Mehr Sport, gesünder essen, etwas Neues lernen: Unsere Redaktion gesteht, was sie sich für das neue Jahr vorgenommen hat.
Mehr tun, weniger tun, Neues lernen, weniger Doomscrolling, sportliche Ziele erreichen – in der Lokalredaktion tummeln sich viele Neujahrsvorsätze. Der Januar ist bei vielen Menschen ein Monat, in dem neue Ziele gesteckt werden und neue Visionen für das eigene Leben erträumt werden. Oder vielleicht auch nicht: Bei einigen Menschen ist eventuell auch alles so, wie es sein soll. Vielleicht geben unsere Ideen dem ein oder anderen etwas Inspiration für die eigenen Ziele und Wünsche. Oder vielleicht geben sie auch den Impuls, uns in einigen Monaten per Leserbrief nach dem Stand unserer Vorsätze zu fragen. Denn wie sagen skeptische Geister: Gute Vorsätze sind dazu da, gebrochen zu werden.
Hoch hinaus
Es ist Januar und das bedeutet, dass nun wieder die Zeit beginnt, in der wir alle kollektiv der Illusion erliegen, bessere Versionen unserer selbst zu werden. Dieses Jahr ist MEIN Jahr! (Spätestens nach rund zwei Wochen kommt dann die Neujahrseuphorie wieder zum Erliegen, aber so lange sie anhält wird 2025 MEIN Jahr). Und der Plan zum „neuen Ich“ schaut folgendermaßen aus: Im Januar gibt es keinen Alkohol, kein unnötiges Geld wird ausgegeben und kein Gedöns gegessen (mit Gedöns sind ungesunde Snacks aller Art gemeint, ab jetzt gibt’s Selleriestängel). Das ist allerdings nichts Neues. Seit mehreren Jahren sieht bei mir so der Start ins neue Jahr aus – vier Wochen lang werden die Systeme heruntergefahren. „Same procedure as every year“, wie alle Dinner-for-One-Freunde wissen.
Das ist allerdings noch nicht genug, weil wir uns hier im langweiligen, klischeehaften Neujahrsvorsatzbereich befinden und wir (also ich) wollen ja mehr. Deshalb werde ich in diesem Jahr einen neuen Anlauf für etwas starten, an dem ich schon viele Male gescheitert bin: Klimmzüge. Wer gerade Luft holt, um mich auszulachen, der möge sich doch bitte für eine Minute an eine Stange hängen und sich dann aus eigener Körperkraft nach oben ziehen. Im vergangenen Jahr habe ich nach einem halben Jahr disziplinierten Trainings unter größter Anstrengung genau zwei Klimmzüge geschafft. Zu sagen, dass dies eine ernüchternde Erfahrung war, ist die Untertreibung des Jahres. Nach einer mehrwöchigen Pause wegen Verletzung sank dann die Klimmzug-Quote innerhalb kürzester Zeit wieder auf null.
Jetzt stehen wir also wieder am Anfang mit folgendem Vorsatz: In drei Monaten will ich vier Klimmzüge (genauer gesagt Chin ups, Klimmzüge im Untergriff) schaffen. Damit ich eine reale Chance habe und um jeden Ratschlag jedes Sporttrainers auf dieser Erde zu beherzigen, werde ich zusätzlich noch annähernd 100 Gramm Protein zu mir nehmen – pro Tag. Mein Kühlschrank ist nun vollgestopft mit körnigem Frischkäse, der nach absolut gar nichts schmeckt, aber ein unschlagbares Proteingehalt hat. Wenn meine Muskelkraft am Ende dieses Vorhabens nicht mindestens der von Arnold Schwarzenegger in den 80ern entspricht, dann habe ich schon einen Vorsatz für das nächste Jahr: Ich werde meine Klimmzug-Karriere endgültig und offiziell beenden.
Mehr Klarheit wagen
Mehr Sport treiben? Weniger Chips essen? Auf Bier verzichten? Sorry, aber mit solchen Neujahrsvorsätzen bin ich durch. Am Ende geht es doch immer nur 10:0 für den Inneren Schweinehund aus. Was bleibt, sind Frust und Enttäuschung über die eigene Disziplinlosigkeit.
Dennoch möchte ich mir für das neue Jahr etwas vornehmen. Es gibt da nämlich etwas, was mir im entscheidenden Moment viel zu selten über die Lippen kommt: das kleine Wörtchen „nein“. Keine Ahnung, warum mir das so schwerfällt. Am Ende geht es vermutlich nur um Anerkennung, darum gemocht zu werden. Aber mag man mich wirklich weniger, wenn ich auf meine eigenen Bedürfnisse achte und nicht immer auf die der anderen? Erstaunt blicke ich auf Menschen, die wie selbstverständlich „nein“ sagen, wenn sie etwas nicht tun wollen. Achte ich sie deswegen weniger? Ganz im Gegenteil.
Was meine Nein-Schwäche mit mir macht, habe ich erst zuletzt wieder erfahren dürfen, als ich es am letzten Adventssamstag gleich vier verschiedenen Seiten recht machen wollte, die allesamt zur selben Zeit etwas von mir wollten. So sehr habe ich mich in die Situation hineingesteigert, dass ich prompt in eine Radarfalle gerauscht bin. Das Blitzerfoto werde ich aufheben: Als Mahnung dafür, dass nichts Gutes dabei herauskommt, wenn man es nicht schafft, „nein“ zu sagen.
Aber ob ich meinen Vorsatz am Ende wirklich einhalten werde? Allzu optimistisch sollte ich wohl nicht sein – wie schon dieser Text hier zeigt. Zu dem konnte ich nämlich auch nicht „nein“ sagen.
