Gut aus der Vogelperspektive zu sehen: Ein sattgrüner Algenteppich bedeckt große Teile der Seefläche. Foto: Gottfried Stoppel

Der Ebnisee wird Ende 2026 abgelassen und danach teilweise entschlammt. Warum das nötig ist, wie der Ablauf aussieht und welche Folgen das für Badegäste, Natur und Region hat.

Der Ebnisee – die Perle des Schwäbischen Waldes – hat Patina angesetzt. Ein sattgrüner Algenteppich bedeckt knapp ein Viertel der Seefläche – malerisch vielleicht, harmlos sicher, aber nicht folgenlos. Die auffälligen Algen zeugen von Sauerstoffreichtum und guter Wasserqualität. Doch der immer mächtiger werdende Schlamm am Gewässergrund setzt dem See zu. Forst und Behörden reagieren – mit einem aufwendigen Entschlammungsplan.

Was ist geplant?

Der Ebnisee wird ab Herbst 2026 langsam abgelassen und im darauffolgenden Jahr teilweise entschlammt. Ziel ist es, die Stauanlage technisch zu überprüfen und das Sediment am Seeboden zu reduzieren. Der Badebetrieb fällt 2027 aus, die Wiederbefüllung beginnt im Herbst. Frühestens ab Sommer 2028 ist wieder regulärer Badebetrieb möglich. Da geschützte Uferbereiche nicht berührt werden dürfen, ist nur eine Teilentschlammung vorgesehen.

Wie kam es zu der Entscheidung, den Ebnisee abzulassen?

Die Maßnahme ist keine freiwillige Schönheitskur, sondern eine gesetzlich vorgeschriebene Pflicht. Die Wasserbehörde verlangt aus Sicherheitsgründen eine technische Überprüfung der Stauanlage. Dazu muss der Ebnisee komplett abgelassen werden. Martin Röhrs, Leiter des Forstbezirks Schwäbischer Wald bei ForstBW, erklärt: „Hier besteht keine Gefahr, aber solche Standardüberprüfungen sind verpflichtend. Der Damm ist nie ganz dicht, Wasser durchdringt das Bauwerk immer ein wenig.“

Der Ebnisee und seine Uferflächen gehören dem Land. Foto: Gottfried Stoppel

Die Stauanlage des Ebnisees wurde 1746 ursprünglich für die Holzflößerei angelegt. Heute staut ein Erddamm den Sommerbach, der hinter dem Bauwerk in die Wieslauf übergeht. Über den Damm verläuft die Landesstraße L1120. Der See fasst rund 163 000 Kubikmeter Wasser und erreicht an seiner tiefsten Stelle knapp sieben Meter. Der Ebnisee und seine Uferflächen gehören dem Land Baden-Württemberg. Die letzte umfassende Sicherungsmaßnahme an der Stauanlage fand 2015 statt.

Wann beginnt die Maßnahme – und wie lange dauert sie?

Bereits 2024 begannen die vorbereitenden Planungen, darunter die Beauftragung von Fachgutachtern, erste Abstimmungen mit dem Landratsamt sowie ein erster Runder Tisch. Seit Januar 2025 läuft das artenschutzrechtliche Monitoring, das laut Vorschrift ein vollständiges Kalenderjahr umfassen muss. Diese Vorarbeiten sind Voraussetzung dafür, dass der eigentliche Baustart frühestens im Herbst 2026 erfolgen kann. Dann beginnt ein langsamer, mehrmonatiger Grundablass des Sees – mithilfe eines großen Schiebers, der schrittweise geöffnet wird.

Das langsame Vorgehen dient dem Schutz der Ökologie: So soll vermieden werden, dass zu viel Feinschlamm in die Wieslauf gespült wird, was die Atmung von Wasserorganismen erschweren könnte. Nach dem Ablassen wird der See den Sommer 2027 über austrocknen. Erst danach kann mit der eigentlichen Entlandung begonnen werden. Eine Badesaison 2027 wird es also nicht geben. Ab Herbst 2027 beginnt der Wiederanstau, sodass frühestens im Sommer 2028 wieder gebadet werden kann.

Wird der See komplett entschlammt?

