In Freiburg wurde extra ein Lazarett an der Messe eingerichtet, weil die Kliniken wegen der Glatteisunfälle überfüllt waren. Foto: dpa/Philipp von Ditfurth

Der Wintereinbruch hat Baden-Württemberg voll erwischt. Auf den Straßen gibt es Hunderte Unfälle, Menschen kommen zu Schaden. In Freiburg werden Verletzte provisorisch in einer Messehalle versorgt.

Gefährliches Glatteis und andauernde Schneefälle haben im Südwesten für chaotische Zustände gesorgt. Auf den Straßen Baden-Württembergs gab es Hunderte Verkehrsunfälle, es gab Sachschäden und Menschen wurden verletzt, wie die Behörden am Mittwoch berichteten.

Besonders schlimm sah es in Südbaden aus: Weil Kliniken wegen der vielen Unfälle überfüllt waren, bauten Rettungskräfte einen Behandlungsplatz in der Freiburger Messehalle auf. Bis zu 15 Verletzte konnten dort zeitgleich medizinisch versorgt und weitertransportiert werden, wie das Rote Kreuz mitteilte. Rund 70 Helferinnen und Helfer von Hilfsorganisationen waren dort eingesetzt. Auch die Notfallaufnahme der BG Klinik Tübingen ist nach Angaben einer Sprecherin voll ausgelastet gewesen.

Allein auf den Straßen in Freiburg habe es bis Spätnachmittag rund 250 Einsätze mit Verletzten gegeben, berichtete die Stadt. Auch zwei Linienbusse und ein Streufahrzeug waren darin verwickelt, wie die Polizei mitteilte. Das gesamte Ausmaß sei schon außergewöhnlich, sagte ein Polizeisprecher.

Die Stadt Freiburg sperrte wegen spiegelglatter Straßen große Teile des bei Touristen beliebten Münsterplatzes und der Haupteinkaufsmeile in der Altstadt. Besonders auf den Pflastersteinen sei es sehr rutschig gewesen, teilte ein Sprecher der Stadt mit. Zwar habe die Stadtreinigung seit den frühen Morgenstunden intensiv gestreut. „Doch bei der anhaltenden Witterung - Regen, der gefriert und nicht taut - ist der Glätte nicht überall und fortlaufend beizukommen“, hieß es in einer Mitteilung der Schwarzwaldmetropole. „Das Salz hält nicht“, sagte ein Mitarbeiter der „Badischen Zeitung“, „die Oberfläche ist zu uneben und das Salz rieselt sofort in die Fugen“.

Auch in anderen Regionen krachte es

Auch in anderen Regionen krachte es. So gab es im Bereich des Pforzheimer Polizeipräsidiums bis zum Nachmittag mehr als 100 Unfälle. „Dabei kam es zu zahlreichen Sach- und Personenschäden“, wie die Polizei berichtete. Im Landkreis Ludwigsburg ereigneten sich laut Polizei bis Mittwochvormittag 59 Glätte-Unfälle.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte in einer amtlichen Unwetterwarnung vor dickem Glatteis in Teilen von Baden-Württemberg gewarnt. „Der Niederschlag ist so heftig, dass der Eispanzer so anwächst, dass verbreitet mit Glätte zu rechnen ist“, sagte ein DWD-Meteorologe. Für die Hochlagen des Südschwarzwaldes wurde vor zeitweise stürmischen Böen mit bis zu 80 Kilometern in der Stunde gewarnt. Auch komme Nebel hinzu.

Auf wetterbedingte Rutschgefahr müssen sich die Menschen in Baden-Württemberg auch in den kommenden Tagen einstellen. In der Nacht zum Donnerstag drohe vor allem auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald verbreitet Gefahr gefrorenen Regens, sagte ein Meteorologe vom DWD in Stuttgart. „Das heißt Glatteis.“ Auch im Norden des Landes könne mancherorts Sprühregen gefrieren. „Eigentlich sollte man überall aufpassen.“

Die Wetterlage ziehe am Donnerstag nach Osten ab, sagte der Fachmann. „Dann haben wir mehr Hochdruckeinfluss auf der Speisekarte.“ Freitag dann ziehe das nächste Tief von Südwesten her auf, schon in der Nacht soll es in der Südhälfte verbreitet schneien. Mit bis zu fünf Zentimetern Neuschnee sei zu rechnen. Der Schneefall lässt der Prognose zufolge im Tagesverlauf langsam nach, das Tief ziehe weiter. Das Wochenende dürfte sonnig werden bei Temperaturen im Minusbereich.

Am Mittwoch gab es vor allem im Süden richtige Eispanzer

Am Mittwoch gab es vor allem im Süden richtige Eispanzer, zum Beispiel auf Autos wegen überfrierender Nässe. „Diese Art von Wetterlagen sind nicht außergewöhnlich“, sagte der Meteorologe. „Es gehört zum Winter.“ Jedoch räumte er ein, dass es derart viel eisigen Regen in Baden-Württemberg schon lange nicht mehr gegeben habe.

Auf den Wintereinbruch sollen kommende Woche vergleichsweise milde Temperaturen folgen: Schon am Montag rechnet der Deutsche Wetterdienst im Raum Freiburg mit Höchstwerten von bis plus zehn Grad. „Dienstag könnte es ein paar Zwölfer im Oberrheingraben geben.“ Die Hoffnung auf weiße Weihnachten sollte man aber nicht aufgeben.

Die Feuerwehr Baden-Baden riet unterdessen Bürgern, beim Betreten von Eisflächen besondere Vorsicht walten zu lassen. „Besonders gefährdet sind Kinder. Leicht überschätzen sie die noch viel zu dünne Eisdecke. Auch wenn in Ufernähe das Eis fest erscheint, kann das ein paar Meter weiter schon anders aussehen. Bricht das Eis weg, fällt man unweigerlich ins Wasser. Die Folge ist eine lebensgefährliche Unterkühlung.“

Das Eis muss laut Feuerwehr mindestens 15 Zentimeter dick sein. Das Betreten von Eisflächen, die dunkle Stellen oder Risse aufwiesen, sei lebensgefährlich. Menschenansammlungen wie beim Schlittschuhlaufen seien ebenso lebensgefährlich wegen der Gefahr der Überlastung. Wenn das Eis knistere und knacke, Risse aufweise oder schwallweise Wasser auf die Oberfläche trete, sollte die Eisfläche nicht betreten werden.

Forstminister Peter Hauk (CDU) sagte, dass das Risiko von abbrechenden und herunterfallenden Ästen, die unter der Last nachgeben, steigt. Dies sei eine erhebliche Gefahr für Waldbesucher. „Zudem können Waldwege vereisen und sehr glatt werden oder durch umgestürzte Bäume blockiert sein. Deshalb sollten vorerst diese Waldgebiete unbedingt gemieden werden, bis der Schnee von den Ästen der Bäume abgetaut ist und sichere Wegezustände wiederhergestellt sind.“