Nina Conzelmann hat sich im ersten Einsatz für den SV Leonberg/Eltingen das Kreuzband gerissen – was danach geschah, hat sie nicht erwartet. Foto: Andreas Gorr

Kaum beim SV Leonberg/Eltingen reißt sich Handballerin Nina Conzelmann vor mehr als einem Jahr das Kreuzband – im Kampf ums Comeback macht die 26-Jährige unerwartete Erfahrungen.

Heimat ist Nina Conzelmann wichtig. In Albstadt wurde sie geboren, in Albstadt lernte sie das Handball-Spielen als kleines Mädchen mit sechs Jahren und für die HSG setzte sie sich bis zum Frühjahr 2021 mit viel Herzblut ein. Dann machte das Leben einen Strich durch dieses Idyll auf dem Lande. Nach dem Studium ging die 26-Jährige ans Max-Planck-Institut nach Stuttgart-Vaihingen in die Großstadt, um zu promovieren – weil sie aber weiter Handball spielen wollte und ihr das Pendeln nach Albstadt dann doch zu zeitaufwendig und zermürbend gewesen wäre, suchte sich Nina Conzelmann einen Club in der Region. „Ich habe bei einigen Vereinen ein Probetraining besucht, es gibt ja genug in der Gegend“, erzählt die Spielerin mit Drittliga-Erfahrung.

Sie suchte intensiv und landete beim SV Leonberg/Eltingen. Wäre diese Geschichte ein Märchen, hätte Nina Conzelmann viele Tore geschossen und am Saisonende wäre der SV durch einen Treffer des Neuzugangs aufgestiegen. Aber die Realität macht sich nichts aus Träumen. In ihrem ersten Spiel für die Wildcats, beim ersten Angriff, landete die Rückraumspielerin ohne Gegnerkontakt so unglücklich, dass das vordere Kreuzband im rechten Knie nicht mehr mitspielte und riss. In 20 Jahren Handball hatte sich Nina Conzelmann keine einzige schwere Blessur zugezogen, kaum weg von ihrem Heimatverein aus Albstadt holte sie sich eine in Sportlerkreisen ziemlich gefürchtete Verletzung. „Das war ein richtiger Schock für mich“, erzählt sie, „und es war auch kein Trost, dass ich mir lediglich das vordere Kreuzband gerissen hatte und nicht mehr passiert war.“ Glück im Unglück, und in der folgenden schweren Zeit mit Operation, Reha und der schweißtreibenden Rückkehr zur Mannschaft sollte sich herausstellen, dass die Frau von der Westalb bei der Suche nach ihrer neuen sportlichen Heimat keine passendere Wahl hätte treffen können als den SV Leonberg/Eltingen. „Es war unglaublich“, berichtet die Sportlerin, „ich war ja eigentlich noch gar nicht richtig angekommen und trotzdem waren alle, wirklich alle aus dem Verein für mich da.“ Ihre Mutter, die eigens nach Stuttgart gekommen war, half ihr durch die ersten schweren Tagen nach dem Unglück, dann kümmerten sich ihre Teamkolleginnen in den folgenden Wochen um die neue, noch recht unbekannte Mitspielerin – nie war der Kontakt zum Team abgerissen, und auch Nina Conzelmann trug ihren Teil dazu bei, die frisch geknüpften Bande zu verfestigen.

Nur am Rand statt mittendrin

Sie hielt sich vor der Operation während des Trainings am Rande des Spielfeldes mit Übungen einigermaßen fit, die das trätierte Knie zuließen, und nach der OP gehörte Nina Conzelmann schnell wieder zum gewohnten Bild in der Halle, wenn sie sich mit langsamer Aufbauarbeit an ihre einstige Form vorsichtig herantastete. „Ich habe mir damals oft gedacht“, erzählt die Doktorandin, die Nano-Technologie in Tübingen studiert hat, „wie schön wäre es, wenn ich mit meinen Teamkolleginnen gemeinsam trainieren könnte.“

Nach und nach stellten sich Fortschritte ein, mehr und mehr konnte die Handballspielerin ihr rechtes Bein belasten, schließlich wagte sie auch wieder schnelle Drehungen und kraftvolle Absprünge – und stets kämpfte Nina Conzelmann gegen die Ungeduld einer Sportlerin, die eigentlich eher gestern als heute aufs Spielfeld zurückkehren wollte. „Ich musste mich ziemlich zügeln“, bekennt sie.

Eine Herausforderung ist zu groß

Eigentlich wäre die Rechtshänderin zum Saisonstart im September fit gewesen, doch der Gegner hieß HSG Böblingen-Sindelfingen; just in dieser Partie hatte sich die 26-Jährige fast exakt ein Jahr zuvor die schlimme Verletzung geholt. Ein böses Omen? Dieser Herausforderung wollte sich Nina Conzelmann nicht stellen, sie gab ihr Comeback eine Partie später gegen die SG Weinstadt. Trainerin Mona Binder steigerte ihre Einsatzzeit kontinuierlich, gegen die SG BBM Bietigheim II erzielte Nina Conzelmann ihr erstes Tor für ihren neuen Club – mehr als ein Jahr nach ihrem Wechsel. Und gegen die HSG Hohenlohe feierte sie vergangene Woche ihr Tordebüt in der eigenen Halle – an diesem Samstag (20 Uhr) sollen gegen die HSG Heilbronn weitere im gelben Trikot folgen. „Es fügt sich allmählich alles zusammen“, sagt der Neuzugang, der mit Verspätung auf dem Spielfeld eingetroffen ist. Heimat ist Nina Conzelmann wichtig. Beim SV Leonberg/Eltingen hat sie nach Albstadt ihre zweite gesucht und gefunden.