Bis vor Kurzem brachte das Geld auf dem Bankkonto teils nicht anders als im Sparschwein gar keine Zinsen. Foto: imago/Ute Grabowsky

Nach langer Durststrecke wird das Sparen von ersten Banken wieder belohnt. Das gilt besonders für Einlagen mit längeren Laufzeiten. Bei Werbeaktionen für Neukunden sollten Verbraucher auf das Kleingedruckte achten.

Jahrelang stand bei den Guthabenzinsen deutscher Banken eine Null vor dem Komma. Jetzt bieten erste Institute wieder Zinssätze von einem Prozent und mehr.

„Es gibt wieder Zinsen!“, heißt es auf der Website der Sparda-Bank Baden-Württemberg. Konkret bietet das Institut für Festgeld mit einem Jahr Laufzeit einen Zinssatz von einem Prozent an. Bei einer Laufzeit von vier Jahren sind es sogar zwei Prozent jährlich. Mit dem letztgenannten Angebot liegt die Sparda-Bank laut Daten der FMH-Finanzberatung deutlich über dem von deutschen Instituten gebotenen Schnitt.

Ein Zinssatz von einem Prozent für Bankeinlagen mit einer Laufzeit von einem Jahr ist dagegen nicht mehr ungewöhnlich: Das entspricht dem von FMH ermittelten Durchschnitt, der sich auf Angebote von 78 Banken und Sparkassen bezieht. Ein Prozent für einjährige Sparbriefe bietet etwa auch die BW-Bank, bei der Volksbank Stuttgart gibt es für Termingeld mit der gleichen Laufzeit 0,9 Prozent Zinsen. Allerdings richten sich diese Angebote nur an Kunden, die auch ein Girokonto bei einer der beiden Banken haben oder eröffnen.

Auf dem Tagesgeldkonto der Sparda-Bank gibt es 0,25 Prozent Zinsen

Diese Voraussetzung entfällt bei der Sparda-Bank. Ihre Festgeldangebote können auch Verbraucher nutzen, die ihr Girokonto bei einer anderen Bank haben. Dasselbe gilt für das Tagesgeldkonto der Sparda-Bank – hier gibt es ab sofort 0,25 Prozent Zinsen. Anders als bei Festgeldkonten sind die Einlagen auf Tagesgeldkonten jederzeit verfügbar, deshalb sind die Zinsen niedriger.

Mit immerhin einem Prozent Zinsen für Tagesgeld wirbt die Direktbank ING, die das Produkt unter dem Namen „Extrakonto“ vertreibt. Aber Achtung: Das Angebot gilt nur für Neukunden, und das auch nur für die ersten vier Monate ab Kontoeröffnung. Da der Zinssatz wie allgemein üblich per annum – also aufs Jahr gerechnet – zu verstehen ist, steigen die auf dem Extrakonto geparkten Guthaben in vier Monaten zudem nicht um ein Prozent, sondern um 0,33 Prozent.

Lockangebote von Autobanken

Noch einen Schnaps mehr bekommen Neukunden bei der Bank 11, die für die ersten vier Monate nach Eröffnung eines Tagesgeldkontos 1,11 Prozent Zinsen bietet – ebenfalls per annum, versteht sich. Das Institut aus Neuss ist auf Autofinanzierungen und Ratenkredite spezialisiert. Solche Spezialbanken werben öfter mit Zinsen über dem Marktschnitt. Weil diese Institute keine Girokonten anbieten, kämen Verbraucher ohne Lockangebote kaum auf die Idee, Geld zu einer Autobank oder einer anderen Kreditbank zu tragen. Für die Refinanzierung der Kreditvergabe wünschten sich eben aber auch diese Institute Spargelder, erläutert Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance.

Bausparkasse Mainz zahlt für Festgeld 2,75 Prozent Zinsen

Die höchsten Zinssätze sowohl für Tagesgeld- als auch für Festgeldkonten finden sich auf Online-Portalen wie Biallo, Check 24, Verivox, Weltsparen oder kritische-anleger.de. Dort werben überwiegend ausländische Banken um Einlagen – aber nicht nur. So bietet die Bausparkasse Mainz für Festgeld mit vier Jahren Laufzeit 2,75 Prozent Zinsen per annum.

