Selbst wenn man sich bewusst dafür entscheidet: Leicht sind Trennungen nie, sagen Expertinnen. Foto: imago//Roland Stollner

Wenn für Paare nichts mehr zu retten ist, kommt die Trennungsberatung ins Spiel. Wie das Geschäft mit den Trennungen funktioniert – und was man als Betroffene davon hat.

Es sei nicht so, dass sie Paaren einreden würde, sich zu trennen, sagt Dorothea Behrmann. „Ich wollte eigentlich immer alle Paare retten, vor allem die mit Kindern“, erklärt die Hamburgerin: „Aber es sind immer wieder Paare zu mir gekommen, bei denen ging nichts mehr.“ Deshalb ist sie vor ein paar Jahren von der Paartherapeutin zur Trennungscoachin geworden. Aber wie sieht eine Trennungsberatung aus?

Viele wollen sich trennen, trauen sich aber nicht

Im Wesentlichen begleitet Behrmann Menschen in Einzelberatungen bei zwei Prozessen. Der eine ist, sich klar zu werden, ob man sich überhaupt trennen will. „Bei mir melden sich viele Menschen, die nicht wissen, wie es weitergeht“, sagt Behrmann. Man schaue dann, woher die Unzufriedenheit komme, was die eigene Situation damit zu tun habe, und gucke sich an, was gut und schlecht in der Beziehung laufe. „Wenn jemand zu mir kommt, und ich merke, da ist noch viel Liebe, dann rate ich auch zu einer Paartherapie.“ Klarheit sei das Ziel, nicht Trennung.

„Viele Menschen sind sich aber eigentlich klar, dass sie sich trennen wollen, haben aber viele Ängste“, so Behrmann. Die Kinder, das Finanzielle, das Alleinsein seien solche Ängste. Dann könne es auch ein Ziel sein, die Klienten darin zu bestärken, was sie innerlich ohnehin schon entschieden hätten.

Durch Rache kommt man nicht vom Partner los

Komme es zur Trennung, gehe es bei der Beratung auch darum, möglichst wenig verbrannte Erde zu hinterlassen, sagt Behrmann. Sie meint: „Es ist ein nachvollziehbarer Impuls zu sagen: ‚Du hast mir wehgetan, jetzt tue ich dir auch weh.’ Aber es hilft nicht dabei loszulassen. Das versuche ich mit den Personen zu erarbeiten – dass man diesen Emotionen Aufmerksamkeit schenkt, aber sich dabei nicht selbst schadet – etwa durch Alkohol oder Drogen – oder die andere Person bekämpft. Denn das sorgt dafür, dass man garantiert nicht loskommt.“ Sie hat dazu auch ein Buch geschrieben: „Die sieben Phasen des Loslassens.“ Im besten Fall könne man aus Trennungen gestärkt hervorgehen, sagt Behrmann.

Trennungscoachin Dorothea Behrmann Foto: Amanda Dahms

„Niemand tut sich leicht mit Trennungen“

Die Therapeutin Franciska Wiegmann-Stoll berät in Stuttgart und Schwieberdingen auch Menschen, die verlassen worden sind, oder Paare, die sich bewusst trennen wollen. „Niemand tut sich leicht damit, sich zu trennen“, sagt Wiegmann-Stoll. „Die meisten wollen sich nicht von ihrem Partner trennen, sondern sich aus einer unguten Situation lösen.“ Zu wenig Paarzeit und Intimität, ungleiche Arbeitsverteilung im Haushalt und bei der Kinderbetreuung, nennt sie als Beispiele.

Kommt es zur Trennung, sei das auch kein scharfer Schnitt, nach welchem beide Seiten getrennte Wege gingen. „Das ist ein Prozess, in dem ich mich auseinanderdividiere und in dem ich mich verabschiede voneinander“, sagt Wiegmann-Stoll. Die Trennung sei dabei auch eine Art Fortsetzung der Beziehung. „Wenn die Beziehung schon nicht gut gelaufen ist, weil ich etwa zu wenig miteinander gesprochen, Probleme nicht thematisiert habe, dann wird sich das in der Trennung genauso fortsetzen.“

Das Verarbeiten dauert immer lange

Die schweizerisch-amerikanische Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross hat schon Ende der 1960er-Jahre das bekannte Fünf-Phasen-Modell der Trauer geschaffen, das sich laut Wiegmann-Stoll auch auf Trennungen übertragen lässt, vor allem, wenn Menschen verlassen wurden: Erst wird die Trennung geleugnet, dann kommt die Wut, in der dritten Stufe wird verhandelt („Wollen wir es nicht nochmal versuchen?“), gefolgt von Depression und schließlich der Akzeptanz. „Das dauert in der Regel über ein Jahr“, sagt Wiegmann-Stoll. „Aber mit der Beratung kann ich verhindern, dass ich in diesen Stufen hängen bleibe.“