent) zwei Kinder und in 11,2 Prozent der Scheidungsfälle waren jeweils mindestens drei Kinder betroffen. Insgesamt ließen sich die Eltern von 115.800 Jungen und Mädchen unter 18 Jahren scheiden.
Mehr geschiedene Langzeitehen als früher
Paare waren der Statistik zufolge durchschnittlich 15 Jahre und einen Monat verheiratet, bevor ein Gericht die Scheidung aussprach. Eine nennenswerte Minderheit - 24.300 oder 17,7 Prozent - hatten zum Zeitpunkt der Scheidung die Silberhochzeit bereits hinter sich.
Das sah vor 25 Jahren noch ganz anders aus: 1997 wurden Ehen bereits nach durchschnittlich zwölf Jahren und vier Monaten geschieden. Mitverantwortlich hierfür sei der vergleichsweise niedrige Anteil geschiedener Langzeitehen gewesen, hieß es zur Erklärung: 1997 wurden nur 19.100 oder 10,2 Prozent der Ehen nach 25 oder mehr Jahren Dauer geschieden.
Zehn Prozent mehr Scheidungen von homosexuellen Paaren
Im vergangenen Jahr ließen sich vier von fünf verheirateten Paaren (80,1 Prozent) nach einjähriger Trennungszeit scheiden, knapp ein Fünftel (18,9 Prozent) nach drei Trennungsjahren. Die restlichen Scheidungen erfolgten nach ausländischen Rechtsvorschriften.
Außerdem ließen sich im Jahr 2022 rund 1.100 gleichgeschlechtliche Paare scheiden, etwa 100 oder zehn Prozent mehr als im Jahr 2021. Zum Hintergrund erläuterte die Statistikbehörde, dass seit Oktober 2017 keine Lebenspartnerschaften mehr eingetragen werden können, die durch eine Aufhebung statt Scheidung beendet wurden. Mit der im Herbst 2017 eingeführten „Ehe für alle“ finde zunehmend „eine Verschiebung von den Aufhebungen zu den Scheidungen“ statt.