„Für die Bausparkasse Mainz sind Geldanlagen von Privatkunden – neben den Bauspareinlagen – eine wichtige und zuverlässige Quelle zur Refinanzierung des Kreditgeschäfts“, erklärte eine Sprecherin des Instituts. Nach Einschätzung von Bankprofessor Faust erleben Bausparkassen derzeit eine steigende Kreditnachfrage. Denn wer im Zinstief einen Bausparvertrag abgeschlossen hat, der jetzt zuteilungsreif ist, bekommt ein Darlehen zu den damals schon vereinbarten Konditionen – die nach heutigem Maßstab meistens sehr günstig sind.

Ab Dezember soll es mehr Zinsen geben

Zwar müssen Banken ihre Kreditvergabe nicht zwingend über Einlagen refinanzieren. Sie können auch Geld bei der Konkurrenz leihen oder den Kapitalmarkt anzapfen. Aber auch dort steigt das Zinsniveau. Deshalb versuchten nun einige Banken, „sich vollzusaugen mit Einlagen“, meint Faust.

Bei vielen Instituten sind die Guthabenzinsen trotzdem noch immer sehr niedrig. Die Deutsche Bank etwa zahlt für Guthaben auf Tagesgeldkonten, die dort Flexgeld heißen, 0,001 Prozent Zinsen. Wer sein Geld für ein Jahr auf ein Festgeldkonto legt, bekommt 0,65 Prozent. Ähnlich ist es bei der Commerzbank. Ein Sprecher versicherte aber auf Nachfrage: „Spätestens ab Dezember werden wir wieder Zinsen auf Tagesgelder anbieten.“ Auch bei der BW-Bank gibt es derzeit keine Zinsen aufs Tagesgeldkonto, bei der Volksbank Stuttgart 0,01 Prozent.

Anstieg der Guthabenzinsen „auf breiter Front“?

Faust glaubt, dass Angebote wie das der ING Deutschland oder auch einiger Sparda-Banken die Konkurrenz zwingen werden, nachzuziehen: „Die Bereitschaft der Kunden, ein Zusatzkonto bei einer anderen als der Hausbank zu eröffnen, hat im Zuge der Digitalisierung definitiv zugenommen.“ Er erwartet einen Anstieg der Guthabenzinsen „auf breiter Front“.

Vor diesem Hintergrund sei es für Verbraucher nicht unbedingt sinnvoll, Ersparnisse schon jetzt für mehrere Jahre auf ein Festgeldkonto zu packen. „Ich würde das Geld erst einmal für ein halbes Jahr parken und schauen, wie sich die Lage entwickelt.“

Was bei Vergleichsportalen zu beachten ist

Einlagensicherung
 Wer auf Online-Portalen nach attraktiv verzinsten Tages- oder Festgeldkonten sucht, stößt oft auf Angebote ausländischer Banken sowie weniger bekannter inländischer Institute. Für alle in der EU ansässigen Banken und Sparkassen gilt: Guthaben bis zu einer Höhe von 100 000 Euro unterliegen der gesetzlichen Einlagensicherung. Sie soll Sparer im Falle einer Bankpleite vor Verlusten schützen. Viele deutsche Institute gehören weiteren Sicherungssystemen an, in dem Fall sind auch Guthaben über 100 000 Euro geschützt.

Fremdwährungen
 Gelegentlich wird auch angeboten, das Geld in Fremdwährungen auf einem Festgeldkonto zu parken. Hier gilt es zu bedenken, dass beim Rücktausch in Euro Umtauschgebühren entstehen können. Hinzu kommt das Wechselkursrisiko – also die Gefahr, dass die gewählte Währung bis zum Ende der Laufzeit gegenüber dem Euro an Wert verliert.