Deutschland erreicht bei der Handball-WM das Viertelfinale. Foto: dpa/Jan Woitas

Deutschlands Handballer stehen vorzeitig im WM-Viertelfinale. Beim Sieg gegen die Niederlande geht es nur im ersten Durchgang eng zu. Jetzt warten nur noch Schwergewichte.

Alfred Gislason hörte fast nicht mehr auf zu lächeln. Sichtlich gelöst umarmte der Handball-Bundestrainer jeden seiner Spieler, besonders herzlich den überragenden Torhüter Andreas Wolff. Dank Wolffs Paraden und dem am Ende souveränen 33:26 (15:12)-Erfolg gegen die Niederlande steht die DHB-Auswahl schon vor dem abschließenden Hauptrundenspiel am Montag (20.30 Uhr/ARD) gegen die ebenfalls qualifizierten Norweger im Viertelfinale der Weltmeisterschaft.

„Wir sind sehr, sehr glücklich, dass das heute so gelaufen ist“, sagte Johannes Golla nach dem Spiel im ZDF und freute sich über eine „überragende Abwehr“. Gislason fand es „extrem schön“, den Viertelfinal-Einzug vor dem letzten Hauptrunden-Spiel geschafft zu haben. „Die Spiele werden jetzt schwerer, die jetzt alle kommen“, meinte der Trainer mit Blick auf die kommenden Gegner. 

5000 Zuschauer sehen Erfolg der Deutschen

Nach dem letzten Hauptrunden-Spiel gegen die starken Norweger wartet im Viertelfinale mit Spanien oder Frankreich ein echtes Schwergewicht. „Das sind zwei Gegner der absoluten Topkategorie“, sagte Torwart Wolff. Die Spanier seien „einen Tick schwächer einzuschätzen als die Franzosen“. Gislason sah es ähnlich, warnte aber: „Die Spanier sind eine extrem abgezockte Mannschaft - fast egal, wer kommt: Wir wissen, dass wir eine überragende Leistung bringen müssen.“

So wie phasenweise gegen Niederlande. Vor rund 5000 Zuschauern im polnischen Kattowitz war der erneut starke Spielmacher Juri Knorr mit neun Treffern bester Werfer der weiter ungeschlagenen deutschen Mannschaft. „Für mich war klar, dass ich heute alles reinhauen möchte, Spaß haben möchte auf der Platte“, erklärte Knorr. Auch Torhüter Wolff lieferte wie schon so oft bei diesem Turnier eine mehr als überzeugende Vorstellung ab und freute sich wieder über eine „kämpferische Topleistung“. 

Temporeiche Partie in Kattowitz

Schon von den Niederländern wurde das deutsche Team ordentlich gefordert, zumindest im ersten Durchgang. Bundestrainer Alfred Gislason und seine Spieler hatten vor der Partie kaum eine Gelegenheit ausgelassen, um vor dem Gegner zu warnen. Dass es etwa ein ganz anderes Spiel werden würde als zuletzt beim 39:19 gegen die hoffnungslos überforderten Argentinier. Sie sollten recht behalten. 

Von Anfang an entwickelte sich in Kattowitz eine extrem temporeiche und enge Begegnung. Eine Zwei-Tore-Führung war zunächst das höchste, was die DHB-Auswahl sich herausspielen konnte. Denn die Niederländer kamen immer wieder zurück. Erst im zweiten Durchgang zog Deutschland davon. 

Angetrieben von ihrem Spielmacher Luc Steins rollte das Oranje-Team zunächst immer wieder mit einem irren Tempo auf die deutsche Defensive zu. Die DHB-Auswahl benötigte ein paar Minuten, um sich darauf einzustellen. Erst als der erneut starke Wolff in der 11. Minute einen Siebenmeter parierte, ging die deutsche Mannschaft kurz darauf erstmals in Führung. Und geriet danach nicht mehr in Rückstand. 

Knorr zeigt erneut starke Leistung

Wieder einmal war es der Jüngste im Team, der das Spiel der DHB-Auswahl prägte. Den 22-jährigen Knorr bekamen die Niederländer zu keinem Zeitpunkt in den Griff. Ähnlich wie Steins führte auch der Profi der Rhein-Neckar Löwen die Angriffe seiner Mannschaft mit hohem Tempo an. 

Wenn sich die niederländische Defensive schnell genug formierte, fand er immer wieder mit eigenen Würfen den Durchbruch. Oder er verwandelte eben seine Siebenmeter. Knorr war an fast jeder gefährlichen Aktion der DHB-Auswahl beteiligt. 

„Wir haben es gut gemacht in den meisten Phasen, darum sind wir auch mit drei Toren vorne“, sagte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur Pause. Nach dem Seitenwechsel baute das deutsche Team dann seine Führung aus, weil den Niederländern zwischenzeitlich gar nichts mehr gelingen wollte. 

Doch der Gegner gab sich nie auf. Weil ihm anders als der deutschen Mannschaft jedoch die Alternativen auf der Bank fehlten, wurde es am Ende deutlich. Das dürfte jedoch schon gegen Norwegen anders werden.