Setzen sich bei der HSG Schönbuch für die DKMS ein: Wolfgang Koring und Jaqueline Neumann Foto: HSG

Vor drei Jahren bekam Wolfgang Koring, der Vorsitzende der HSG Schönbuch, selbst die Diagnose Blutkrebs. Nun setzt er sich mit seinem Verein für die DKMS ein.

Weil im Schönbuch - Als Wolfgang Koring im Juni vor drei Jahren aus dem Urlaub zurückkehrte, war auf einmal nichts mehr wie es vorher war. Er bekam die Diagnose Blutkrebs, musste mehr oder weniger umgehend ins Krankenhaus nach Tübingen. Die Chemo begann und gleichzeitig die Suche nach einem Knochenmarkspender.

So wie Koring damals ergeht es in Deutschland laut der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, kurz DKMS, alle zwölf Minuten einem Menschen. Weltweit kommt es sogar alle 27 Sekunden zu einer solchen Diagnose. „Es kann jeden treffen“, weiß der Vorsitzende des Handballvereins HSG Schönbuch. Sein Gefühl dabei: Die Fälle häufen sich. „Die Krankheit nimmt überhand.“

Spender aus Köln gefunden

Koring hatte Glück. Mit Hilfe der DKMS konnte für ihn relativ schnell ein Spender gefunden werden. Ein damals 20-Jähriger Mann aus Köln. Von ihm bekam Koring die wertvollen Stammzellen. Im August fand die Transplantation statt. So konnte sein Leben gerettet werden. Seither feiert er jedes Jahr einen zweiten Geburtstag. Dieses Glück hat allerdings nicht jeder. „Ich lag mit einem Mann im Zimmer, bei ihm hätte nur ein Spender gepasst, und der war aus Südamerika“, erinnert sich Koring. Da sei allein die Chance, Kontakt aufzunehmen, sehr gering.

Und das ist erst die halbe Miete. Selbst wenn es laut der Datenbank einen geeigneten Spender gibt, heißt das noch nicht, dass es auch zur Transplantation kommt. Zunächst muss genau untersucht werden, ob die DNA der beiden Personen übereinstimmt. Dazu bedarf es weiterer Untersuchungen. Mehr als zehn Millionen Menschen sind weltweit bei der DKMS registriert, knapp sieben Millionen davon alleine in Deutschland. Doch nur etwa ein Prozent davon sind letztlich auch als Spender geeignet.

Corona bremst die DKMS aus

Durch Corona fallen nun zudem viele potenzielle Lebensretter weg. Laut DKMS haben sich 2020 36 Prozent weniger registriert als im Jahr zuvor. Ein Grund dafür ist, dass die Registrierungsaktionen vor Ort zum Pandemieschutz weggefallen sind. Damit die Institution jedoch nicht aus den Köpfen verschwindet, gibt es seither zahlreiche Online-Aktionen. 22 Vereine aus der 1. und 2. Fußball-Bundesliga machen zum Beispiel mit und auch die HSG Schönbuch.

47 Menschen haben sich durch die Handballer bereits registriert. Viele aus dem Umfeld des Vereins seien dies bereits zuvor gewesen, erzählt Koring. Durch den erneuten Anstoß seien nun aber zum Beispiel alle Spieler aus der dritten Mannschaft in der Datenbank erfasst, sowie ein Großteil der ersten. „Dazu habe ich ganz viele nette Nachrichten von anderen bekommen, die bereits registriert waren, unsere Aktion aber trotzdem toll finden“, sagt Koring, der zunächst damit gezögert hatte, ob er seine Erkrankung derart in die Öffentlichkeit tragen soll. Letztlich hat er sich dafür entschieden, um auf die Sache aufmerksam zu machen.

Typisierung zu Hause

Nun freut er sich darüber, dass sie in seiner HSG derart mitziehen. Mit Jaqueline Neumann, die bei der ersten Frauenmannschaft im Tor steht und Schriftführerin des Vereins ist, hat er schnell eine engagierte Mitstreiterin gefunden. Um die Aktion zu starten, mussten sie nur einen Text und ein Foto an die DKMS schicken, dort kümmerten sich die Profis um alles andere, erstellten eine Internetseite für die Handballer von der Schönbuchlichtung, auf der man sich registrieren kann. Mitmachen kann jeder, der zwischen 17 und 55 Jahren alt ist, wer sich einträgt, bekommt ein Registrierungsset geschickt. Damit wird zu Hause ein Wangenabstrich gemacht, die Probe zurück an die DKMS gesendet. Das war’s auch schon. So einfach kann es sein, irgendwann als Lebensretter in Frage zu kommen.

Seinen Retter hätte der HSG-Vorsitzende gerne im vergangenen Jahr persönlich kennengelernt. Nach zwei Jahren dürfen Spender und Empfänger in Deutschland Kontakt aufnehmen, wenn sie es möchten. „Leider nur am Telefon“, bedauert Koring. Durch Corona war ein Treffen nicht möglich. „Das wollen wir aber nachholen, sobald es geht.“ Vielleicht in Köln, vielleicht in Süddeutschland. Hauptsache irgendwo.

Auch in schweren Zeiten zusammenhalten

„Wer weiß, was passiert wäre, wenn ich keinen Spender gefunden hätte. Ich würde wahrscheinlich nicht mehr leben“, betont Wolfgang Koring, bei dem in letzter Zeit die alten Emotionen immer mal wieder hochgekommen sind. „Deshalb kann ich nur alle dazu aufrufen, mitzumachen.“ Denn genau darum gehe es doch in einer Gesellschaft. Auch in schwierigen Situationen zusammenzuhalten. „Dafür stehen wir als Verein. Deshalb wollen wir unseren Beitrag leisten.“ Gerade auch in Zeiten, in denen dieses Gefühl an manchen Tagen sehr weit entfernt scheint, durch solche Aktionen jedoch wieder sehr gut sichtbar wird.

Wer die DKMS und die HSG Schönbuch bei der Aktion unterstützen möchte, kann dies unter folgenden Link tun: https://www.dkms.de/aktiv-werden/online-aktionen/HSG-Schoenbuch