Nein. Eine Vollentschlammung ist aus naturschutzrechtlichen Gründen ausgeschlossen. Laut Bundes- und Landesnaturschutzgesetz dürfen sogenannte Röhrichtbereiche – also Schilfzonen am Ufer – nicht angetastet werden. Diese finden sich insbesondere am Westufer des Sees. Deshalb war von Anfang an nur eine Teilentschlammung geplant. In enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde wird festgelegt, welche Bereiche geräumt werden dürfen und welche nicht.

Wie viel Schlamm wird entfernt – und wohin kommt er?

Erhebungen haben gezeigt, dass sich seit 2015 rund 10 000 Kubikmeter Sediment im See abgelagert haben, vor allem im Nordteil, wo der Sommerbach in den See fließt. Dieses Volumen bezieht sich auf den wassergesättigten Zustand. Durch die sommerliche Austrocknung wird sich das Volumen schätzungsweise halbieren. Je nach Trocknungsgrad und zugelassener Entnahmemenge wird mit einer Gesamtmenge von rund 3000 Kubikmetern zu transportierendem Material gerechnet.

Was passiert mit dem Sediment?

Das Sediment ist laut geologischen Untersuchungen unbelastet und kann auf landwirtschaftlichen Flächen ausgebracht werden. Erste Zusagen von Landwirten gibt es bereits. Bevorzugt werden Ackerflächen, nicht Dauergrünland. Die Ausbringung unterliegt strengen Vorschriften zur Mächtigkeit pro Quadratmeter.

Warum ist die Teilentschlammung ökologisch sinnvoll?

Das Projekt soll nicht nur den Damm sichern, sondern auch die Sedimentfracht verringern, die sich durch Laub und Sand aus dem Sommerbach angesammelt hat. Der Bach ist ökologisch wertvoll, weil er den Ebnisee mit Sauerstoff anreichert und so das Wachstum von Wasserpflanzen fördert. Eine punktuelle Entschlammung erhält diese Dynamik, ohne schützenswerte Bereiche zu zerstören.

Welche Schutzauflagen gelten während der Maßnahme?

Zwischen Ende Februar und Ende August dürfen keine Eingriffe erfolgen – Amphibien- und Fischschutz haben Vorrang. Daher ist der Zeitplan eng: Nur der Herbst und der frühe Winter 2026 sowie 2027 stehen für technische Maßnahmen zur Verfügung. Auch während des Ablassens gelten besondere Vorkehrungen, etwa zum Schutz der Wieslauf vor Feinschlamm.

Wer trägt die Kosten des Projekts?

ForstBW hat eine eigene Rücklage über 800 000 Euro gebildet. Die aktuelle Kostenschätzung liegt bei 640 000 Euro. Wenn Mittel übrig bleiben, sollen sie in zusätzliche Verbesserungen am Ebnisee fließen, etwa in einen neuen Lehrpfad oder Informationsmaterialien zu Ökologie und Wald. Der Ebnisee und die angrenzenden Flächen gehören dem Land Baden-Württemberg. Zuständig für die Unterhaltung und Finanzierung solcher Maßnahmen ist daher das landeseigene Unternehmen ForstBW.

Was passiert mit den Fischen während der Entleerung?

Das Fischereirecht liegt beim Anglerverein Welzheim. Gemeinsam mit dem Verein und in Absprache mit der Fischereibehörde sollen Maßnahmen zum Schutz der eingesetzten und sich vermehrenden Fischbestände erfolgen. Genaues wird derzeit noch abgestimmt.

Welche Rolle spielt der Ebniseeverein?

Der Ebniseeverein übernimmt eine Schlüsselrolle in der Koordination verschiedenster Interessen rund um den See. Der Verein vermittelt zwischen Gemeinden, Naturschutz, Tourismus und Gastronomie. Darüber hinaus betreut er historische Bauwerke und Infrastrukturen am See wie die DLRG-Hütte, die Infohütte und die Waldschenke. Er organisiert unter anderem auch die Veranstaltungsreihe „Ebnisee für alle“. Vorsitzender Konrad Jelden betont: „Wenn es den Ebniseeverein nicht gäbe, gäbe es den Ebnisee in dieser Form wohl auch nicht mehr.“