Das neue Gebäudeensemble am Marktplatz ist in moderner Fachwerkoptik angedacht. Es wird gegenüber dem alten Rathaus (ganz links) entstehen. Foto: Baumann & Dürr

Die Stadt Steinheim beauftragt das beim Wettbewerb siegreiche Architekturbüro mit dem „Jahrhundertprojekt“. Bürger sind in Sorge wegen des Verkehrs.

Das Architektenbüro Baumann und Dürr, das den Wettbewerb um den Neubau des Rathauses in Steinheim gewonnen hat, ist jetzt auch offiziell mit der Planung des Großprojekts beauftragt worden. Oder wie die SPD-Stadträtin Annette Grimm sagt: „des Jahrhundertprojekts“. Der Gemeinderat gab am Mittwoch einstimmig grünes Licht. Als „wegweisend“ für Steinheim bezeichnete Bürgermeister Thomas Winterhalter das Vorhaben. Der Tagesordnungspunkt hatte einige Bürger in den Sitzungssaal gelockt. Wird in der Stadt doch erstmals seit dem Jahr 1580 wieder ein Rathaus gebaut.

Der Beschluss ist der Startschuss dafür, dass aus der vagen Planung ein detailliertes Vorhaben wird. Klar ist, dass das Gebäudeensemble am Marktplatz in moderner Fachwerkoptik gebaut werden soll. Form und Richtung der Giebel werden an die Umgebung angepasst. Wie am alten soll es am neuen Rathaus Arkaden geben. „Wir möchten den Ort deuten und interpretieren und ihn besser hinterlassen, als wir ihn vorgefunden haben“, sagt Architekt Martin Dürr.

Vor allem: Mit dem Vorhaben wird dringend benötigter Platz für die Stadtverwaltung geschaffen, deren Mitarbeiter bisher in der Kernstadt und den Ortsteilen dezentral untergebracht sind. Künftig soll sich alles unter einem Dach befinden, direkt am Marktplatz etwa auch das Bürgerbüro.

Für den Neubau weichen mehrere Gebäude. Unklar ist noch die Beschaffenheit des Baugrunds, in dem die Tiefgarage mit 29  Stellplätzen geplant ist. Die Baukosten sind deshalb noch nicht bezifferbar. Für die Planung in diesem Jahr stehen eine Million Euro bereit, für die Umsetzung – bisher optimistisch von 2024 bis 2026 angestrebt – 15  Millionen Euro. „Ob das ausreichen wird, muss sich zeigen“, sagt Thomas Winterhalter. Es handele es sich um eine „grobe Schätzung“. Grünen-Rat Rainer Breimaier betonte, dass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen dürfen. Er hakte wegen einer Kostensteuerung nach, was Winterhalter weder bejahte noch verneinte: „Wir haben mit und ohne gute Erfahrungen gemacht.“

Verkehrsplanung ist noch ein „ungelegtes Ei“

Die Bürgerschaft, das wurde in der einstündigen Einwohnerfragestunde deutlich, treibt das Thema Verkehr um. Zum einen sei die Situation zwischen Marktplatz und der Murr schon jetzt schwierig wegen fehlender Parkplätze und schlechter Gehwege. Zum anderen befürchten Landwirte, mit ihren Maschinen nicht mehr zur Murrbrücke fahren zu können. Und Anwohner befürchten Ausweichverkehr. Thomas Winterhalter verwies darauf, dass die Planung erst beginne. „Es ist nichts in Stein gemeißelt, und vielleicht bleibt die Verkehrsführung wie sie ist. Wir reden von einem ungelegten Ei. Aber es muss gestattet sein, Alternativen zu prüfen.“

Auftrag sei es, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und auch das Murrufer erlebbarer zu machen. Dass die Verbindung zur Brücke für landwirtschaftliche Maschinen ungeeignet ist, sei nicht neu. „Schon vor rund 20 Jahren beschloss der Gemeinderat, den Feldweg von der Murrbrücke zu den Tennisplätzen in Erdmannhausen zu einer Gemeindeverbindungsstraße auszubauen. Warum da nichts passiert ist, entzieht sich meiner Kenntnis.“