25-jähriges Betriebsjubiläum und Geschäftsübergabe: 2022 ist für das hoch spezialisierte Unternehmen ATX mit Standorten in der Schönbuchgemeinde und im oberbayrischen Pürgen bei Landsberg ein besonderes Jahr. Seine Marktführerschaft will der Ausbildungsbetrieb ausbauen.
Kaum ein Produkt kommt heute mehr ohne Elektronik aus. Damit elektronische Leiterplatten fehlerfrei funktionieren, bevor sie in ein Endprodukt eingebaut werden, müssen sie mehrfach getestet und auf Herz und Nieren geprüft werden. Dafür sind hochwertige Prüfadapter notwendig.
ATX, nach eigenem Bekunden der europäische Marktführer für diese feinwerktechnischen Unikate, sitzt in Weil im Schönbuch. Seine Marktführerschaft baue ATX seit über 25 Jahren stetig aus, teilt das Unternehmen in einer Presseerklärung mit.
Komplexe Einzel- und Kleinserienfertigung auf Kundenansprüche zugeschnitten
Der Erfolg des Weilemer Unternehmens liege in der Spezialisierung auf eine komplexen Einzel- und Kleinserienfertigung, Feinwerktechnik und in der Fähigkeit, speziell auf jedes Kundenprodukt angepasste Prüfgeräte zu entwickeln. Während der Firmengeschichte hat ATX die gesamte Entwicklung, die sich beim Test von elektronischen Bauteilen und Baugruppen vollzogen hat, von Anfang an federführend mitgestaltet, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Diesen Kompetenzvorsprung wolle ATX heute in zwei Werken, eines davon in Weil im Schönbuch und eines in Pürgen bei Landsberg in Oberbayern, stetig weiter ausbauen.
In Pürgen entsteht im nächsten Jahr ein 3100 Quadratmeter großer Neubau auf einem 10 000 Quadratmeter großen Grundstück mit Option zur Erweiterung, der deutlich mehr Platz bietet, um dem stetig wachsenden Geschäft mit Prüfadaptern Rechnung zu tragen.
Zwischen Leiterplatten und Testgeräten
Die Unternehmensgruppe beschäftigt an beiden Standorten insgesamt 170 Mitarbeiter und hat sich für eine solide Finanzierung des angestrebten Wachstums die Harald-Quandt-Industriebeteiligungen an Bord geholt, die 2020 einen Mehrheitsanteil am Unternehmen übernahm. „Außer Nadeln und Blechgehäusen fertigen wir in beiden Werken alles selbst, viele Teile jetzt auch im 3D-Druck“, erklärt Firmengründer Hans Drexler (61). „Unsere Innovationskraft steckt in jedem Produkt, sowohl in den Prüfadaptern, die individuell für jedes Kundenprodukt entwickelt werden, als auch in vielen Maschinen in unserer Produktion, die wir selbst konstruieren. Unser erfahrenes Personal ist der Schlüssel unserer erfolgreichen Firmengeschichte, daher nehmen die Löhne einen großen Teil an unseren Kosten ein.“
Prüfadapter sind das Bindeglied zwischen Leiterplatten und Testgeräten – mit ihrer Hilfe werden Leiterplatten nach jedem Produktionsschritt auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft. Dies kann bei kleineren Serien händisch vorgenommen werden. Bei großen Stückzahlen laufen die Prüfanlagen vollautomatisch, defekte Leiterplatten werden dabei gleich aussortiert. Bei sehr hochwertiger oder sicherheitsrelevanter Elektronik, wie sie in Flugzeugen verbaut wird, kommen meist mehrere Testverfahren zum Einsatz, so das In-Circuit-Test-Verfahren, das die einzelnen Werte der Bauteile überprüft, und ein anschließender Funktionstest, bei dem die korrekte Funktion jeder einzelnen Leiterplatte getestet wird.
Kunden aus vielen Branchen klopfen an
Der große, aber hoch spezialisierte Markt der Prüfadapter-Herstellung wird durch relativ wenige Wettbewerber bedient. Lediglich eine Handvoll Wettbewerber machen ATX in Deutschland Konkurrenz, teilen die Weilemer mit. Die Kunden verteilen sich quer durch viele Branchen wie Automotive, Bahn- und Flugtechnik, Medizin Industriesteuerungen oder Heiz- und Klimatechnik. Auch wenn ATX im Landkreis Böblingen eher unbekannt sein mag, nutzt vermutlich jeder Produkte, die mit diesen Prüfadaptern getestet wurden, so beispielsweise beim Autofahren: Je neuer das Auto, desto mehr Elektronik ist dort verbaut, im Armaturenbrett, Autoradio oder in Sensoren.
Fachkräftemangel macht Sorge
Firmengründer Hans Drexler kennt den Prüfmittelbau nunmehr seit 40 Jahren. Der Elektromechaniker und Informationselektroniker gründete 1997 sein eigenes Unternehmen, das zuerst in Eching am Ammersee in Oberbayern ansässig war. An eine derart große Menge an Aufträgen, wie sie derzeit eingeht, kann sich selbst Drexler, der zum Ende des Jahres gemeinsam mit seiner Frau Sylvia, die für die Finanzen verantwortlich zeichnet, ausscheiden wird, nicht erinnern. Gebremst wird der Aufschwung jedoch vom Fachkräftemangel: Konstrukteure, Mechaniker, Elektroniker oder auch Quereinsteiger werden dringend gesucht. In allen relevanten Berufen bildet ATX auch aus. Sylvia und Hans Drexler blicken auf eine erfolgreiche Firmengeschichte und 40 000 Prüfadapter zurück, die bis heute ausgeliefert wurden – vor ihrem Ausscheiden hat das Ehepaar den Fortbestand ihres Unternehmens gesichert und die Geschäftsführung bereits zur Jahresmitte 2022 an Markus Rauch und Robert Schulz übergeben, die die Firma in ihrem Sinne weiterführen werden.
25-jähriges Firmenjubiläum und Geschäftsführerwechsel nahm das Unternehmen auch zum Anlass, das Logo „aufzufrischen“ – frischer Wind also auf allen Ebenen, jedoch unter Bewahrung von Bewährtem. Künftig will sich der Betrieb noch internationaler aufstellen. ATX liefert derzeit nach USA, Mexiko, China und auf die Philippinen. In Europa liegen die großen Märkte neben Deutschland in Österreich, der Schweiz, Ungarn und Rumänien.