Unbekannte Welten erkunden
In Umfragen, welche guten Vorsätze sich Menschen für das neue Jahr vorgenommen haben, erscheint erstaunlich selten der Aspekt „etwas Neues lernen“. Vielleicht liegt es daran, dass Dinge wie mehr Sport machen oder abnehmen bereits Neues implizieren. Bei mir soll es aber explizit etwas Neues sein und zwar etwas, das mir nicht nahe liegt und meine Nerven vermutlich bis zum äußersten strapazieren wird: Ich will Programmieren lernen. Zumindest ein bisschen.
Denn eigentlich bin ich froh, wenn Computer das machen, was ich will, ohne dass ich mir Gedanken darüber machen muss. Vor Kurzem machte die Meldung die Runde, dass 70 Prozent der Deutschen schon mal ein technisches Gerät angeschrien haben. Kam mir ziemlich vertraut vor. Trotzdem: Was wäre ein guter Vorsatz, würde er mich nicht vor eine Herausforderung stellen.
Erst hatte ich überlegt, einen Monat aufs Auto zu verzichten. Als ich mit meinem Partner darüber sprach, merkte er zurecht an: „Das ist ja nicht schwierig.“ Denn unter der Woche fahre ich meist mit der S-Bahn zur Arbeit, nur am Wochenende brauche ich das Auto hin und wieder. Wirklich schwierig wäre ein halbes oder gar ein ganzes Jahr Autoverzicht gewesen. Ein Schritt, der mir doch – noch – zu radikal war. Dann lieber Programmieren.
Mal sehen, was ich nach einem halben Jahr alles kann.
Neue Prioritäten setzen
Mit den Vorsätzen ist das bei mir so eine Sache. Ich bin nämlich eigentlich ganz gut darin, mir Szenarien auszumalen, wie ich mich morgens aufs Rad schwinge, oder mir vor der Arbeit eine gesunde Snackbox vorbereite – aber an der Umsetzung hapert es dann. Ohne nachzudenken, bin ich dann morgens statt in den Fahrradkeller doch wieder in die Garage zum Auto gegangen. Und dass ich eigentlich weniger beim Bäcker einkaufen wollte, fällt mir auch oft erst auf, wenn ich die Brötchentüte mit der gerade gekauften Butterbrezel schon in der Hand habe. Dennoch will ich es mal wieder versuchen und mir in genau diesen beiden Bereichen vornehmen, mich zu verändern.
Also: hin und wieder eine Fahrt mit dem Rad zur Arbeit – es sind schließlich nur knapp fünf Kilometer – und morgens beim Richten der Frühstücksdose des Sohnes einfach noch eine extra vorbereiten. Sollte eigentlich machbar sein. Lieber nicht zu viel vornehmen.
Und noch einen dritten Punkt möchte ich angehen und den Jahreswechsel als Motivation nutzen: die Smartphone-Nutzung. Die ist nämlich, wenn man meinem Mann glaubt, überdurchschnittlich. Zwar gebe ich mir Mühe, das Gerät zumindest am Esstisch oder beim Spielen mit dem Kind wegzulegen – aber die wichtigsten Ideen kommen halt manchmal gerade in diesen Momenten, und rinnen schnell wieder durch die geistigen Finger, wenn man sich ihrer nicht annimmt.
Aber vielleicht hilft es ja, sich für solche Fälle Block und Stift bereitzulegen, um den Gedanken schnell festzuhalten, und ihn später umzusetzen.
Erfolgreiches Austricksen
Klar, ein paar Kilo müssen mal wieder weg – schon allein wegen der frisch vergangenen Fest- und Feiertage. Doch mir nur vorzunehmen, von allem etwas weniger und ein bisschen gesünder zu essen, wird nichts. Ich muss radikaler vorgehen. Deshalb habe ich bereits vor Jahren angefangen, die klassische Fastenzeit zu nutzen. Zunächst gab’s keinen Alkohol zwischen Aschermittwoch und Ostern, dann habe ich noch Süßigkeiten wie Schokolade und Gummibärchen dazugenommen.
Weil aber in manchen Jahren an Ostern bereits der Frühling in voller Blüte stand und um mich herum die Biergarten-Saison eröffnet wurde, bin ich mir etwas entgegengekommen und starte seit drei Jahren bereits im Januar, dafür aber zwei volle Monate. In den Wintermonaten fällt das Fasten irgendwie leichter. Sprich: Ab dem Neujahrstag bis zum 1. März gibt es keinen Alkohol, keine Schokolade, keine Gummibärchen. Das ist in mancher Hinsicht hart, aber auch eine lohnenswerte Erfahrung.
Denn der typische Süßigkeiten-Heißhunger, der in einem schlummert, löst sich nach relativ kurzer Zeit in Luft auf – zumindest bei mir. Nach etwa einer Woche mache ich mir um den Süßi-Schrank keine Gedanken mehr, die Lust auf den Kruscht schwindet so konsequent wie sie zu Normalzeiten groß ist. Und die Geschmacksnerven reagieren dankbar darauf. Ein Schnitz Paprika zum Beispiel schmeckt in der Süßi-freien Zeit ungeahnt fantastisch. Der Gedanke an ein kühles Feierabendbier kommt gelegentlich auf – zugegeben. Aber auch das lässt sich in den Griff bekommen.
Mit einer Ausnahme: Beim Neunmeterturnier von Fortuna Böblingen am 18. Januar auf der Diezenhalde gönne ich mir eine Ausnahme. Denn wenn die lokale Fußballszene zum geselligen Spaßwettkampf zusammenkommt, wird auch mal angestoßen – das muss drin sein. Prost!