Die Grundschüler und der Bagger halfen beim Spatenstich mit. Foto: Stefanie Schlecht

Die Grundschule in Herrenberg-Affstätt erhält ein neues Betreuungsgebäude. Dort können bei Bedarf aber auch Klassenzimmer eingerichtet werden. Der Holzbau kostet rund 2,3 Millionen Euro. Die Rohbauarbeiten starten jetzt, im Juli 2023 soll alles fertig sein.

Groß war das Interesse am Spatenstich des neuen Betreuungsgebäudes für die Affstätter Grundschule am Mittwochnachmittag. Zahlreich säumten vor allem Eltern und Schulkinder den eigens dafür aufgeschütteten kleinen Erdwall auf dem asphaltierten Bolzplatz. Dessen südlicher Teil muss dem Neubau weichen.

Dass der vorhandene Raumbestand der benachbarten einzügigen Grundschule mit vier Klassenzimmern, einem Mehrzweckraum und einem Betreuungsraum in den nächsten Jahren nicht ausreichen wird, war ein Ergebnis aus dem Erarbeitungsprozess des Herrenberg „Masterplans Schulen“, der für den Teilort vorübergehend steigende Schülerzahlen plus eine immer größere Nachfrage nach Kernzeitbetreuung prognostiziert.

Werden einzelne Jahrgänge zukünftig zweizügig sein?

Der neue Solitärbau mit zwei Räumen trägt zwar den Titel „Betreuungsgebäude“, die Räume sind aber so geschnitten, dass sie auch als Klassenzimmer genutzt werden können, falls in den kommenden Jahren einzelne Jahrgänge zweizügig werden sollten. Wie das multifunktionale Gebäude genutzt wird, soll von Schuljahr zu Schuljahr entschieden werden, sobald Mitte März die Zahlen für die neuen Erstklässler vorliegen.

Für das vom Gäufeldener Architekten Oliver Hess geplante Gebäude seien die Zeilen „Stein auf Stein, Stein auf Stein, das Häuschen wird bald fertig sein“ aus dem Kinderlied „Wer will fleißige Handwerker seh‘n?“, das der Schulchor zur Begrüßung gesungen hatte, eigentlich nicht ganz zutreffend, meinte Herrenbergs Oberbürgermeister Thomas Sprißler. Denn: „Wir bauen aus Holz“, berichtete er den Kindern. Die Firma Holzbau Schaible aus Wildberg hat als Generalübernehmer den Zuschlag für die Errichtung des rund 2,3 Millionen Euro teuren Projekts erhalten. Die Rohbauarbeiten sollen demnächst starten. Danach folgt eine längere werksinterne Vorbereitungsphase. Fertiggestellt werden soll das Gebäude im Juli 2023.

Das zertifizierte Holz kommt aus dem Umkreis von 250 Kilometern

Nachhaltigkeit wurde bei dem Projekt nicht nur in puncto Holz großgeschrieben, sondern auch die Transportwege mit einbezogen. Daher wurde festgelegt, dass das eingesetzte zertifizierte Holz in einem Umkreis von 250 Kilometern um Herrenberg gewachsen und weiterverarbeitet wurde. Für die Bodenplatte aus Beton, auf dem der Holzbau errichtet wird, muss zudem keine neue Fläche versiegelt werden, da diese im südlichen Teil des bereits bestehenden Bolzplatzes entsteht. Hierbei und für alle weiteren Betonteile kommt Recycling-Beton zum Einsatz. Der Gemeinderat hat sich für diesen Beitrag zum Klimaschutz entschieden, auch wenn er mit rund 17 000 Euro Mehrkosten zu Buche schlagen wird.

Das Gebäude wird so gestaltet, dass es später um eine Etage aufgestockt werden kann, um zum Beispiel eine Ganztagesbetreuung einzurichten. Der dafür bereits eingeplante Aufzugschacht wird ebenfalls in Holz ausgeführt. Es bekommt zudem ein begrüntes Dach samt Fotovoltaikanlage und wird an das Nahwärmenetz von Grundschule und angrenzender Mehrzweckhalle angeschlossen. Angesichts dieser ökologischen Aspekte hofft Ortsvorsteher Timo Petersen darauf, dass das in seinen Dimensionen eher kleine Gebäude doch ein mögliches „Leuchtturmprojekt mit Strahlkraft“ für ganz Herrenberg sein könnte.