Der Chor der Gaechinger Cantorey und das Orchestre Philharmonique de Luxembourg am Sonntagabend in der Stuttgarter Liederhalle Foto: Bachakademie/Holger Schneider

Es muss nicht immer Bach sein: Im Stuttgarter Beethovensaal bietet die Bachakademie Hector Berlioz’ packendes Oratorium „L’Enfance du Christ“.

Kein Ausrufezeichen. Kein Blechgeschmetter, kein Fortissimo-„Amen“ im Chor. Hector Berlioz’ zwischen 1850 und 1854 entstandene „Trilogie sacrée“ über Geburt und Kindheit Jesu, „L’Enfance du Christ“, endet mit einem reinen Chorsatz, piano bis pianissimo; das Orchester schweigt, und unter den Zuhörern im Beethovensaal wagt sich am Sonntagabend keiner zu rühren. Hans-Christoph Rademann hat das ungewöhnliche Oratorium so dirigiert, wie man es tun muss, damit Berlioz’ bewusst schlicht gehaltene, dabei virtuos instrumentierte Musik ihre Wirkung und ihren Zauber entfaltet: mit mäßigen Tempi und Lautstärkegraden, mit viel Ruhe, die den Klängen Raum schafft zum Atmen und zum schlichten Fließen.