Der kleine Tannbach im Schorndorfer Teilort Miedelsbach wurde Anfang Juni zur reißenden Flut, die nicht nur Autos schwer beschädigte. Foto: 7aktuell/Oskar Eyb

Während sich Rathauschef Bernd Hornikel mit der Bitte um Unterstützung an Bund und Land wendet, kündigt die Firma Stihl eine Spendenaktion an. Die Kosten der Flut werden allein in Schorndorf auf 35 Millionen Euro geschätzt.

Nach den von Starkregen ausgelösten Überflutungen hat sich der Schorndorfer Oberbürgermeister Bernd Hornikel mit der Bitte um Soforthilfe an Bund und Land gewandt. In Briefen an Bundeskanzler Olaf Scholz und den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann weist er auf die massiven Schäden und die noch immer erhebliche Beeinträchtigung der Bürgerschaft durch die Hochwasserkatastrophe hin. „Zwei Menschen sind in den Fluten gestorben, die Schäden an privaten wie an öffentlichen Gebäuden sind immens“, schreibt der OB.

Schon ohne die Wieslauftalbahn hat Schorndorf 35 Millionen Euro zu stemmen

Neben verwüsteten Wohnhäusern und produktionsunfähigen Industriebetrieben habe der Starkregen schwerwiegende Folgen für die kommunale Infrastruktur nach sich gezogen. Durch zerstörte Straßen und Radwege, vollgelaufene Sporthallen und überflutete Kunstrasenplätze belaufe sich die Summe der Schäden schon allein für die Stadt Schorndorf auf 30 bis 35 Millionen Euro. Noch nicht enthalten sei in dieser ersten Schätzung der für die Instandsetzung der von der Württembergischen Eisenbahngesellschaft betriebenen Wieslauftalbahn nötige Betrag. Diese Kosten belaufen sich auf etwa 20 Millionen Euro, die Kommune muss als Miteigentümer über den Zweckverband ein Viertel der Reparaturen bezahlen.

Für Schorndorfs OB ist klar, dass es ohne finanzielle Hilfen von Bund und Land in der wegen der hohen Schuldenlast ohnehin zu einem Sparkurs gezwungenen Stadt nicht gehen wird. „Wir stehen vor einer gewaltigen Herausforderung, die wir aus eigenen Mitteln nicht bewältigen können. Ich appelliere daher eindringlich an Sie, uns in dieser schwierigen Zeit nicht im Stich zu lassen“, wendet sich der OB an die Politik – und äußert die Hoffnung auf eine ebenso schnelle wie substanzielle Unterstützung. „Ich wäre zutiefst enttäuscht, wenn sich die Besuche von gleich vier Ministern der Landesregierung in den vergangenen Tagen im Nachhinein als folgenlose PR-Aktionen erweisen würden“, formuliert Schorndorfs OB.

Neben Thekla Walker und Peter Hauk hatten sich Thomas Strobl und Winfried Herrmann im Wieslauftal ein Bild von den Schäden gemacht. In Schorndorf sind neben dem nördlichen Teil des Stadtgebiets vor allem die Teilorte Miedelsbach, Haubersbronn und Schornbach stark von den Hochwasserfolgen betroffen. Deutlich weist Schorndorfs Oberbürgermeister darauf hin, dass mit dem Verlust der Existenzgrundlagen vieler Bürger auch der soziale Friede und der Zusammenhalt in der Stadt in Gefahr sei. Unterstützung für die Opfer des Hochwassers kommt unterdessen aus der lokalen Wirtschaft. Wie zahlreiche andere Firmen aus dem Rems-Murr-Kreis hat sich nun auch der Waiblinger Motorsägenhersteller Stihl gemeldet, um über die geplanten Hilfsaktionen zu berichten. Weil laut einer Mitteilung des Unternehmens viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stihl mit ihren Familien in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten leben, soll eine firmenweite Spendensammlung ins Leben gerufen werden. Die bei der Aktion erzielte Summe werde vom Unternehmen verdoppelt. „Sollten die Spendengelder den Bedarf übersteigen, fließt der Restbetrag an eine überregionale gemeinnützige Organisation“, heißt es in der Ankündigung der Spendenaktion.

Stihl zeigt sich unbürokratisch und großzügig

Stihl hat außerdem entschieden, den Lohn der Beschäftigten, die Anfang Juni im Einsatz bei der Feuerwehr oder anderen Organisationen waren, zu übernehmen und nicht – wie gesetzlich vorgesehen – den Kommunen aufzuerlegen. Mitarbeiter, die vom Hochwasser betroffen waren und nicht zur Arbeit kommen konnten, wurden bis zu drei Tage bezahlt freigestellt. Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen die Feuerwehren in Haubersbronn, Rudersberg und Geislingen an der Steige mit Gerätespenden im Wert von mehr als 30 000 Euro. „Bei Stihl hilft man sich. Das gehört zu den Grundwerten unseres Familienunternehmens. Bei Naturkatastrophen oder auch beim Kriegsausbruch in der Ukraine stand unser Engagement immer außer Frage“, sagt Michael Prochaska, Personalvorstand und Verantwortlicher der Spendenaktion.